wie ihrem himmlischen Gesichte der Blick des Zornes und der Entrüstung steht, den sie auf den Monstre¬ pilz bei Gelegenheit werfen will."
"Monsieur de Bovillard braucht uns nicht zu versichern, daß er nie ein Admirateur der Venus Urania war."
"Offenherzig, ich halte es mit dem edlen Schiller, -- der ist nun auch todt, alles Edle stirbt, meine Freunde, -- als er sang:
Ach, da euer Wonnedienst noch glänzte,
Wie ganz anders, anders war es da!
Da man deine Tempel noch bekränzte
Venus Amathusia!"
Der Dritte im Bunde, der kein anderer war als der Legationsrath Wandel, meinte, er könne die Besorgniß nicht theilen, so viel er wisse, sei doch gestern beschlossen: der König wolle, die besondere Lage seiner fränkischen Lande erwägend, jeder der kriegführenden Mächte den Durchzug gewähren. Damit schiene denn doch alles ausgeglichen, und die äußern Angelegenheiten dürften dem excellenten Freunde seines edlen Freundes kein Kopfbrechen mehr verursachen.
"Gestern, Theuerster! Aber heute nicht mehr. Man hat angeführt, das verrathe Schwäche. Darum wollen wir heute Stärke verrathen, und erklären, daß wir Niemand durchlassen. Brauchen uns aber darum nicht zu ängstigen, morgen haben wir uns wieder anders besonnen, und lassen durch. Dieser Durchlaß nun liegt Christian im Magen, ein Aderlaß
19*
wie ihrem himmliſchen Geſichte der Blick des Zornes und der Entrüſtung ſteht, den ſie auf den Monſtre¬ pilz bei Gelegenheit werfen will.“
„Monsieur de Bovillard braucht uns nicht zu verſichern, daß er nie ein Admirateur der Venus Urania war.“
„Offenherzig, ich halte es mit dem edlen Schiller, — der iſt nun auch todt, alles Edle ſtirbt, meine Freunde, — als er ſang:
Ach, da euer Wonnedienſt noch glänzte,
Wie ganz anders, anders war es da!
Da man deine Tempel noch bekränzte
Venus Amathuſia!“
Der Dritte im Bunde, der kein anderer war als der Legationsrath Wandel, meinte, er könne die Beſorgniß nicht theilen, ſo viel er wiſſe, ſei doch geſtern beſchloſſen: der König wolle, die beſondere Lage ſeiner fränkiſchen Lande erwägend, jeder der kriegführenden Mächte den Durchzug gewähren. Damit ſchiene denn doch alles ausgeglichen, und die äußern Angelegenheiten dürften dem excellenten Freunde ſeines edlen Freundes kein Kopfbrechen mehr verurſachen.
„Geſtern, Theuerſter! Aber heute nicht mehr. Man hat angeführt, das verrathe Schwäche. Darum wollen wir heute Stärke verrathen, und erklären, daß wir Niemand durchlaſſen. Brauchen uns aber darum nicht zu ängſtigen, morgen haben wir uns wieder anders beſonnen, und laſſen durch. Dieſer Durchlaß nun liegt Chriſtian im Magen, ein Aderlaß
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[291/0301]
wie ihrem himmliſchen Geſichte der Blick des Zornes
und der Entrüſtung ſteht, den ſie auf den Monſtre¬
pilz bei Gelegenheit werfen will.“
„Monsieur de Bovillard braucht uns nicht zu
verſichern, daß er nie ein Admirateur der Venus
Urania war.“
„Offenherzig, ich halte es mit dem edlen Schiller,
— der iſt nun auch todt, alles Edle ſtirbt, meine
Freunde, — als er ſang:
Ach, da euer Wonnedienſt noch glänzte,
Wie ganz anders, anders war es da!
Da man deine Tempel noch bekränzte
Venus Amathuſia!“
Der Dritte im Bunde, der kein anderer war als der
Legationsrath Wandel, meinte, er könne die Beſorgniß
nicht theilen, ſo viel er wiſſe, ſei doch geſtern beſchloſſen:
der König wolle, die beſondere Lage ſeiner fränkiſchen
Lande erwägend, jeder der kriegführenden Mächte den
Durchzug gewähren. Damit ſchiene denn doch alles
ausgeglichen, und die äußern Angelegenheiten dürften
dem excellenten Freunde ſeines edlen Freundes kein
Kopfbrechen mehr verurſachen.
„Geſtern, Theuerſter! Aber heute nicht mehr.
Man hat angeführt, das verrathe Schwäche. Darum
wollen wir heute Stärke verrathen, und erklären,
daß wir Niemand durchlaſſen. Brauchen uns aber
darum nicht zu ängſtigen, morgen haben wir uns
wieder anders beſonnen, und laſſen durch. Dieſer
Durchlaß nun liegt Chriſtian im Magen, ein Aderlaß
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/301>, abgerufen am 16.07.2024.
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