"Unser Dichter Friedrich Schiller sang schon von dieser Theilung."
"Ah, ich weiß, ein schönes Lied, vom Parnaß."
"Indessen hat uns Seine Majestät, Ihr Kaiser auch schon mit etwas Irdischem beglückt. Sieben seiner höchsten Ordenszeichen, allein für unsern Hof!"
"Ich bin beschämt eben zu hören, daß Seine Majestät Ihr König so schnell sich revanchiren will. Auch sieben seiner schwarzen Adlerorden gehen nach Paris."
"In der That! sagte der Major. Ich möchte der glückliche Ueberbringer sein."
"Wie der Ueberbringer der Kaiserlichen Aus¬ zeichnungen auch hier einer glücklichen Entree sicher ist," setzte Herr von Fuchsius hinzu.
"Nein, er hat das Bein gebrochen," sagte der Gesandte.
Rath und Major sahen sich verwundert an und dann nach dem andern Zimmer, wo der Legations¬ rath der Russischen Fürstin eben die Pflegetochter des Hauses vorstellte.
"Er scheint doch in voller Gesundheit auf seinen Beinen zu stehen."
"Ach, ein kleiner Irrthum, meine Herren! Ein Adjutant von Mortier war als Cabinetscourier her¬ geschickt. Er brach in einem Hohlweg unglücklicher¬ weise Wagen und Bein, und da ihm zur Pflicht gemacht war, Depeche und Beilage an einem be¬ stimmten Tage mir einzuhändigen, glaubte er ihr zu
„Unſer Dichter Friedrich Schiller ſang ſchon von dieſer Theilung.“
„Ah, ich weiß, ein ſchönes Lied, vom Parnaß.“
„Indeſſen hat uns Seine Majeſtät, Ihr Kaiſer auch ſchon mit etwas Irdiſchem beglückt. Sieben ſeiner höchſten Ordenszeichen, allein für unſern Hof!“
„Ich bin beſchämt eben zu hören, daß Seine Majeſtät Ihr König ſo ſchnell ſich revanchiren will. Auch ſieben ſeiner ſchwarzen Adlerorden gehen nach Paris.“
„In der That! ſagte der Major. Ich möchte der glückliche Ueberbringer ſein.“
„Wie der Ueberbringer der Kaiſerlichen Aus¬ zeichnungen auch hier einer glücklichen Entree ſicher iſt,“ ſetzte Herr von Fuchſius hinzu.
„Nein, er hat das Bein gebrochen,“ ſagte der Geſandte.
Rath und Major ſahen ſich verwundert an und dann nach dem andern Zimmer, wo der Legations¬ rath der Ruſſiſchen Fürſtin eben die Pflegetochter des Hauſes vorſtellte.
„Er ſcheint doch in voller Geſundheit auf ſeinen Beinen zu ſtehen.“
„Ach, ein kleiner Irrthum, meine Herren! Ein Adjutant von Mortier war als Cabinetscourier her¬ geſchickt. Er brach in einem Hohlweg unglücklicher¬ weiſe Wagen und Bein, und da ihm zur Pflicht gemacht war, Depeche und Beilage an einem be¬ ſtimmten Tage mir einzuhändigen, glaubte er ihr zu
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„Unſer Dichter Friedrich Schiller ſang ſchon von
dieſer Theilung.“
„Ah, ich weiß, ein ſchönes Lied, vom Parnaß.“
„Indeſſen hat uns Seine Majeſtät, Ihr Kaiſer
auch ſchon mit etwas Irdiſchem beglückt. Sieben
ſeiner höchſten Ordenszeichen, allein für unſern Hof!“
„Ich bin beſchämt eben zu hören, daß Seine
Majeſtät Ihr König ſo ſchnell ſich revanchiren will.
Auch ſieben ſeiner ſchwarzen Adlerorden gehen nach
Paris.“
„In der That! ſagte der Major. Ich möchte
der glückliche Ueberbringer ſein.“
„Wie der Ueberbringer der Kaiſerlichen Aus¬
zeichnungen auch hier einer glücklichen Entree ſicher
iſt,“ ſetzte Herr von Fuchſius hinzu.
„Nein, er hat das Bein gebrochen,“ ſagte der
Geſandte.
Rath und Major ſahen ſich verwundert an und
dann nach dem andern Zimmer, wo der Legations¬
rath der Ruſſiſchen Fürſtin eben die Pflegetochter des
Hauſes vorſtellte.
„Er ſcheint doch in voller Geſundheit auf ſeinen
Beinen zu ſtehen.“
„Ach, ein kleiner Irrthum, meine Herren! Ein
Adjutant von Mortier war als Cabinetscourier her¬
geſchickt. Er brach in einem Hohlweg unglücklicher¬
weiſe Wagen und Bein, und da ihm zur Pflicht
gemacht war, Depeche und Beilage an einem be¬
ſtimmten Tage mir einzuhändigen, glaubte er ihr zu
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/116>, abgerufen am 17.02.2025.
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