Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852."I Gott bewahre, ich lache nicht. Sie hat mir "Gewiß eine Wahrheit. Das sehe ich auf Ihrem "Sehn Sie auch in die Gesichter rein, Geheim¬ "Prüfen Sie Ihr Herz," sprach die Geheim¬ Herr von Wandel stand neben der schönen Frau, Sie fuhr etwas zusammen. Ein Wort des Vor¬ "Wir stehen den jungen Leuten hier im Wege," „I Gott bewahre, ich lache nicht. Sie hat mir „Gewiß eine Wahrheit. Das ſehe ich auf Ihrem „Sehn Sie auch in die Geſichter rein, Geheim¬ „Prüfen Sie Ihr Herz,“ ſprach die Geheim¬ Herr von Wandel ſtand neben der ſchönen Frau, Sie fuhr etwas zuſammen. Ein Wort des Vor¬ „Wir ſtehen den jungen Leuten hier im Wege,“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0126" n="116"/> <p>„I Gott bewahre, ich lache nicht. Sie hat mir<lb/> nur geſagt — o es iſt zum Todtlachen!“</p><lb/> <p>„Gewiß eine Wahrheit. Das ſehe ich auf Ihrem<lb/> Geſicht.“</p><lb/> <p>„Sehn Sie auch in die Geſichter rein, Geheim¬<lb/> räthin? Ich wäre ſterblich verliebt, hat ſie geſagt,<lb/> oder wenn noch nicht, ſo würde es bald zum Aus¬<lb/> bruch kommen. Iſt das nicht zum Todtlachen!“</p><lb/> <p>„Prüfen Sie Ihr Herz,“ ſprach die Geheim¬<lb/> räthin, den Zeigefinger erhebend, und entfernte ſich<lb/> in der Richtung nach dem neuen Zauberkreiſe. Die<lb/> Anweſenheit der Fürſtin war ihr zwar angenehm,<lb/> ſogar ſehr angenehm, es war die vornehmſte Frau<lb/> in ihrer Societät. Aber was ſie Laforeſt vergab, war<lb/> ihr hier nicht mehr angenehm; die Fürſtin zau¬<lb/> berte zu viel.</p><lb/> <p>Herr von Wandel ſtand neben der ſchönen Frau,<lb/> die an ihrer Schärpe zupfte. Er hatte das Geſpräch<lb/> behorcht: „Prüfen Sie Ihr Herz!“ wiederholte er<lb/> mit ſanfter Stimme.</p><lb/> <p>Sie fuhr etwas zuſammen. Ein Wort des Vor¬<lb/> wurfs ſchien auf ihren Lippen bereit, aber mit ſo<lb/> Zutrauen erweckendem Blicke ſah der ernſte Mann<lb/> ſie an. Er hatte es nicht böſe gemeint, und er<lb/> ſpaßte nicht.</p><lb/> <p>„Wir ſtehen den jungen Leuten hier im Wege,“<lb/> ſagte er, und bot der Baronin den Arm, um ſie<lb/> von der Thür in das nächſte Zimmer zu führen. Sie<lb/> ließ ſich führen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
„I Gott bewahre, ich lache nicht. Sie hat mir
nur geſagt — o es iſt zum Todtlachen!“
„Gewiß eine Wahrheit. Das ſehe ich auf Ihrem
Geſicht.“
„Sehn Sie auch in die Geſichter rein, Geheim¬
räthin? Ich wäre ſterblich verliebt, hat ſie geſagt,
oder wenn noch nicht, ſo würde es bald zum Aus¬
bruch kommen. Iſt das nicht zum Todtlachen!“
„Prüfen Sie Ihr Herz,“ ſprach die Geheim¬
räthin, den Zeigefinger erhebend, und entfernte ſich
in der Richtung nach dem neuen Zauberkreiſe. Die
Anweſenheit der Fürſtin war ihr zwar angenehm,
ſogar ſehr angenehm, es war die vornehmſte Frau
in ihrer Societät. Aber was ſie Laforeſt vergab, war
ihr hier nicht mehr angenehm; die Fürſtin zau¬
berte zu viel.
Herr von Wandel ſtand neben der ſchönen Frau,
die an ihrer Schärpe zupfte. Er hatte das Geſpräch
behorcht: „Prüfen Sie Ihr Herz!“ wiederholte er
mit ſanfter Stimme.
Sie fuhr etwas zuſammen. Ein Wort des Vor¬
wurfs ſchien auf ihren Lippen bereit, aber mit ſo
Zutrauen erweckendem Blicke ſah der ernſte Mann
ſie an. Er hatte es nicht böſe gemeint, und er
ſpaßte nicht.
„Wir ſtehen den jungen Leuten hier im Wege,“
ſagte er, und bot der Baronin den Arm, um ſie
von der Thür in das nächſte Zimmer zu führen. Sie
ließ ſich führen.
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