Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852."Einen halben Ernst, das ist möglich, gewiß, "Neulich vertraute ich Ihnen --" "Ein namenloses Liebesabentheuer zur Hälfte. "Kennen Sie das Haus?" "Nein, weiß wahrhaftig nicht mal, welche Straße "Ein Soubrettengesicht! Eine majestätisch schöne Bovillard lachte: "Ein durchtrieben Schelmen¬ "Nein, Sie täuschen sich." Ein sanfter aber fester Händedruck antwortete Er hatte ihm das Bouquet aus der Hand ge¬ "Laßt die Motten ins Licht fliegen, es ist ihre Be¬ „Einen halben Ernſt, das iſt möglich, gewiß, „Neulich vertraute ich Ihnen —“ „Ein namenloſes Liebesabentheuer zur Hälfte. „Kennen Sie das Haus?“ „Nein, weiß wahrhaftig nicht mal, welche Straße „Ein Soubrettengeſicht! Eine majeſtätiſch ſchöne Bovillard lachte: „Ein durchtrieben Schelmen¬ „Nein, Sie täuſchen ſich.“ Ein ſanfter aber feſter Händedruck antwortete Er hatte ihm das Bouquet aus der Hand ge¬ „Laßt die Motten ins Licht fliegen, es iſt ihre Be¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0330" n="320"/> <p>„Einen halben Ernſt, das iſt möglich, gewiß,<lb/> eine ganze Poſſe.“</p><lb/> <p>„Neulich vertraute ich Ihnen —“</p><lb/> <p>„Ein namenloſes Liebesabentheuer zur Hälfte.<lb/> Und wenn es dies war, gratulire ich Ihnen, wenn<lb/> ich auch die andere Hälfte verdarb.“</p><lb/> <p>„Kennen Sie das Haus?“</p><lb/> <p>„Nein, weiß wahrhaftig nicht mal, welche Straße<lb/> es war. Aber auf das Soubrettengeſicht fiel grade<lb/> ein Lichtſchein aus dem Fenſter drüben.“</p><lb/> <p>„Ein Soubrettengeſicht! Eine majeſtätiſch ſchöne<lb/> Frau!“</p><lb/> <p>Bovillard lachte: „Ein durchtrieben Schelmen¬<lb/> geſichtchen, und hinter ihr guckte ein Bedientengeſicht<lb/> — für ſo was hab ich Augen. So wahr der Wol¬<lb/> kenſtreif eben durch die Mondſichel geht, man wollte<lb/> Sie foppen!“</p><lb/> <p>„Nein, Sie täuſchen ſich.“</p><lb/> <p>Ein ſanfter aber feſter Händedruck antwortete<lb/> ihm: „Darin täuſch ich mich nie. — Sie ſind be¬<lb/> trogen — von wem? Das iſt gleichgültig — dies¬<lb/> mal von denen da oben am Fenſter —“</p><lb/> <p>Er hatte ihm das Bouquet aus der Hand ge¬<lb/> nommen: „Fort mit dem Bettel! Wer weiß in wel¬<lb/> cher Hand er war!“ Er ſchleuderte es über die Straße.<lb/> Sie gingen ſchweigend neben einander. Was in der<lb/> Bruſt des Officiers arbeitete, konnte nicht heraus.</p><lb/> <p>„Laßt die Motten ins Licht fliegen, es iſt ihre Be¬<lb/> ſtimmung. Sie, Dohleneck, ſind zu gut dazu, zu arglos.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [320/0330]
„Einen halben Ernſt, das iſt möglich, gewiß,
eine ganze Poſſe.“
„Neulich vertraute ich Ihnen —“
„Ein namenloſes Liebesabentheuer zur Hälfte.
Und wenn es dies war, gratulire ich Ihnen, wenn
ich auch die andere Hälfte verdarb.“
„Kennen Sie das Haus?“
„Nein, weiß wahrhaftig nicht mal, welche Straße
es war. Aber auf das Soubrettengeſicht fiel grade
ein Lichtſchein aus dem Fenſter drüben.“
„Ein Soubrettengeſicht! Eine majeſtätiſch ſchöne
Frau!“
Bovillard lachte: „Ein durchtrieben Schelmen¬
geſichtchen, und hinter ihr guckte ein Bedientengeſicht
— für ſo was hab ich Augen. So wahr der Wol¬
kenſtreif eben durch die Mondſichel geht, man wollte
Sie foppen!“
„Nein, Sie täuſchen ſich.“
Ein ſanfter aber feſter Händedruck antwortete
ihm: „Darin täuſch ich mich nie. — Sie ſind be¬
trogen — von wem? Das iſt gleichgültig — dies¬
mal von denen da oben am Fenſter —“
Er hatte ihm das Bouquet aus der Hand ge¬
nommen: „Fort mit dem Bettel! Wer weiß in wel¬
cher Hand er war!“ Er ſchleuderte es über die Straße.
Sie gingen ſchweigend neben einander. Was in der
Bruſt des Officiers arbeitete, konnte nicht heraus.
„Laßt die Motten ins Licht fliegen, es iſt ihre Be¬
ſtimmung. Sie, Dohleneck, ſind zu gut dazu, zu arglos.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |