gewittert haben. Auch die Anwesenheit der vielen vornehmen Fremden genirt ihn gar nicht. Ginge es freilich nach Talleyrand, so hätten wir längst auf die Ausweisung der Fürstin Gargazin gedrungen. Sagt man nicht im Publikum, sie intriguire für Rußland! Immerhin. Wir kennen Ihren König, Ihren Hof, Ihr Volk und Land, und sind vollkommen ruhig."
"Was kann uns schmeichelhafteres gesagt werden."
"Und was habe ich jetzt zu berichten über den Empfang des Monsieur Jean Paul. Muß ich nicht aus Gesellschaft in Gesellschaft, um nur Zeuge zu sein der Huldigung und Vergötterung des Poeten."
"Wenn Troubadoure, wie die Rattenfänger von Hameln durch den Continent zögen, würde Seine Majestät Kaiser Napoleon sparen können an -- Diplomaten, die beobachten, vielleicht auch an Ar¬ meen, die für ihn erobern."
"Mein Kaiser ist ein Eroberer, Sie haben recht, Major. Er ist dazu geboren. Glauben Sie aber nicht, daß er es vorzöge, wenn er den Embarras der Waffen sparen, und die Herzen erobern könnte? Wenn die Deutschen doch ihre wahren Interessen verständen. Theilen wir! Der Kaiser erobert die Reiche dieser Welt und läßt dafür Ihre Nation schaffen und erobern allein in dem der Ideale und der Schönheit. Die Deutschen haben Ueberfluß an Pro¬ dukten, und ihnen fehlt nur der Markt dafür. Den eröffnet er ihnen in seinem Weltreiche."
gewittert haben. Auch die Anweſenheit der vielen vornehmen Fremden genirt ihn gar nicht. Ginge es freilich nach Talleyrand, ſo hätten wir längſt auf die Ausweiſung der Fürſtin Gargazin gedrungen. Sagt man nicht im Publikum, ſie intriguire für Rußland! Immerhin. Wir kennen Ihren König, Ihren Hof, Ihr Volk und Land, und ſind vollkommen ruhig.“
„Was kann uns ſchmeichelhafteres geſagt werden.“
„Und was habe ich jetzt zu berichten über den Empfang des Monſieur Jean Paul. Muß ich nicht aus Geſellſchaft in Geſellſchaft, um nur Zeuge zu ſein der Huldigung und Vergötterung des Poeten.“
„Wenn Troubadoure, wie die Rattenfänger von Hameln durch den Continent zögen, würde Seine Majeſtät Kaiſer Napoleon ſparen können an — Diplomaten, die beobachten, vielleicht auch an Ar¬ meen, die für ihn erobern.“
„Mein Kaiſer iſt ein Eroberer, Sie haben recht, Major. Er iſt dazu geboren. Glauben Sie aber nicht, daß er es vorzöge, wenn er den Embarras der Waffen ſparen, und die Herzen erobern könnte? Wenn die Deutſchen doch ihre wahren Intereſſen verſtänden. Theilen wir! Der Kaiſer erobert die Reiche dieſer Welt und läßt dafür Ihre Nation ſchaffen und erobern allein in dem der Ideale und der Schönheit. Die Deutſchen haben Ueberfluß an Pro¬ dukten, und ihnen fehlt nur der Markt dafür. Den eröffnet er ihnen in ſeinem Weltreiche.“
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gewittert haben. Auch die Anweſenheit der vielen
vornehmen Fremden genirt ihn gar nicht. Ginge es
freilich nach Talleyrand, ſo hätten wir längſt auf die
Ausweiſung der Fürſtin Gargazin gedrungen. Sagt
man nicht im Publikum, ſie intriguire für Rußland!
Immerhin. Wir kennen Ihren König, Ihren Hof,
Ihr Volk und Land, und ſind vollkommen ruhig.“
„Was kann uns ſchmeichelhafteres geſagt
werden.“
„Und was habe ich jetzt zu berichten über den
Empfang des Monſieur Jean Paul. Muß ich nicht
aus Geſellſchaft in Geſellſchaft, um nur Zeuge zu
ſein der Huldigung und Vergötterung des Poeten.“
„Wenn Troubadoure, wie die Rattenfänger von
Hameln durch den Continent zögen, würde Seine
Majeſtät Kaiſer Napoleon ſparen können an —
Diplomaten, die beobachten, vielleicht auch an Ar¬
meen, die für ihn erobern.“
„Mein Kaiſer iſt ein Eroberer, Sie haben recht,
Major. Er iſt dazu geboren. Glauben Sie aber
nicht, daß er es vorzöge, wenn er den Embarras der
Waffen ſparen, und die Herzen erobern könnte?
Wenn die Deutſchen doch ihre wahren Intereſſen
verſtänden. Theilen wir! Der Kaiſer erobert die
Reiche dieſer Welt und läßt dafür Ihre Nation
ſchaffen und erobern allein in dem der Ideale und
der Schönheit. Die Deutſchen haben Ueberfluß an Pro¬
dukten, und ihnen fehlt nur der Markt dafür. Den
eröffnet er ihnen in ſeinem Weltreiche.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/115>, abgerufen am 27.11.2024.
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