Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

"Seine Relationen mit der französischen Am¬
bassade?"

"Was kümmert mich das! Möchte er den Tür¬
ken dienen oder wem draußen. Aber --"

"Haugwitzs Abneigung --"

"Kümmere ich mich um Haugwitzs äußere Af¬
fairen! Was braucht er von meinen inneren zu
wissen! Auch solche modernen Ideen! Jeder Mi¬
nister trägt Seiner Majestät vor, oder läßt vortragen,
was er für nöthig hält, im übrigen Herr in seinem
Departement, und kümmert sich nicht, was ein an¬
derer Minister will und denkt, oder nicht will und
nicht denkt, und wenn ich Jemand anstelle, der Haug¬
witzs Pläne contrecarriren oder Lucchesini vergiften
wollte, das ginge doch nur mich an, ob ich einen
solchen Menschen behalten will oder nicht. Also 's ist
nicht um Haugwitz noch um irgend Jemand."

"Dann wüßte ich in der That nichts, was man
Herrn von Wandel vorwerfen kann, als daß er keine
Dines giebt. Gewisse Personen choquirt das aller¬
dings."

"Er hat nicht von unten auf avancirt. Ver¬
stehen Sie mich wohl, was ich damit meine. Kann
das Hereingeblasene nicht leiden. Der Pli muß durch
die Schule kommen. Es ist mir nicht sowohl um
die Examina, denn wäre er von guter, ich meine
von sicherer Extraction, so -- aber -- die Familie
Wandel, sie mag sehr respectabel sein, je n'en doute
pas,
indessen im Rüxner und in Kaiser Caroli Land¬

„Seine Relationen mit der franzöſiſchen Am¬
baſſade?“

„Was kümmert mich das! Möchte er den Tür¬
ken dienen oder wem draußen. Aber —“

„Haugwitzs Abneigung —“

„Kümmere ich mich um Haugwitzs äußere Af¬
fairen! Was braucht er von meinen inneren zu
wiſſen! Auch ſolche modernen Ideen! Jeder Mi¬
niſter trägt Seiner Majeſtät vor, oder läßt vortragen,
was er für nöthig hält, im übrigen Herr in ſeinem
Departement, und kümmert ſich nicht, was ein an¬
derer Miniſter will und denkt, oder nicht will und
nicht denkt, und wenn ich Jemand anſtelle, der Haug¬
witzs Pläne contrecarriren oder Luccheſini vergiften
wollte, das ginge doch nur mich an, ob ich einen
ſolchen Menſchen behalten will oder nicht. Alſo 's iſt
nicht um Haugwitz noch um irgend Jemand.“

„Dann wüßte ich in der That nichts, was man
Herrn von Wandel vorwerfen kann, als daß er keine
Dinés giebt. Gewiſſe Perſonen choquirt das aller¬
dings.“

„Er hat nicht von unten auf avancirt. Ver¬
ſtehen Sie mich wohl, was ich damit meine. Kann
das Hereingeblaſene nicht leiden. Der Pli muß durch
die Schule kommen. Es iſt mir nicht ſowohl um
die Examina, denn wäre er von guter, ich meine
von ſicherer Extraction, ſo — aber — die Familie
Wandel, ſie mag ſehr reſpectabel ſein, je n'en doute
pas,
indeſſen im Rüxner und in Kaiſer Caroli Land¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0287" n="277"/>
        <p>&#x201E;Seine Relationen mit der franzö&#x017F;i&#x017F;chen Am¬<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;ade?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was kümmert mich das! Möchte er den Tür¬<lb/>
ken dienen oder wem draußen. Aber &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Haugwitzs Abneigung &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Kümmere ich mich um Haugwitzs äußere Af¬<lb/>
fairen! Was braucht er von meinen inneren zu<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en! Auch &#x017F;olche modernen Ideen! Jeder Mi¬<lb/>
ni&#x017F;ter trägt Seiner Maje&#x017F;tät vor, oder läßt vortragen,<lb/>
was er für nöthig hält, im übrigen Herr in &#x017F;einem<lb/>
Departement, und kümmert &#x017F;ich nicht, was ein an¬<lb/>
derer Mini&#x017F;ter will und denkt, oder nicht will und<lb/>
nicht denkt, und wenn ich Jemand an&#x017F;telle, der Haug¬<lb/>
witzs Pläne contrecarriren oder Lucche&#x017F;ini vergiften<lb/>
wollte, das ginge doch nur mich an, ob ich einen<lb/>
&#x017F;olchen Men&#x017F;chen behalten will oder nicht. Al&#x017F;o 's i&#x017F;t<lb/>
nicht um Haugwitz noch um irgend Jemand.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Dann wüßte ich in der That nichts, was man<lb/>
Herrn von Wandel vorwerfen kann, als daß er keine<lb/>
Din<hi rendition="#aq">é</hi>s giebt. Gewi&#x017F;&#x017F;e Per&#x017F;onen choquirt das aller¬<lb/>
dings.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er hat nicht von unten auf avancirt. Ver¬<lb/>
&#x017F;tehen Sie mich wohl, was ich damit meine. Kann<lb/>
das Hereingebla&#x017F;ene nicht leiden. Der Pli muß durch<lb/>
die Schule kommen. Es i&#x017F;t mir nicht &#x017F;owohl um<lb/>
die Examina, denn wäre er von guter, ich meine<lb/>
von &#x017F;icherer Extraction, &#x017F;o &#x2014; aber &#x2014; die Familie<lb/>
Wandel, &#x017F;ie mag &#x017F;ehr re&#x017F;pectabel &#x017F;ein, <hi rendition="#aq">je n'en doute<lb/>
pas,</hi> inde&#x017F;&#x017F;en im Rüxner und in Kai&#x017F;er Caroli Land¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0287] „Seine Relationen mit der franzöſiſchen Am¬ baſſade?“ „Was kümmert mich das! Möchte er den Tür¬ ken dienen oder wem draußen. Aber —“ „Haugwitzs Abneigung —“ „Kümmere ich mich um Haugwitzs äußere Af¬ fairen! Was braucht er von meinen inneren zu wiſſen! Auch ſolche modernen Ideen! Jeder Mi¬ niſter trägt Seiner Majeſtät vor, oder läßt vortragen, was er für nöthig hält, im übrigen Herr in ſeinem Departement, und kümmert ſich nicht, was ein an¬ derer Miniſter will und denkt, oder nicht will und nicht denkt, und wenn ich Jemand anſtelle, der Haug¬ witzs Pläne contrecarriren oder Luccheſini vergiften wollte, das ginge doch nur mich an, ob ich einen ſolchen Menſchen behalten will oder nicht. Alſo 's iſt nicht um Haugwitz noch um irgend Jemand.“ „Dann wüßte ich in der That nichts, was man Herrn von Wandel vorwerfen kann, als daß er keine Dinés giebt. Gewiſſe Perſonen choquirt das aller¬ dings.“ „Er hat nicht von unten auf avancirt. Ver¬ ſtehen Sie mich wohl, was ich damit meine. Kann das Hereingeblaſene nicht leiden. Der Pli muß durch die Schule kommen. Es iſt mir nicht ſowohl um die Examina, denn wäre er von guter, ich meine von ſicherer Extraction, ſo — aber — die Familie Wandel, ſie mag ſehr reſpectabel ſein, je n'en doute pas, indeſſen im Rüxner und in Kaiſer Caroli Land¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/287
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/287>, abgerufen am 27.11.2024.