buch finden wir keinen Wandel. Comprenez-vous? Wie gesagt ein genialischer Mann, sehr unterrichtet, generös -- ich werde ihn Morgen zu Tisch einladen."
Die Einladung war die Entlassung, oder der Wink zum Gehen für Bovillard.
An der Thüre winkte ihn noch ein A propos zurück. Der Minister ging dem Rückkehrenden noch um einige Schritte entgegen, und mit einem faunischen Augenblinzeln flüsterte er in einem Tone, zwischen Herablassung und Cordialität: "A propos, Herr Ge¬ heimrath haben ja wohl interessante Staatsconfe¬ renzen jetzt bei St. Real?"
"Verstandesspiele, Recreations in der Gewitter¬ schwüle," entgegnete Bovillard und war hinaus.
"Wer war denn das im Vorzimmer? fragte er, als Fuchsius ihn noch im Flur des Hotels einholte. Die Physiognomie muß ich schon gesehen haben."
"Der Sohn des reichen Kaufmann van Asten."
"Der! -- Ist ja ein Genie. Was will der beim Minister?"
Fuchsius zückte die Achseln: "Was eigentlich, weiß ich nicht. Vielleicht eine Anstellung."
Bovillard lachte: "Sehn Sie! Hab ich's Ihnen nicht gesagt. Auch diese Genies kriechen zu Kreuz. Wenn der Vater die Tasche zuhält, soll der Staat sie öffnen. Uebrigens ist der Alte gar nicht so reich. Ein Schrullenkopf auch."
"Beim Sohn hat es doch vielleicht andre Gründe."
"Lieber Rath, warum kriecht Jemand zu Kreuze?
buch finden wir keinen Wandel. Comprenez-vous? Wie geſagt ein genialiſcher Mann, ſehr unterrichtet, generös — ich werde ihn Morgen zu Tiſch einladen.“
Die Einladung war die Entlaſſung, oder der Wink zum Gehen für Bovillard.
An der Thüre winkte ihn noch ein A propos zurück. Der Miniſter ging dem Rückkehrenden noch um einige Schritte entgegen, und mit einem fauniſchen Augenblinzeln flüſterte er in einem Tone, zwiſchen Herablaſſung und Cordialität: „A propos, Herr Ge¬ heimrath haben ja wohl intereſſante Staatsconfe¬ renzen jetzt bei St. Real?“
„Verſtandesſpiele, Recreations in der Gewitter¬ ſchwüle,“ entgegnete Bovillard und war hinaus.
„Wer war denn das im Vorzimmer? fragte er, als Fuchſius ihn noch im Flur des Hotels einholte. Die Phyſiognomie muß ich ſchon geſehen haben.“
„Der Sohn des reichen Kaufmann van Aſten.“
„Der! — Iſt ja ein Genie. Was will der beim Miniſter?“
Fuchſius zückte die Achſeln: „Was eigentlich, weiß ich nicht. Vielleicht eine Anſtellung.“
Bovillard lachte: „Sehn Sie! Hab ich's Ihnen nicht geſagt. Auch dieſe Genies kriechen zu Kreuz. Wenn der Vater die Taſche zuhält, ſoll der Staat ſie öffnen. Uebrigens iſt der Alte gar nicht ſo reich. Ein Schrullenkopf auch.“
„Beim Sohn hat es doch vielleicht andre Gründe.“
„Lieber Rath, warum kriecht Jemand zu Kreuze?
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Wie geſagt ein genialiſcher Mann, ſehr unterrichtet,
generös — ich werde ihn Morgen zu Tiſch einladen.“
Die Einladung war die Entlaſſung, oder der
Wink zum Gehen für Bovillard.
An der Thüre winkte ihn noch ein A propos
zurück. Der Miniſter ging dem Rückkehrenden noch
um einige Schritte entgegen, und mit einem fauniſchen
Augenblinzeln flüſterte er in einem Tone, zwiſchen
Herablaſſung und Cordialität: „A propos, Herr Ge¬
heimrath haben ja wohl intereſſante Staatsconfe¬
renzen jetzt bei St. Real?“
„Verſtandesſpiele, Recreations in der Gewitter¬
ſchwüle,“ entgegnete Bovillard und war hinaus.
„Wer war denn das im Vorzimmer? fragte er,
als Fuchſius ihn noch im Flur des Hotels einholte.
Die Phyſiognomie muß ich ſchon geſehen haben.“
„Der Sohn des reichen Kaufmann van Aſten.“
„Der! — Iſt ja ein Genie. Was will der
beim Miniſter?“
Fuchſius zückte die Achſeln: „Was eigentlich, weiß
ich nicht. Vielleicht eine Anſtellung.“
Bovillard lachte: „Sehn Sie! Hab ich's Ihnen
nicht geſagt. Auch dieſe Genies kriechen zu Kreuz.
Wenn der Vater die Taſche zuhält, ſoll der Staat
ſie öffnen. Uebrigens iſt der Alte gar nicht ſo reich.
Ein Schrullenkopf auch.“
„Beim Sohn hat es doch vielleicht andre Gründe.“
„Lieber Rath, warum kriecht Jemand zu Kreuze?
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/288>, abgerufen am 16.07.2024.
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