die Sonne war hinter die Bäume gesunken, der Schatten fiel auf den großen König, und ich weiß nicht mehr wie ich fortkam."
Der alte Major hatte etwas mit dem Finger am Auge zu thun; der Kriegsrath ebenfalls. Es entstand eine Pause. Auch schienen ihre Pfeifen in Unordnung gerathen, denn beide Herren zogen sehr eifrig, und benutzten den Rest der Pause dazu, dicke Wolken in die Luft zu blasen. Und dann war alles wieder in Ordnung.
"Einem außerordentlichen Manne muß man schon manches nachsehen, hub der Major an, was man einem gewöhnlichen Menschen nicht verziehe. Dafür ist er ein großer Mann. Und wenn Friedrich heut lebte, so würde er wohl anders urtheilen, und nicht noch meinen, daß ein Bürgerlicher nur unter den Husaren gut ist, und unter der Artillerie zum Officier taugt. -- Und daß er dem jungen Herrn, der sein Page gewesen, mein Regiment gab, daran hat er ganz recht gethan, oder meinst Du anders? Ist er nicht ein General geworden, der dem Staat Ehre gebracht hat. Warum ward der Bonaparte ein großer Feldherr, warum hat er um sich eine Schule guter Generale? Weil er's mit der Anciennetät nicht genau nimmt, weil er die Tüchtigen sich herausgreift, wo er sie findet, weil er auf dem Schlachtfelde avan¬ ciren läßt, wie's ihm grad zu Muth ist. Da ist Salz, da ist Blut im Heere, er fragt nicht nach Glauben und Herkommen und alten Ansprüchen. Jeder
die Sonne war hinter die Bäume geſunken, der Schatten fiel auf den großen König, und ich weiß nicht mehr wie ich fortkam.“
Der alte Major hatte etwas mit dem Finger am Auge zu thun; der Kriegsrath ebenfalls. Es entſtand eine Pauſe. Auch ſchienen ihre Pfeifen in Unordnung gerathen, denn beide Herren zogen ſehr eifrig, und benutzten den Reſt der Pauſe dazu, dicke Wolken in die Luft zu blaſen. Und dann war alles wieder in Ordnung.
„Einem außerordentlichen Manne muß man ſchon manches nachſehen, hub der Major an, was man einem gewöhnlichen Menſchen nicht verziehe. Dafür iſt er ein großer Mann. Und wenn Friedrich heut lebte, ſo würde er wohl anders urtheilen, und nicht noch meinen, daß ein Bürgerlicher nur unter den Huſaren gut iſt, und unter der Artillerie zum Officier taugt. — Und daß er dem jungen Herrn, der ſein Page geweſen, mein Regiment gab, daran hat er ganz recht gethan, oder meinſt Du anders? Iſt er nicht ein General geworden, der dem Staat Ehre gebracht hat. Warum ward der Bonaparte ein großer Feldherr, warum hat er um ſich eine Schule guter Generale? Weil er's mit der Anciennetät nicht genau nimmt, weil er die Tüchtigen ſich herausgreift, wo er ſie findet, weil er auf dem Schlachtfelde avan¬ ciren läßt, wie's ihm grad zu Muth iſt. Da iſt Salz, da iſt Blut im Heere, er fragt nicht nach Glauben und Herkommen und alten Anſprüchen. Jeder
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die Sonne war hinter die Bäume geſunken, der
Schatten fiel auf den großen König, und ich weiß
nicht mehr wie ich fortkam.“
Der alte Major hatte etwas mit dem Finger
am Auge zu thun; der Kriegsrath ebenfalls. Es
entſtand eine Pauſe. Auch ſchienen ihre Pfeifen in
Unordnung gerathen, denn beide Herren zogen ſehr
eifrig, und benutzten den Reſt der Pauſe dazu, dicke
Wolken in die Luft zu blaſen. Und dann war alles
wieder in Ordnung.
„Einem außerordentlichen Manne muß man
ſchon manches nachſehen, hub der Major an, was
man einem gewöhnlichen Menſchen nicht verziehe.
Dafür iſt er ein großer Mann. Und wenn Friedrich
heut lebte, ſo würde er wohl anders urtheilen, und
nicht noch meinen, daß ein Bürgerlicher nur unter
den Huſaren gut iſt, und unter der Artillerie zum
Officier taugt. — Und daß er dem jungen Herrn,
der ſein Page geweſen, mein Regiment gab, daran
hat er ganz recht gethan, oder meinſt Du anders?
Iſt er nicht ein General geworden, der dem Staat
Ehre gebracht hat. Warum ward der Bonaparte ein
großer Feldherr, warum hat er um ſich eine Schule
guter Generale? Weil er's mit der Anciennetät nicht
genau nimmt, weil er die Tüchtigen ſich herausgreift,
wo er ſie findet, weil er auf dem Schlachtfelde avan¬
ciren läßt, wie's ihm grad zu Muth iſt. Da iſt
Salz, da iſt Blut im Heere, er fragt nicht nach
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/155>, abgerufen am 24.11.2024.
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