Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.behutsam jeden Schritt, jedes Wort, jeden Blick, den "Das ist Ihre Politik, Vater!" "Aller Vernünftigen. Sieh Dich um, und höre "Das Ihre vernünftigen Freunde demoralisirt "Giebt es Brauseköpfe, wie Du, Phantasten, "Genug, mein Vater, sagte Louis Bovillard "Halt! mein Sohn, was ist denn zu spät? Ich behutſam jeden Schritt, jedes Wort, jeden Blick, den „Das iſt Ihre Politik, Vater!“ „Aller Vernünftigen. Sieh Dich um, und höre „Das Ihre vernünftigen Freunde demoraliſirt „Giebt es Brauſeköpfe, wie Du, Phantaſten, „Genug, mein Vater, ſagte Louis Bovillard „Halt! mein Sohn, was iſt denn zu ſpät? Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0340" n="330"/> behutſam jeden Schritt, jedes Wort, jeden Blick, den<lb/> Hauch des Mundes abwägen muß. Unſre Politik<lb/> iſt, und kann, ſie darf nicht anders ſein, als hin¬<lb/> zaudern, abwarten, wie draußen die Würfel fallen —“</p><lb/> <p>„Das iſt <hi rendition="#g">Ihre</hi> Politik, Vater!“</p><lb/> <p>„Aller Vernünftigen. Sieh Dich um, und höre<lb/> die Stimmen in Berlin —“</p><lb/> <p>„Das Ihre vernünftigen Freunde demoraliſirt<lb/> haben. Die Krämer- und Schreiberſeelen zittern frei¬<lb/> lich vor jedem Feuerhauch. Er könnte dieſe Stickluft<lb/> in Brand ſtecken. Ihr Ich iſt ihr Vaterland, die<lb/> Kunden, die morgen ausbleiben, wenn die Kriegs¬<lb/> trompete ſchmettert, ſind ihre Brüder. Aber die Pro¬<lb/> vinzen, das Land urtheilt anders. Auch hier —“</p><lb/> <p>„Giebt es Brauſeköpfe, wie Du, Phantaſten,<lb/> Patrioten, leider ſehr hohe und ſehr gefährliche dar¬<lb/> unter, die das Schickſal des Staats auf eine Karte<lb/> ſetzen möchten. Das Blut von Tauſenden iſt ihnen<lb/> nichts, der Wohlſtand und das häusliche Glück von<lb/> Millionen, die Verwüſtung und Vernichtung des<lb/> Landes auf eine lange Zukunft hinaus, wenn ſie<lb/> nur ihrem Götzen Ehre opfern können. Der Krieg<lb/> iſt ihnen ein ritterliches Spiel, und um einzuhauen,<lb/> um Lorbeern zu erndten, als Sieger zurück zu kehren —“</p><lb/> <p>„Genug, mein Vater, ſagte Louis Bovillard<lb/> und nahm das Portefeuille vom Tiſche. Sie wollen<lb/> nicht. Dieſe Depeſchen ſollen auch ruhen, wie des<lb/> Königs Miniſter bis — es morgen zu ſpät iſt.“</p><lb/> <p>„Halt! mein Sohn, was iſt denn zu ſpät? Ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [330/0340]
behutſam jeden Schritt, jedes Wort, jeden Blick, den
Hauch des Mundes abwägen muß. Unſre Politik
iſt, und kann, ſie darf nicht anders ſein, als hin¬
zaudern, abwarten, wie draußen die Würfel fallen —“
„Das iſt Ihre Politik, Vater!“
„Aller Vernünftigen. Sieh Dich um, und höre
die Stimmen in Berlin —“
„Das Ihre vernünftigen Freunde demoraliſirt
haben. Die Krämer- und Schreiberſeelen zittern frei¬
lich vor jedem Feuerhauch. Er könnte dieſe Stickluft
in Brand ſtecken. Ihr Ich iſt ihr Vaterland, die
Kunden, die morgen ausbleiben, wenn die Kriegs¬
trompete ſchmettert, ſind ihre Brüder. Aber die Pro¬
vinzen, das Land urtheilt anders. Auch hier —“
„Giebt es Brauſeköpfe, wie Du, Phantaſten,
Patrioten, leider ſehr hohe und ſehr gefährliche dar¬
unter, die das Schickſal des Staats auf eine Karte
ſetzen möchten. Das Blut von Tauſenden iſt ihnen
nichts, der Wohlſtand und das häusliche Glück von
Millionen, die Verwüſtung und Vernichtung des
Landes auf eine lange Zukunft hinaus, wenn ſie
nur ihrem Götzen Ehre opfern können. Der Krieg
iſt ihnen ein ritterliches Spiel, und um einzuhauen,
um Lorbeern zu erndten, als Sieger zurück zu kehren —“
„Genug, mein Vater, ſagte Louis Bovillard
und nahm das Portefeuille vom Tiſche. Sie wollen
nicht. Dieſe Depeſchen ſollen auch ruhen, wie des
Königs Miniſter bis — es morgen zu ſpät iſt.“
„Halt! mein Sohn, was iſt denn zu ſpät? Ich
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