Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.und aus der wunden Tiefe machte sich das Wort Der Fremde war hinter einem Baum hervorge¬ "Ein Hiesiger?" fragte der andre rasch. Die Frage war seltsam, es mochte auch ein Be¬ "Aus der Hauptstadt." "Ein Angestellter?" warf der andre in dersel¬ "Ein freier Mann," sprach Walter jetzt mit fester Der andre sah ihn groß an. Walter glaubte und aus der wunden Tiefe machte ſich das Wort Der Fremde war hinter einem Baum hervorge¬ „Ein Hieſiger?“ fragte der andre raſch. Die Frage war ſeltſam, es mochte auch ein Be¬ „Aus der Hauptſtadt.“ „Ein Angeſtellter?“ warf der andre in derſel¬ „Ein freier Mann,“ ſprach Walter jetzt mit feſter Der andre ſah ihn groß an. Walter glaubte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="143"/> und aus der wunden Tiefe machte ſich das Wort<lb/> Luft: „Er war müde über Sklaven zu herrſchen!“</p><lb/> <p>Der Fremde war hinter einem Baum hervorge¬<lb/> treten. In ſeinem feſten, aber zuweilen ſtürmiſchen,<lb/> Schritt hielt er, wie frappirt, inne. Auf Walters<lb/> Geſicht ſchien der letzte volle Sonnenſchein, der Fremde<lb/> ſtand beſchattet; ein feingeſchnittenes, charakteriſtiſches<lb/> Geſicht war noch zu erkennen.</p><lb/> <p>„Ein Hieſiger?“ fragte der andre raſch.</p><lb/> <p>Die Frage war ſeltſam, es mochte auch ein Be¬<lb/> amter ſein, der den ſpäten Beſucher auf einem nicht<lb/> erlaubten Wege ertappt zu haben glaubte. Walter<lb/> antwortete eben ſo kurz.</p><lb/> <p>„Aus der Hauptſtadt.“</p><lb/> <p>„Ein Angeſtellter?“ warf der andre in derſel¬<lb/> ben Art hin.</p><lb/> <p>„Ein freier Mann,“ ſprach Walter jetzt mit feſter<lb/> Stimme.</p><lb/> <p>Der andre ſah ihn groß an. Walter glaubte<lb/> die Worte murmeln zu hören: „Das iſt ja wunder¬<lb/> bar.“ Mehr hörte er nicht, denn beide gingen an<lb/> einander vorüber. Sie trafen ſich zufällig noch ein¬<lb/> mal. Der Fremde hatte den Weg verfehlt, indem<lb/> er einen Ausgang, wo er nicht war, ſuchte. Walter<lb/> wies ihn zurecht; es war auch ſein Weg. Der Fremde<lb/> ſchien durch eine leichte Bewegung zu danken, ohne<lb/> es für nöthig zu halten ein Wort zu verlieren. So<lb/> machte es wieder der Zufall, daß ſie neben einander<lb/> gingen. Der Fremde war wirklich ein Fremder in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0153]
und aus der wunden Tiefe machte ſich das Wort
Luft: „Er war müde über Sklaven zu herrſchen!“
Der Fremde war hinter einem Baum hervorge¬
treten. In ſeinem feſten, aber zuweilen ſtürmiſchen,
Schritt hielt er, wie frappirt, inne. Auf Walters
Geſicht ſchien der letzte volle Sonnenſchein, der Fremde
ſtand beſchattet; ein feingeſchnittenes, charakteriſtiſches
Geſicht war noch zu erkennen.
„Ein Hieſiger?“ fragte der andre raſch.
Die Frage war ſeltſam, es mochte auch ein Be¬
amter ſein, der den ſpäten Beſucher auf einem nicht
erlaubten Wege ertappt zu haben glaubte. Walter
antwortete eben ſo kurz.
„Aus der Hauptſtadt.“
„Ein Angeſtellter?“ warf der andre in derſel¬
ben Art hin.
„Ein freier Mann,“ ſprach Walter jetzt mit feſter
Stimme.
Der andre ſah ihn groß an. Walter glaubte
die Worte murmeln zu hören: „Das iſt ja wunder¬
bar.“ Mehr hörte er nicht, denn beide gingen an
einander vorüber. Sie trafen ſich zufällig noch ein¬
mal. Der Fremde hatte den Weg verfehlt, indem
er einen Ausgang, wo er nicht war, ſuchte. Walter
wies ihn zurecht; es war auch ſein Weg. Der Fremde
ſchien durch eine leichte Bewegung zu danken, ohne
es für nöthig zu halten ein Wort zu verlieren. So
machte es wieder der Zufall, daß ſie neben einander
gingen. Der Fremde war wirklich ein Fremder in
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