Baronin die Karten übernommen hatte. Es ist doch mit dem Nervensystem etwas Singuläres. Und es stört mancherlei."
"C'est le temps! bemerkte Bovillard, der inzwischen hinzugetreten. Un peu mystique, un peu clair-obscur, un peu de clairvoyance et un peu de verite, voila tout. Es ist wie mit dem Schnupfen. Man glaubt ihn los zu sein, da kommt er wieder."
"Herr Jemine, rief die Baronin, als sie aus¬ spielen sollte. Ich kann ja nicht, ich habe meinem Manne seine Karten gesehen."
Das sah jeder ein. Die Hofräthin öffnete vor Schreck den Mund, fast wie vorhin die junonische Frau. Die Partie war wirklich zerstört. Da über¬ nahm der wirkliche Geheimrath die Karten. Er blieb der Gott des Abends. Man sprach noch nach Wochen in den Kreisen von der Liebenswürdigkeit dieses Staatsmannes. -- Er ist später gestürzt; die Hof¬ räthin hielt fest am Glauben. Sie versicherte noch nach langen Jahren, es sei nur die schwärzeste Ca¬ bale, die einen solchen Mann stürzen können.
Unten im Hausflur wartete Johann. Er zitterte noch immer. Indem er der Geheimräthin die En¬ veloppe umgab, ging die Hausthür auf, ein ver¬ späteter Gast trat ein. Als er den Mantel ab¬ warf und seinem Diener Anweisungen wegen des Abholens gab, erkannte sie in ihm den Fremden, dem sie vorhin auf der Hintertreppe begegnet war. Die Blässe seines Gesichts war durch die schwarze, feine
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Baronin die Karten übernommen hatte. Es iſt doch mit dem Nervenſyſtem etwas Singuläres. Und es ſtört mancherlei.“
„C'est le temps! bemerkte Bovillard, der inzwiſchen hinzugetreten. Un peu mystique, un peu clair-obscur, un peu de clairvoyance et un peu de vérité, voilà tout. Es iſt wie mit dem Schnupfen. Man glaubt ihn los zu ſein, da kommt er wieder.“
„Herr Jemine, rief die Baronin, als ſie aus¬ ſpielen ſollte. Ich kann ja nicht, ich habe meinem Manne ſeine Karten geſehen.“
Das ſah jeder ein. Die Hofräthin öffnete vor Schreck den Mund, faſt wie vorhin die junoniſche Frau. Die Partie war wirklich zerſtört. Da über¬ nahm der wirkliche Geheimrath die Karten. Er blieb der Gott des Abends. Man ſprach noch nach Wochen in den Kreiſen von der Liebenswürdigkeit dieſes Staatsmannes. — Er iſt ſpäter geſtürzt; die Hof¬ räthin hielt feſt am Glauben. Sie verſicherte noch nach langen Jahren, es ſei nur die ſchwärzeſte Ca¬ bale, die einen ſolchen Mann ſtürzen können.
Unten im Hausflur wartete Johann. Er zitterte noch immer. Indem er der Geheimräthin die En¬ veloppe umgab, ging die Hausthür auf, ein ver¬ ſpäteter Gaſt trat ein. Als er den Mantel ab¬ warf und ſeinem Diener Anweiſungen wegen des Abholens gab, erkannte ſie in ihm den Fremden, dem ſie vorhin auf der Hintertreppe begegnet war. Die Bläſſe ſeines Geſichts war durch die ſchwarze, feine
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Baronin die Karten übernommen hatte. Es iſt doch
mit dem Nervenſyſtem etwas Singuläres. Und es
ſtört mancherlei.“
„C'est le temps! bemerkte Bovillard, der inzwiſchen
hinzugetreten. Un peu mystique, un peu clair-obscur,
un peu de clairvoyance et un peu de vérité, voilà tout.
Es iſt wie mit dem Schnupfen. Man glaubt ihn
los zu ſein, da kommt er wieder.“
„Herr Jemine, rief die Baronin, als ſie aus¬
ſpielen ſollte. Ich kann ja nicht, ich habe meinem
Manne ſeine Karten geſehen.“
Das ſah jeder ein. Die Hofräthin öffnete vor
Schreck den Mund, faſt wie vorhin die junoniſche
Frau. Die Partie war wirklich zerſtört. Da über¬
nahm der wirkliche Geheimrath die Karten. Er blieb
der Gott des Abends. Man ſprach noch nach Wochen
in den Kreiſen von der Liebenswürdigkeit dieſes
Staatsmannes. — Er iſt ſpäter geſtürzt; die Hof¬
räthin hielt feſt am Glauben. Sie verſicherte noch
nach langen Jahren, es ſei nur die ſchwärzeſte Ca¬
bale, die einen ſolchen Mann ſtürzen können.
Unten im Hausflur wartete Johann. Er zitterte
noch immer. Indem er der Geheimräthin die En¬
veloppe umgab, ging die Hausthür auf, ein ver¬
ſpäteter Gaſt trat ein. Als er den Mantel ab¬
warf und ſeinem Diener Anweiſungen wegen des
Abholens gab, erkannte ſie in ihm den Fremden, dem
ſie vorhin auf der Hintertreppe begegnet war. Die
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/81>, abgerufen am 21.11.2024.
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