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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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"Ich fliehe nicht."

"Wie es Ihnen beliebt. Bovillard wird nach
der Stadt gebracht. Ich fürchte mein Oheim auch.
Ich schwenkte, ehe sie mich erkannt, um Sie zu
avertiren."

Der Vicomte sah den Legationsrath fragend
an, als der Reiter bereits in der Schonung ver¬
schwand.

"Packen Sie die Pistolen ein, wenn's Ihnen
beliebt, wir fahren --"

"Nach Sachsen?"

"Nach der Stadt. Dem Schicksal, das meinen
Gegner trifft, werde ich mich nicht entziehen."

"Das kann eine lange Verhaftung nach sich
ziehen; je nachdem --"

"Sie sind frei, Herr Vicomte. Ich überliefre
mich der Behörde."

Der Wagen war noch nicht vorgefahren, als
eine andre leichte Jagdchaise heran rollte. Der Ritt¬
meister sprang heraus, ein Zeuge und ein Wundarzt
folgten.

Man erfuhr, was eigentlich keiner Verständigung
mehr bedürfte. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben,
tröstete der Rittmeister. Und wozu hilft eine Unter¬
suchung, mein Herr, auf die Sie dringen, wer eine
Unbesonnenheit und gar einen Verrath beging. Die
Polizei giebt ihre Quellen nicht an."

"Aber wie begnügte man sich damit, den einen
Duellanten zu verhaften, warum suchte man nicht

„Ich fliehe nicht.“

„Wie es Ihnen beliebt. Bovillard wird nach
der Stadt gebracht. Ich fürchte mein Oheim auch.
Ich ſchwenkte, ehe ſie mich erkannt, um Sie zu
avertiren.“

Der Vicomte ſah den Legationsrath fragend
an, als der Reiter bereits in der Schonung ver¬
ſchwand.

„Packen Sie die Piſtolen ein, wenn's Ihnen
beliebt, wir fahren —“

„Nach Sachſen?“

„Nach der Stadt. Dem Schickſal, das meinen
Gegner trifft, werde ich mich nicht entziehen.“

„Das kann eine lange Verhaftung nach ſich
ziehen; je nachdem —“

„Sie ſind frei, Herr Vicomte. Ich überliefre
mich der Behörde.“

Der Wagen war noch nicht vorgefahren, als
eine andre leichte Jagdchaiſe heran rollte. Der Ritt¬
meiſter ſprang heraus, ein Zeuge und ein Wundarzt
folgten.

Man erfuhr, was eigentlich keiner Verſtändigung
mehr bedürfte. „Aufgeſchoben iſt nicht aufgehoben,
tröſtete der Rittmeiſter. Und wozu hilft eine Unter¬
ſuchung, mein Herr, auf die Sie dringen, wer eine
Unbeſonnenheit und gar einen Verrath beging. Die
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Duellanten zu verhaften, warum ſuchte man nicht

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[264/0274] „Ich fliehe nicht.“ „Wie es Ihnen beliebt. Bovillard wird nach der Stadt gebracht. Ich fürchte mein Oheim auch. Ich ſchwenkte, ehe ſie mich erkannt, um Sie zu avertiren.“ Der Vicomte ſah den Legationsrath fragend an, als der Reiter bereits in der Schonung ver¬ ſchwand. „Packen Sie die Piſtolen ein, wenn's Ihnen beliebt, wir fahren —“ „Nach Sachſen?“ „Nach der Stadt. Dem Schickſal, das meinen Gegner trifft, werde ich mich nicht entziehen.“ „Das kann eine lange Verhaftung nach ſich ziehen; je nachdem —“ „Sie ſind frei, Herr Vicomte. Ich überliefre mich der Behörde.“ Der Wagen war noch nicht vorgefahren, als eine andre leichte Jagdchaiſe heran rollte. Der Ritt¬ meiſter ſprang heraus, ein Zeuge und ein Wundarzt folgten. Man erfuhr, was eigentlich keiner Verſtändigung mehr bedürfte. „Aufgeſchoben iſt nicht aufgehoben, tröſtete der Rittmeiſter. Und wozu hilft eine Unter¬ ſuchung, mein Herr, auf die Sie dringen, wer eine Unbeſonnenheit und gar einen Verrath beging. Die Polizei giebt ihre Quellen nicht an.“ „Aber wie begnügte man ſich damit, den einen Duellanten zu verhaften, warum ſuchte man nicht

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/274>, abgerufen am 27.11.2024.