Hausthür gehört, darauf einen Lärm von mehren Stimmen; die des Kammerdieners war deutlich zu erkennen, welche Eindringenden den Zutritt verwehren wollte. Eine andre Stimme tönte aber scharf hin¬ durch, welche den Legationsrath zu frappiren schien, auch der Kammerherr horchte aufmerksam. Nur der Geheimrath hörte in seiner Aufregung erst darauf, als feste Männertritte die kleine Hintertreppe herauf¬ stürmten. "Sie dürfen nicht, ich darf Niemand rein¬ lassen," schrie der Kammerdiener, der um die Wette mit dem Stürmenden zu laufen schien. "Aber mich!" rief es. Darauf ein Fall, der Diener mußte zurück¬ gestoßen sein, und die Thür sprang auf.
"Was bedeutet das!" rief der Geheimrath, einen Leuchter ergreifend, und wollte ins Kabinet.
"Das Vaterland!" rief die Stimme im selben aufgeregten Tone, als der Geheimrath schon, wie von einer Erscheinung erschreckt, zurückprallte. Der Leuchter entfiel ihm.
Der Legationsrath hatte hastig den Hut gefaßt, als er den Eintretenden erblickte, der Kammerherr folgte ihm eben so schnell. Der Geheimrath Bovillard blieb mit der Erscheinung allein im Zimmer.
Hausthür gehört, darauf einen Lärm von mehren Stimmen; die des Kammerdieners war deutlich zu erkennen, welche Eindringenden den Zutritt verwehren wollte. Eine andre Stimme tönte aber ſcharf hin¬ durch, welche den Legationsrath zu frappiren ſchien, auch der Kammerherr horchte aufmerkſam. Nur der Geheimrath hörte in ſeiner Aufregung erſt darauf, als feſte Männertritte die kleine Hintertreppe herauf¬ ſtürmten. „Sie dürfen nicht, ich darf Niemand rein¬ laſſen,“ ſchrie der Kammerdiener, der um die Wette mit dem Stürmenden zu laufen ſchien. „Aber mich!“ rief es. Darauf ein Fall, der Diener mußte zurück¬ geſtoßen ſein, und die Thür ſprang auf.
„Was bedeutet das!“ rief der Geheimrath, einen Leuchter ergreifend, und wollte ins Kabinet.
„Das Vaterland!“ rief die Stimme im ſelben aufgeregten Tone, als der Geheimrath ſchon, wie von einer Erſcheinung erſchreckt, zurückprallte. Der Leuchter entfiel ihm.
Der Legationsrath hatte haſtig den Hut gefaßt, als er den Eintretenden erblickte, der Kammerherr folgte ihm eben ſo ſchnell. Der Geheimrath Bovillard blieb mit der Erſcheinung allein im Zimmer.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0321"n="311"/>
Hausthür gehört, darauf einen Lärm von mehren<lb/>
Stimmen; die des Kammerdieners war deutlich zu<lb/>
erkennen, welche Eindringenden den Zutritt verwehren<lb/>
wollte. Eine andre Stimme tönte aber ſcharf hin¬<lb/>
durch, welche den Legationsrath zu frappiren ſchien,<lb/>
auch der Kammerherr horchte aufmerkſam. Nur der<lb/>
Geheimrath hörte in ſeiner Aufregung erſt darauf,<lb/>
als feſte Männertritte die kleine Hintertreppe herauf¬<lb/>ſtürmten. „Sie dürfen nicht, ich darf Niemand rein¬<lb/>
laſſen,“ſchrie der Kammerdiener, der um die Wette<lb/>
mit dem Stürmenden zu laufen ſchien. „Aber mich!“<lb/>
rief es. Darauf ein Fall, der Diener mußte zurück¬<lb/>
geſtoßen ſein, und die Thür ſprang auf.</p><lb/><p>„Was bedeutet das!“ rief der Geheimrath, einen<lb/>
Leuchter ergreifend, und wollte ins Kabinet.</p><lb/><p>„Das Vaterland!“ rief die Stimme im ſelben<lb/>
aufgeregten Tone, als der Geheimrath ſchon, wie<lb/>
von einer Erſcheinung erſchreckt, zurückprallte. Der<lb/>
Leuchter entfiel ihm.</p><lb/><p>Der Legationsrath hatte haſtig den Hut gefaßt,<lb/>
als er den Eintretenden erblickte, der Kammerherr<lb/>
folgte ihm eben ſo ſchnell. Der Geheimrath Bovillard<lb/>
blieb mit der Erſcheinung allein im Zimmer.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[311/0321]
Hausthür gehört, darauf einen Lärm von mehren
Stimmen; die des Kammerdieners war deutlich zu
erkennen, welche Eindringenden den Zutritt verwehren
wollte. Eine andre Stimme tönte aber ſcharf hin¬
durch, welche den Legationsrath zu frappiren ſchien,
auch der Kammerherr horchte aufmerkſam. Nur der
Geheimrath hörte in ſeiner Aufregung erſt darauf,
als feſte Männertritte die kleine Hintertreppe herauf¬
ſtürmten. „Sie dürfen nicht, ich darf Niemand rein¬
laſſen,“ ſchrie der Kammerdiener, der um die Wette
mit dem Stürmenden zu laufen ſchien. „Aber mich!“
rief es. Darauf ein Fall, der Diener mußte zurück¬
geſtoßen ſein, und die Thür ſprang auf.
„Was bedeutet das!“ rief der Geheimrath, einen
Leuchter ergreifend, und wollte ins Kabinet.
„Das Vaterland!“ rief die Stimme im ſelben
aufgeregten Tone, als der Geheimrath ſchon, wie
von einer Erſcheinung erſchreckt, zurückprallte. Der
Leuchter entfiel ihm.
Der Legationsrath hatte haſtig den Hut gefaßt,
als er den Eintretenden erblickte, der Kammerherr
folgte ihm eben ſo ſchnell. Der Geheimrath Bovillard
blieb mit der Erſcheinung allein im Zimmer.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/321>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.