Zorn und Schreck hatten nicht Zeit über den Vorrang zu streiten, als die Erkennung schon er¬ folgt war.
"Bovillard! -- Plagt Sie der Teufel! -- Wo kommen Sie her?"
"Aus meinen Banden."
"Wohin soll's?" fragte Dohleneck schon mit ge¬ runzelter Stirn.
"In die Freiheit."
"Sie brauchten Andere nicht mit sich zu reißen."
"Nur die ich liebe."
Der Rittmeister hatte sich eine Weile in der ersten Ueberraschung von ihm fortziehen lassen. Jetzt erst, nachdem sie um die Ecke waren, hatte er Posto gefaßt:
"Himmel, Sakkerment, Bovillard, Red und Ant¬ wort, was war das! Wenn einer bis über die Ohren verliebt ist --"
"Einen Eimer Wasser ihm über den Kopf. Was sich liebt auseinander zu scheuchen, ist heut mein Plaisir."
"Sie kommen aus dem Tollhause, oder --"
"Ich ging aus mir selbst, wollen Sie sagen."
"Warum?"
"Weil es mir zu eng drin ward."
Der Rittmeister hatte sich erholt: "Wenn Sie es nicht wären! Wissen Sie, was Sie thaten?"
"Zur Hälfte."
"Sie störten --"
Zorn und Schreck hatten nicht Zeit über den Vorrang zu ſtreiten, als die Erkennung ſchon er¬ folgt war.
„Bovillard! — Plagt Sie der Teufel! — Wo kommen Sie her?“
„Aus meinen Banden.“
„Wohin ſoll's?“ fragte Dohleneck ſchon mit ge¬ runzelter Stirn.
„In die Freiheit.“
„Sie brauchten Andere nicht mit ſich zu reißen.“
„Nur die ich liebe.“
Der Rittmeiſter hatte ſich eine Weile in der erſten Ueberraſchung von ihm fortziehen laſſen. Jetzt erſt, nachdem ſie um die Ecke waren, hatte er Poſto gefaßt:
„Himmel, Sakkerment, Bovillard, Red und Ant¬ wort, was war das! Wenn einer bis über die Ohren verliebt iſt —“
„Einen Eimer Waſſer ihm über den Kopf. Was ſich liebt auseinander zu ſcheuchen, iſt heut mein Plaiſir.“
„Sie kommen aus dem Tollhauſe, oder —“
„Ich ging aus mir ſelbſt, wollen Sie ſagen.“
„Warum?“
„Weil es mir zu eng drin ward.“
Der Rittmeiſter hatte ſich erholt: „Wenn Sie es nicht wären! Wiſſen Sie, was Sie thaten?“
„Zur Hälfte.“
„Sie ſtörten —“
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0329"n="319"/><p>Zorn und Schreck hatten nicht Zeit über den<lb/>
Vorrang zu ſtreiten, als die Erkennung ſchon er¬<lb/>
folgt war.</p><lb/><p>„Bovillard! — Plagt Sie der Teufel! — Wo<lb/>
kommen Sie her?“</p><lb/><p>„Aus meinen Banden.“</p><lb/><p>„Wohin ſoll's?“ fragte Dohleneck ſchon mit ge¬<lb/>
runzelter Stirn.</p><lb/><p>„In die Freiheit.“</p><lb/><p>„Sie brauchten Andere nicht mit ſich zu reißen.“</p><lb/><p>„Nur die ich liebe.“</p><lb/><p>Der Rittmeiſter hatte ſich eine Weile in der<lb/>
erſten Ueberraſchung von ihm fortziehen laſſen. Jetzt<lb/>
erſt, nachdem ſie um die Ecke waren, hatte er Poſto<lb/>
gefaßt:</p><lb/><p>„Himmel, Sakkerment, Bovillard, Red und Ant¬<lb/>
wort, was war das! Wenn einer bis über die Ohren<lb/>
verliebt iſt —“</p><lb/><p>„Einen Eimer Waſſer ihm über den Kopf. Was<lb/>ſich liebt auseinander zu ſcheuchen, iſt heut mein<lb/>
Plaiſir.“</p><lb/><p>„Sie kommen aus dem Tollhauſe, oder —“</p><lb/><p>„Ich ging aus mir ſelbſt, wollen Sie ſagen.“</p><lb/><p>„Warum?“</p><lb/><p>„Weil es mir zu eng drin ward.“</p><lb/><p>Der Rittmeiſter hatte ſich erholt: „Wenn Sie<lb/>
es nicht wären! Wiſſen Sie, was Sie thaten?“</p><lb/><p>„Zur Hälfte.“</p><lb/><p>„Sie ſtörten —“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[319/0329]
Zorn und Schreck hatten nicht Zeit über den
Vorrang zu ſtreiten, als die Erkennung ſchon er¬
folgt war.
„Bovillard! — Plagt Sie der Teufel! — Wo
kommen Sie her?“
„Aus meinen Banden.“
„Wohin ſoll's?“ fragte Dohleneck ſchon mit ge¬
runzelter Stirn.
„In die Freiheit.“
„Sie brauchten Andere nicht mit ſich zu reißen.“
„Nur die ich liebe.“
Der Rittmeiſter hatte ſich eine Weile in der
erſten Ueberraſchung von ihm fortziehen laſſen. Jetzt
erſt, nachdem ſie um die Ecke waren, hatte er Poſto
gefaßt:
„Himmel, Sakkerment, Bovillard, Red und Ant¬
wort, was war das! Wenn einer bis über die Ohren
verliebt iſt —“
„Einen Eimer Waſſer ihm über den Kopf. Was
ſich liebt auseinander zu ſcheuchen, iſt heut mein
Plaiſir.“
„Sie kommen aus dem Tollhauſe, oder —“
„Ich ging aus mir ſelbſt, wollen Sie ſagen.“
„Warum?“
„Weil es mir zu eng drin ward.“
Der Rittmeiſter hatte ſich erholt: „Wenn Sie
es nicht wären! Wiſſen Sie, was Sie thaten?“
„Zur Hälfte.“
„Sie ſtörten —“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/329>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.