Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852."Rüchel ist außer sich. Er kneift den armen "O weh, seine Nachrichten müssen schlimm lauten." Aber man sprach sich Trost zu. Es sei gut, daß "Und wer kann sich rühmen, daß er der Liebens¬ "Wenn die Stunde nur nicht so kurz wäre, und Es hatte sich noch Jemand in der Gesellschaft "Wir dürften uns die klugen Leiter dieses Tages „Rüchel iſt außer ſich. Er kneift den armen „O weh, ſeine Nachrichten müſſen ſchlimm lauten.“ Aber man ſprach ſich Troſt zu. Es ſei gut, daß „Und wer kann ſich rühmen, daß er der Liebens¬ „Wenn die Stunde nur nicht ſo kurz wäre, und Es hatte ſich noch Jemand in der Geſellſchaft „Wir dürften uns die klugen Leiter dieſes Tages <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0112" n="102"/> <p>„Rüchel iſt außer ſich. Er kneift den armen<lb/> Köckeritz ordentlich in den Arm.“</p><lb/> <p>„O weh, ſeine Nachrichten müſſen ſchlimm lauten.“</p><lb/> <p>Aber man ſprach ſich Troſt zu. Es ſei gut, daß<lb/> man die Hitzigen aus der nächſten Umgebung zu<lb/> entfernen gewußt. Die Radziwill und ihr Bruder<lb/> hätten durch ein Wort alles verderben können. Die<lb/> Königin operire verſtändig und im Einverſtändniß<lb/> mit dem Kaiſer. Sie leiteten klugerweiſe das Ge¬<lb/> ſpräch auf gleichgültige, aber dem Könige angenehme<lb/> Dinge, um in der Gunſt der Stunde auf die Sache<lb/> einzulenken. Dann laſſe ſich oft das Schwierigſte in<lb/> einem Augenblicke abthun.</p><lb/> <p>„Und wer kann ſich rühmen, daß er der Liebens¬<lb/> würdigkeit eines Alexander auf die Länge widerſtan¬<lb/> den hat!“ bemerkte ein Begleiter der Fürſtin, mit<lb/> einem feinen Seitenblick, der trotz der Aufregung<lb/> verſtanden ward.</p><lb/> <p>„Wenn die Stunde nur nicht ſo kurz wäre, und<lb/> der Boden nicht unter unſern Sohlen brennte!“<lb/> ſeufzte ſie.</p><lb/> <p>Es hatte ſich noch Jemand in der Geſellſchaft<lb/> eingefunden, entweder jetzt erſt, oder er befand ſich<lb/> ſchon eine Weile unbemerkt im Zimmer, das einer<lb/> gemeinſchaftlichen Schauloge ähnlich ſchien. Vom<lb/> letzten Fenſter wandte ſich der Legationsrath von<lb/> Wandel zu den Sprechenden um:</p><lb/> <p>„Wir dürften uns die klugen Leiter dieſes Tages<lb/> zum Beiſpiel nehmen und wie ſie, die Ungeduldigen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0112]
„Rüchel iſt außer ſich. Er kneift den armen
Köckeritz ordentlich in den Arm.“
„O weh, ſeine Nachrichten müſſen ſchlimm lauten.“
Aber man ſprach ſich Troſt zu. Es ſei gut, daß
man die Hitzigen aus der nächſten Umgebung zu
entfernen gewußt. Die Radziwill und ihr Bruder
hätten durch ein Wort alles verderben können. Die
Königin operire verſtändig und im Einverſtändniß
mit dem Kaiſer. Sie leiteten klugerweiſe das Ge¬
ſpräch auf gleichgültige, aber dem Könige angenehme
Dinge, um in der Gunſt der Stunde auf die Sache
einzulenken. Dann laſſe ſich oft das Schwierigſte in
einem Augenblicke abthun.
„Und wer kann ſich rühmen, daß er der Liebens¬
würdigkeit eines Alexander auf die Länge widerſtan¬
den hat!“ bemerkte ein Begleiter der Fürſtin, mit
einem feinen Seitenblick, der trotz der Aufregung
verſtanden ward.
„Wenn die Stunde nur nicht ſo kurz wäre, und
der Boden nicht unter unſern Sohlen brennte!“
ſeufzte ſie.
Es hatte ſich noch Jemand in der Geſellſchaft
eingefunden, entweder jetzt erſt, oder er befand ſich
ſchon eine Weile unbemerkt im Zimmer, das einer
gemeinſchaftlichen Schauloge ähnlich ſchien. Vom
letzten Fenſter wandte ſich der Legationsrath von
Wandel zu den Sprechenden um:
„Wir dürften uns die klugen Leiter dieſes Tages
zum Beiſpiel nehmen und wie ſie, die Ungeduldigen,
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