Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852."Das setze ich sogar voraus, sagte lächelnd die Lupi¬ Adelheid kam das Ganze mehr wie eine Belei¬ "Du kennst nicht die Welt und noch nicht die "Und warum muß ihm denn geschmeichelt "Weil er ein Mensch ist wie andere." "Und warum muß man überhaupt schmeicheln?" "Weil wir leben wollen." „Das ſetze ich ſogar voraus, ſagte lächelnd die Lupi¬ Adelheid kam das Ganze mehr wie eine Belei¬ „Du kennſt nicht die Welt und noch nicht die „Und warum muß ihm denn geſchmeichelt „Weil er ein Menſch iſt wie andere.“ „Und warum muß man überhaupt ſchmeicheln?“ „Weil wir leben wollen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="44"/> <p>„Das ſetze ich ſogar voraus, ſagte lächelnd die Lupi¬<lb/> nus. Sie werden ſogleich wiſſen, was es bedeutet. Ach<lb/> eine Liane! wird es von Mund zu Munde gehn.<lb/> Du liebſt ja nicht die groben Complimente, dies,<lb/> hoffe ich, ſoll eines der feinſten ſein, die ihm in Berlin<lb/> begegnet.“</p><lb/> <p>Adelheid kam das Ganze mehr wie eine Belei¬<lb/> digung als wie ein Compliment vor gegen den gro¬<lb/> ßen Mann.</p><lb/> <p>„Du kennſt nicht die Welt und noch nicht die<lb/> großen Männer, ſeufzte die Geheimräthin. Grade<lb/> wer überſättigt iſt von Lob und Bewunderung, iſt<lb/> am empfänglichſten für die kleinen Aufmerkſamkeiten.<lb/> Kann man Jean Paul noch mehr mit Huldigungen<lb/> überſchütten, als es die Damenwelt hier gethan! Der<lb/> Hausknecht ſchimpft ſchon, wo er wohnt, über die<lb/> vielen verwelkten Blumen, die er täglich in die Müll¬<lb/> grube kehren muß, und glaubſt Du, daß wir ihm<lb/> eine Freude machten, wenn wir ihn wieder mit einem<lb/> Blumenregen überſchütteten! Er würde das hinneh¬<lb/> men als etwas, was ſein muß, und denken, wenn<lb/> Ihr nichts weiter könnt! Aber eine ſolche verſteckte<lb/> Anſpielung muß ihm ſchmeicheln, eben weil er recht<lb/> gut weiß, welche große Vorbereitungen es gekoſtet hat.“</p><lb/> <p>„Und warum muß ihm denn geſchmeichelt<lb/> werden?“</p><lb/> <p>„Weil er ein Menſch iſt wie andere.“</p><lb/> <p>„Und warum muß man überhaupt ſchmeicheln?“</p><lb/> <p>„Weil wir leben wollen.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
„Das ſetze ich ſogar voraus, ſagte lächelnd die Lupi¬
nus. Sie werden ſogleich wiſſen, was es bedeutet. Ach
eine Liane! wird es von Mund zu Munde gehn.
Du liebſt ja nicht die groben Complimente, dies,
hoffe ich, ſoll eines der feinſten ſein, die ihm in Berlin
begegnet.“
Adelheid kam das Ganze mehr wie eine Belei¬
digung als wie ein Compliment vor gegen den gro¬
ßen Mann.
„Du kennſt nicht die Welt und noch nicht die
großen Männer, ſeufzte die Geheimräthin. Grade
wer überſättigt iſt von Lob und Bewunderung, iſt
am empfänglichſten für die kleinen Aufmerkſamkeiten.
Kann man Jean Paul noch mehr mit Huldigungen
überſchütten, als es die Damenwelt hier gethan! Der
Hausknecht ſchimpft ſchon, wo er wohnt, über die
vielen verwelkten Blumen, die er täglich in die Müll¬
grube kehren muß, und glaubſt Du, daß wir ihm
eine Freude machten, wenn wir ihn wieder mit einem
Blumenregen überſchütteten! Er würde das hinneh¬
men als etwas, was ſein muß, und denken, wenn
Ihr nichts weiter könnt! Aber eine ſolche verſteckte
Anſpielung muß ihm ſchmeicheln, eben weil er recht
gut weiß, welche große Vorbereitungen es gekoſtet hat.“
„Und warum muß ihm denn geſchmeichelt
werden?“
„Weil er ein Menſch iſt wie andere.“
„Und warum muß man überhaupt ſchmeicheln?“
„Weil wir leben wollen.“
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