Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.tragen? Um uns doch nicht! Sein Geist ists allein, Es war eine Pause eingetreten. Ihre Gedan¬ "'s ist doch was Großes um einen großen "Was ist denn schlimmer?" "Daß eine junge Generation aufkam, die ihm tragen? Um uns doch nicht! Sein Geiſt iſts allein, Es war eine Pauſe eingetreten. Ihre Gedan¬ „'s iſt doch was Großes um einen großen „Was iſt denn ſchlimmer?“ „Daß eine junge Generation aufkam, die ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="128"/> tragen? Um uns doch nicht! <hi rendition="#g">Sein</hi> Geiſt iſts allein,<lb/> mein junger Herr Gelehrter, der noch da ſitzt; auf<lb/> den horchen ſie, vor dem ſchüttelt es ſie, die Großen<lb/> und Mächtigen, daß er plötzlich aufſtehen könnte, und<lb/> ſich ſchütteln im Zorn.“</p><lb/> <p>Es war eine Pauſe eingetreten. Ihre Gedan¬<lb/> ken, abwärts ſchweifend, fanden ſich wieder.</p><lb/> <p>„'s iſt doch was Großes um einen großen<lb/> Mann! ſagte der alte Militair. Was er hinterließ,<lb/> es läßt ſich mit keinem Schwamm auslöſchen. Was<lb/> haben ſie gebürſtet und geſcheuert, die Herren da mit<lb/> den Jeſuitengeſichtern! Säuberlich, daß man's nicht<lb/> merken ſollte, aber der Klumpfuß kam doch vor, und<lb/> das Volk hat ihn geſehen. Wie haben ſie ſeine<lb/><hi rendition="#aq">oeuvres posthumes</hi> traktirt, daß es eine Schande iſt!<lb/> Und hier in Sansſouci, jetzt ſchonen ſie die Scheuer¬<lb/> magd, aber damals, als noch der Staub ſeiner Füße<lb/> dalag, das Buch, darin er geleſen, das letzte Papier,<lb/> auf dem ſeine Hand geruht — da hätten ſeine Ge¬<lb/> nerale und Miniſter auf Sammetſchuhen eintreten<lb/> müſſen, mit verhaltenem Athem und zu Protocoll<lb/> nehmen und Siegel anlegen, daß alles bleibe, wie<lb/> es gelegen, ein Heiligtum zum ewigen Gedächtniß<lb/> ſeines Volkes — aber die Beſen haben ja gewirth¬<lb/> ſchaftet, als könnte der Erbe im Todtenhaus es nicht<lb/> abwarten bis er Hochzeit macht. — Und das ſollte<lb/> noch nicht das ſchlimmſte ſein, großer Gott!“</p><lb/> <p>„Was iſt denn ſchlimmer?“</p><lb/> <p>„Daß eine junge Generation aufkam, die ihm<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0138]
tragen? Um uns doch nicht! Sein Geiſt iſts allein,
mein junger Herr Gelehrter, der noch da ſitzt; auf
den horchen ſie, vor dem ſchüttelt es ſie, die Großen
und Mächtigen, daß er plötzlich aufſtehen könnte, und
ſich ſchütteln im Zorn.“
Es war eine Pauſe eingetreten. Ihre Gedan¬
ken, abwärts ſchweifend, fanden ſich wieder.
„'s iſt doch was Großes um einen großen
Mann! ſagte der alte Militair. Was er hinterließ,
es läßt ſich mit keinem Schwamm auslöſchen. Was
haben ſie gebürſtet und geſcheuert, die Herren da mit
den Jeſuitengeſichtern! Säuberlich, daß man's nicht
merken ſollte, aber der Klumpfuß kam doch vor, und
das Volk hat ihn geſehen. Wie haben ſie ſeine
oeuvres posthumes traktirt, daß es eine Schande iſt!
Und hier in Sansſouci, jetzt ſchonen ſie die Scheuer¬
magd, aber damals, als noch der Staub ſeiner Füße
dalag, das Buch, darin er geleſen, das letzte Papier,
auf dem ſeine Hand geruht — da hätten ſeine Ge¬
nerale und Miniſter auf Sammetſchuhen eintreten
müſſen, mit verhaltenem Athem und zu Protocoll
nehmen und Siegel anlegen, daß alles bleibe, wie
es gelegen, ein Heiligtum zum ewigen Gedächtniß
ſeines Volkes — aber die Beſen haben ja gewirth¬
ſchaftet, als könnte der Erbe im Todtenhaus es nicht
abwarten bis er Hochzeit macht. — Und das ſollte
noch nicht das ſchlimmſte ſein, großer Gott!“
„Was iſt denn ſchlimmer?“
„Daß eine junge Generation aufkam, die ihm
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