untersucht wird. Herr Schwager es ist kein Spaß, warum ich hier bin, es handelt sich um Ihre Existenz."
Der Geheimrath war zusammengefahren wie die Sinnpflanze bei der menschlichen Berührung. Sein Gesicht war blaß, seine Vollmondswangen schienen wie welk herabgesunken. Er öffnete die Lippen und wollte sprechen, aber die Zähne, die in eine unwill¬ kürliche Berührung geriethen, stammelten nur die Formel: "Mein allerdurchlauchtigster König, mein allergnädigster König und Herr!"
"Ist eine Natur, die wir Alle eigentlich noch nicht kennen, aber in gewissen Dingen hat er sich außerordentlich streng gezeigt." So sagte die Ge¬ heimräthin Schwägerin, die ruhig vor dem Zerknick¬ ten stand.
Der Geheimrath stammelte noch etwas von ge¬ heimen Feinden und nachdem er einige Schritte gethan, fiel er auf seinen Armsessel.
"Von Feinden weiß ich nichts, sagte die Schwä¬ gerin, im Gegentheil Sie haben sich viele Freunde durch Ihre Dine's gemacht, und es trifft sich nur sehr unglücklich, daß Lombard nach Frankreich ist. Aber sich in den Sorgenstuhl zu werfen, ist nicht Zeit, mon beau-frere! Ihre Freunde können wenig, Sie müssen selbst etwas thun, und auf der Stelle. Ihr Zopf ist noch gut, die Frisur passirt für den Abend. Werfen Sie sich in Ihr Habillement."
"Mein Gott doch nicht zu Seiner Majestät!" rief er aufspringend und rang die Hände.
unterſucht wird. Herr Schwager es iſt kein Spaß, warum ich hier bin, es handelt ſich um Ihre Exiſtenz.“
Der Geheimrath war zuſammengefahren wie die Sinnpflanze bei der menſchlichen Berührung. Sein Geſicht war blaß, ſeine Vollmondswangen ſchienen wie welk herabgeſunken. Er öffnete die Lippen und wollte ſprechen, aber die Zähne, die in eine unwill¬ kürliche Berührung geriethen, ſtammelten nur die Formel: „Mein allerdurchlauchtigſter König, mein allergnädigſter König und Herr!“
„Iſt eine Natur, die wir Alle eigentlich noch nicht kennen, aber in gewiſſen Dingen hat er ſich außerordentlich ſtreng gezeigt.“ So ſagte die Ge¬ heimräthin Schwägerin, die ruhig vor dem Zerknick¬ ten ſtand.
Der Geheimrath ſtammelte noch etwas von ge¬ heimen Feinden und nachdem er einige Schritte gethan, fiel er auf ſeinen Armſeſſel.
„Von Feinden weiß ich nichts, ſagte die Schwä¬ gerin, im Gegentheil Sie haben ſich viele Freunde durch Ihre Diné's gemacht, und es trifft ſich nur ſehr unglücklich, daß Lombard nach Frankreich iſt. Aber ſich in den Sorgenſtuhl zu werfen, iſt nicht Zeit, mon beau-frère! Ihre Freunde können wenig, Sie müſſen ſelbſt etwas thun, und auf der Stelle. Ihr Zopf iſt noch gut, die Friſur paſſirt für den Abend. Werfen Sie ſich in Ihr Habillement.“
„Mein Gott doch nicht zu Seiner Majeſtät!“ rief er aufſpringend und rang die Hände.
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unterſucht wird. Herr Schwager es iſt kein Spaß,
warum ich hier bin, es handelt ſich um Ihre Exiſtenz.“
Der Geheimrath war zuſammengefahren wie die
Sinnpflanze bei der menſchlichen Berührung. Sein
Geſicht war blaß, ſeine Vollmondswangen ſchienen
wie welk herabgeſunken. Er öffnete die Lippen und
wollte ſprechen, aber die Zähne, die in eine unwill¬
kürliche Berührung geriethen, ſtammelten nur die
Formel: „Mein allerdurchlauchtigſter König, mein
allergnädigſter König und Herr!“
„Iſt eine Natur, die wir Alle eigentlich noch
nicht kennen, aber in gewiſſen Dingen hat er ſich
außerordentlich ſtreng gezeigt.“ So ſagte die Ge¬
heimräthin Schwägerin, die ruhig vor dem Zerknick¬
ten ſtand.
Der Geheimrath ſtammelte noch etwas von ge¬
heimen Feinden und nachdem er einige Schritte
gethan, fiel er auf ſeinen Armſeſſel.
„Von Feinden weiß ich nichts, ſagte die Schwä¬
gerin, im Gegentheil Sie haben ſich viele Freunde
durch Ihre Diné's gemacht, und es trifft ſich nur
ſehr unglücklich, daß Lombard nach Frankreich iſt.
Aber ſich in den Sorgenſtuhl zu werfen, iſt nicht
Zeit, mon beau-frère! Ihre Freunde können wenig,
Sie müſſen ſelbſt etwas thun, und auf der Stelle.
Ihr Zopf iſt noch gut, die Friſur paſſirt für den
Abend. Werfen Sie ſich in Ihr Habillement.“
„Mein Gott doch nicht zu Seiner Majeſtät!“
rief er aufſpringend und rang die Hände.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/42>, abgerufen am 04.05.2024.
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