Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.der Mark, wie sein Accent dem kundigen Ohr ver¬ "Also Einer doch!" sagte der Herr im Weiter¬ "Wenn man sie kennte, würde man mehre wissen, "Da man sie aber nicht kennt, so existiren sie "Es existirt manches nicht in der Geschichte, was "Was sich nicht geltend gemacht hat, lebt nicht, Walter entgegnete: "Der Müller von Sanssouci "Wir aber, antwortete der andre, sehen in dem der Mark, wie ſein Accent dem kundigen Ohr ver¬ „Alſo Einer doch!“ ſagte der Herr im Weiter¬ „Wenn man ſie kennte, würde man mehre wiſſen, „Da man ſie aber nicht kennt, ſo exiſtiren ſie „Es exiſtirt manches nicht in der Geſchichte, was „Was ſich nicht geltend gemacht hat, lebt nicht, Walter entgegnete: „Der Müller von Sansſouci „Wir aber, antwortete der andre, ſehen in dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="144"/> der Mark, wie ſein Accent dem kundigen Ohr ver¬<lb/> rieth, aber ſeine Kleidung, obgleich nur ein einfacher<lb/> blauer Rock, die Sicherheit ſeiner Bewegungen, das<lb/> ariſtokratiſche Geſicht, verriethen den vornehmen Mann.<lb/> Er blieb plötzlich ſtehen und betrachtete einen Gegen¬<lb/> ſtand, der auch Walters Auge feſſelte — die Mühle<lb/> auf dem Berge. Ihr Dach war vom letzten Abend¬<lb/> ſchein ſchwach angeröthet, ein träger Wind trieb die<lb/> Flügel. Der Begleiter verſtand die ſtumme Frage,<lb/> die der andre, über die Schulter blickend, an ihn<lb/> richtete: „Ja ſie iſt es.“ Damit ſchien eine Ver¬<lb/> ſtändigung eingetreten.</p><lb/> <p>„Alſo Einer doch!“ ſagte der Herr im Weiter¬<lb/> gehen.</p><lb/> <p>„Wenn man ſie kennte, würde man mehre wiſſen,<lb/> die auch Muth gehabt,“ warf Walter hin.</p><lb/> <p>„Da man ſie aber nicht kennt, ſo exiſtiren ſie<lb/> nicht für die Geſchichte,“ entgegnete jener.</p><lb/> <p>„Es exiſtirt manches nicht in der Geſchichte, was<lb/> doch lebte.“</p><lb/> <p>„Was ſich nicht geltend gemacht hat, lebt nicht,<lb/> entgegnete der Fremde ſcharf. Es hat einmal vege¬<lb/> tirt um zu faulen und Dung zu werden für andre.“</p><lb/> <p>Walter entgegnete: „Der Müller von Sansſouci<lb/> vor ſeinem Könige wird aber leben bleiben; <hi rendition="#g">uns</hi><lb/> lebt er als Symbol, daß ein Rechtsbewußtſein auch<lb/> damals im Volke war.“ Er hatte das <hi rendition="#g">uns</hi> ſcharf<lb/> betont.</p><lb/> <p>„Wir aber, antwortete der andre, ſehen in dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [144/0154]
der Mark, wie ſein Accent dem kundigen Ohr ver¬
rieth, aber ſeine Kleidung, obgleich nur ein einfacher
blauer Rock, die Sicherheit ſeiner Bewegungen, das
ariſtokratiſche Geſicht, verriethen den vornehmen Mann.
Er blieb plötzlich ſtehen und betrachtete einen Gegen¬
ſtand, der auch Walters Auge feſſelte — die Mühle
auf dem Berge. Ihr Dach war vom letzten Abend¬
ſchein ſchwach angeröthet, ein träger Wind trieb die
Flügel. Der Begleiter verſtand die ſtumme Frage,
die der andre, über die Schulter blickend, an ihn
richtete: „Ja ſie iſt es.“ Damit ſchien eine Ver¬
ſtändigung eingetreten.
„Alſo Einer doch!“ ſagte der Herr im Weiter¬
gehen.
„Wenn man ſie kennte, würde man mehre wiſſen,
die auch Muth gehabt,“ warf Walter hin.
„Da man ſie aber nicht kennt, ſo exiſtiren ſie
nicht für die Geſchichte,“ entgegnete jener.
„Es exiſtirt manches nicht in der Geſchichte, was
doch lebte.“
„Was ſich nicht geltend gemacht hat, lebt nicht,
entgegnete der Fremde ſcharf. Es hat einmal vege¬
tirt um zu faulen und Dung zu werden für andre.“
Walter entgegnete: „Der Müller von Sansſouci
vor ſeinem Könige wird aber leben bleiben; uns
lebt er als Symbol, daß ein Rechtsbewußtſein auch
damals im Volke war.“ Er hatte das uns ſcharf
betont.
„Wir aber, antwortete der andre, ſehen in dem
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