Dritten nicht da war, auf der Stelle Execution, jeden Monat. Beim zweiten hat er sich gar nicht erst ver¬ klagen lassen. Gleich gezahlt, o 's ist ein sehr repu¬ tirlicher Herr, das muß man ihm nachsagen, und wenn's dritte kommt, wer weiß, ob sie dann nicht schon unter der Haube ist. Denn seine Alte wird's ja nicht mehr lange machen, die hat er nur mit dem Geschäft geheirathet. Und warum sollte er sie nicht in's Haus nehmen? Ist ja sein purer Profit. Er kommt viel wohlfeiler fort, als wenn er Alimente zahlen muß. Aber ein Begräbniß wird er seiner Alten ausrichten -- na, da könnte sich mancher Ge¬ heimrath schämen. Nein das muß man ihm nach¬ sagen, lumpen läßt sich der Herr Hoflackirer nicht; ist ein sehr reputabler Herr. -- Und, wie gesagt, hübsch war die Mariane, so blaß und schön, und das Kind, blutroth hat's wie 'ne Schnur um den Hals gehabt."
"Und meine Kinder hat Sie mitgenommen. Die unschuldigen Würmer! Sie Person Sie!"
"Aber Herr Geheimrath, ich weiß auch nicht, wie Sie mir vorkommen. Es ist ja nur, daß die Kinder es einmal gesehen haben. Das ist ja für's ganze Leben. So was kriegen sie nicht wieder zu sehen. Es soll ja kein Mensch mehr hingerichtet werden."
"Wer hat Ihr das wieder vorgeschwatzt?"
"Sie können's mir ganz gewiß glauben, Herr Geheimrath. Das ist die letzte Hinrichtung, hat der König gesagt. Und sie haben ihn beinah zwingen
Dritten nicht da war, auf der Stelle Execution, jeden Monat. Beim zweiten hat er ſich gar nicht erſt ver¬ klagen laſſen. Gleich gezahlt, o 's iſt ein ſehr repu¬ tirlicher Herr, das muß man ihm nachſagen, und wenn's dritte kommt, wer weiß, ob ſie dann nicht ſchon unter der Haube iſt. Denn ſeine Alte wird's ja nicht mehr lange machen, die hat er nur mit dem Geſchäft geheirathet. Und warum ſollte er ſie nicht in's Haus nehmen? Iſt ja ſein purer Profit. Er kommt viel wohlfeiler fort, als wenn er Alimente zahlen muß. Aber ein Begräbniß wird er ſeiner Alten ausrichten — na, da könnte ſich mancher Ge¬ heimrath ſchämen. Nein das muß man ihm nach¬ ſagen, lumpen läßt ſich der Herr Hoflackirer nicht; iſt ein ſehr reputabler Herr. — Und, wie geſagt, hübſch war die Mariane, ſo blaß und ſchön, und das Kind, blutroth hat's wie 'ne Schnur um den Hals gehabt.“
„Und meine Kinder hat Sie mitgenommen. Die unſchuldigen Würmer! Sie Perſon Sie!“
„Aber Herr Geheimrath, ich weiß auch nicht, wie Sie mir vorkommen. Es iſt ja nur, daß die Kinder es einmal geſehen haben. Das iſt ja für's ganze Leben. So was kriegen ſie nicht wieder zu ſehen. Es ſoll ja kein Menſch mehr hingerichtet werden.“
„Wer hat Ihr das wieder vorgeſchwatzt?“
„Sie können's mir ganz gewiß glauben, Herr Geheimrath. Das iſt die letzte Hinrichtung, hat der König geſagt. Und ſie haben ihn beinah zwingen
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Dritten nicht da war, auf der Stelle Execution, jeden
Monat. Beim zweiten hat er ſich gar nicht erſt ver¬
klagen laſſen. Gleich gezahlt, o 's iſt ein ſehr repu¬
tirlicher Herr, das muß man ihm nachſagen, und
wenn's dritte kommt, wer weiß, ob ſie dann nicht
ſchon unter der Haube iſt. Denn ſeine Alte wird's
ja nicht mehr lange machen, die hat er nur mit dem
Geſchäft geheirathet. Und warum ſollte er ſie nicht
in's Haus nehmen? Iſt ja ſein purer Profit. Er
kommt viel wohlfeiler fort, als wenn er Alimente
zahlen muß. Aber ein Begräbniß wird er ſeiner
Alten ausrichten — na, da könnte ſich mancher Ge¬
heimrath ſchämen. Nein das muß man ihm nach¬
ſagen, lumpen läßt ſich der Herr Hoflackirer nicht;
iſt ein ſehr reputabler Herr. — Und, wie geſagt,
hübſch war die Mariane, ſo blaß und ſchön, und
das Kind, blutroth hat's wie 'ne Schnur um den
Hals gehabt.“
„Und meine Kinder hat Sie mitgenommen. Die
unſchuldigen Würmer! Sie Perſon Sie!“
„Aber Herr Geheimrath, ich weiß auch nicht,
wie Sie mir vorkommen. Es iſt ja nur, daß die
Kinder es einmal geſehen haben. Das iſt ja für's
ganze Leben. So was kriegen ſie nicht wieder zu
ſehen. Es ſoll ja kein Menſch mehr hingerichtet werden.“
„Wer hat Ihr das wieder vorgeſchwatzt?“
„Sie können's mir ganz gewiß glauben, Herr
Geheimrath. Das iſt die letzte Hinrichtung, hat der
König geſagt. Und ſie haben ihn beinah zwingen
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/22>, abgerufen am 21.11.2024.
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