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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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Nur umsonst verdoppeln wir die Schritte,
Nie erreichen wir das Ziel der Bahn;
Immer stehn wir in des Cirkels Mitte,
Und der Umkreis weicht, so wie wir nahn.

Das sind noch Gefühle eines Dichters," sprach er,
das Buch fortlegend.

"Der einer ersterbenden Welt angehört, wie
sein Horaz," sprach Walter für sich. Er nahm die
Vorlesung als Zeichen zum Abschied, der Geheime¬
rath hatte es aber nicht so gemeint:

"Wenn eine Mühle in's Stocken geräth, glauben
Sie, daß wir darum kein Brod mehr zu essen be¬
kommen, und wenn alle Uhren unrichtig gingen, daß
die Sonne sich darum auch einmal verspätet, auf¬
zugehen?"

Walter meinte, es sei doch eines Jeden Pflicht,
dafür zu sorgen, daß seine Uhr richtig gehe.

"Für seine eigne mag er sorgen, lieber Herr
van Asten, aber nicht um die Rathhausuhr."

Lupinus sah ihn dabei sehr pfiffig an. Walter
erröthete wieder: "Sie möchten unsern Staat wieder
auf die Beine bringen."

"Wer wünscht das nicht."

"Warum denn nicht! Wer jung ist! Einer sam¬
melt Schmetterlinge, der andre Mineralien, Wappen.
Mancher möchte auch gern ein Taschenspieler werden.
Alles unschädlich, so lange wir jung sind. Die Welt
liegt ja vor uns wie ein Feld mit Blumen. Weil
wir noch nicht dran denken, wie sauer es uns wird,

Nur umſonſt verdoppeln wir die Schritte,
Nie erreichen wir das Ziel der Bahn;
Immer ſtehn wir in des Cirkels Mitte,
Und der Umkreis weicht, ſo wie wir nahn.

Das ſind noch Gefühle eines Dichters,“ ſprach er,
das Buch fortlegend.

„Der einer erſterbenden Welt angehört, wie
ſein Horaz,“ ſprach Walter für ſich. Er nahm die
Vorleſung als Zeichen zum Abſchied, der Geheime¬
rath hatte es aber nicht ſo gemeint:

„Wenn eine Mühle in's Stocken geräth, glauben
Sie, daß wir darum kein Brod mehr zu eſſen be¬
kommen, und wenn alle Uhren unrichtig gingen, daß
die Sonne ſich darum auch einmal verſpätet, auf¬
zugehen?“

Walter meinte, es ſei doch eines Jeden Pflicht,
dafür zu ſorgen, daß ſeine Uhr richtig gehe.

„Für ſeine eigne mag er ſorgen, lieber Herr
van Aſten, aber nicht um die Rathhausuhr.“

Lupinus ſah ihn dabei ſehr pfiffig an. Walter
erröthete wieder: „Sie möchten unſern Staat wieder
auf die Beine bringen.“

„Wer wünſcht das nicht.“

„Warum denn nicht! Wer jung iſt! Einer ſam¬
melt Schmetterlinge, der andre Mineralien, Wappen.
Mancher möchte auch gern ein Taſchenſpieler werden.
Alles unſchädlich, ſo lange wir jung ſind. Die Welt
liegt ja vor uns wie ein Feld mit Blumen. Weil
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[14/0024] Nur umſonſt verdoppeln wir die Schritte, Nie erreichen wir das Ziel der Bahn; Immer ſtehn wir in des Cirkels Mitte, Und der Umkreis weicht, ſo wie wir nahn. Das ſind noch Gefühle eines Dichters,“ ſprach er, das Buch fortlegend. „Der einer erſterbenden Welt angehört, wie ſein Horaz,“ ſprach Walter für ſich. Er nahm die Vorleſung als Zeichen zum Abſchied, der Geheime¬ rath hatte es aber nicht ſo gemeint: „Wenn eine Mühle in's Stocken geräth, glauben Sie, daß wir darum kein Brod mehr zu eſſen be¬ kommen, und wenn alle Uhren unrichtig gingen, daß die Sonne ſich darum auch einmal verſpätet, auf¬ zugehen?“ Walter meinte, es ſei doch eines Jeden Pflicht, dafür zu ſorgen, daß ſeine Uhr richtig gehe. „Für ſeine eigne mag er ſorgen, lieber Herr van Aſten, aber nicht um die Rathhausuhr.“ Lupinus ſah ihn dabei ſehr pfiffig an. Walter erröthete wieder: „Sie möchten unſern Staat wieder auf die Beine bringen.“ „Wer wünſcht das nicht.“ „Warum denn nicht! Wer jung iſt! Einer ſam¬ melt Schmetterlinge, der andre Mineralien, Wappen. Mancher möchte auch gern ein Taſchenſpieler werden. Alles unſchädlich, ſo lange wir jung ſind. Die Welt liegt ja vor uns wie ein Feld mit Blumen. Weil wir noch nicht dran denken, wie ſauer es uns wird,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/24>, abgerufen am 21.11.2024.