Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852."Das hab ich nie gefürchtet, und Ihr Besuch "Nu das ist ja alles recht hübsch ordentlich. "Es würde Sie so wenig interessiren als "Du willst, wie ich höre, die Bauern verbessern. "Doch, mein Vater. Sie sahen sich genöthigt, "Weil ich kein Adliger sei, sagten die Schlingel. "Sie nahmen auch Juden, was manchen an der "Juden, Heiden, Atheisten, je wie sich's zum "Ich fürchte, die Zeit schreitet über uns fort." „Das hab ich nie gefürchtet, und Ihr Beſuch „Nu das iſt ja alles recht hübſch ordentlich. „Es würde Sie ſo wenig intereſſiren als „Du willſt, wie ich höre, die Bauern verbeſſern. „Doch, mein Vater. Sie ſahen ſich genöthigt, „Weil ich kein Adliger ſei, ſagten die Schlingel. „Sie nahmen auch Juden, was manchen an der „Juden, Heiden, Atheiſten, je wie ſich's zum „Ich fürchte, die Zeit ſchreitet über uns fort.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0233" n="223"/> <p>„Das hab ich nie gefürchtet, und Ihr Beſuch<lb/> beſtätigt meinen Glauben,“ ſagte Walter, während<lb/> der Vater ſeine Blicke flüchtig umher ſchweifen ließ.</p><lb/> <p>„Nu das iſt ja alles recht hübſch ordentlich.<lb/> Deine Lectionen müſſen Dir auch ſchon was Er¬<lb/> kleckliches eintragen, freilich, und die Schriftſtellerei<lb/> auch! Um wen man ſich ſo reißt, daß man gar kein<lb/> Exemplar mehr kriegt, und wenn man's mit Gold<lb/> aufwiegt. Schreibſt Du wieder was Neues?“</p><lb/> <p>„Es würde Sie ſo wenig intereſſiren als<lb/> das alte.“</p><lb/> <p>„Du willſt, wie ich höre, die Bauern verbeſſern.<lb/> Das iſt hübſch. Mach nur die Lümmel geſcheidt. Du<lb/> erinnerſt Dich wohl nicht mehr, als wir Nieder-<lb/> Lanken gekauft hatten.“</p><lb/> <p>„Doch, mein Vater. Sie ſahen ſich genöthigt,<lb/> es wieder zu verkaufen, weil die Bauern mit den<lb/> Hofedienſten ſchwierig waren.“</p><lb/> <p>„Weil ich kein Adliger ſei, ſagten die Schlingel.<lb/> Weißt Du, wie ich es jetzt machen würde? Ich<lb/> nähme einen Edelmann als Compagnon.“</p><lb/> <p>„Sie nahmen auch Juden, was manchen an der<lb/> Börſe verdroß.“</p><lb/> <p>„Juden, Heiden, Atheiſten, je wie ſich's zum<lb/> Geſchäft paßt. Ein Kaufmann muß Augen und<lb/> Ohren aufhaben. Wo's gilt, ſchnell zugegriffen, ver¬<lb/> legene Waare fortgeſchmiſſen <hi rendition="#aq">à tout prix</hi>. Er muß<lb/> mit der Zeit fortſchreiten. Das thuſt ja wohl auch?“</p><lb/> <p>„Ich fürchte, die Zeit ſchreitet über uns fort.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0233]
„Das hab ich nie gefürchtet, und Ihr Beſuch
beſtätigt meinen Glauben,“ ſagte Walter, während
der Vater ſeine Blicke flüchtig umher ſchweifen ließ.
„Nu das iſt ja alles recht hübſch ordentlich.
Deine Lectionen müſſen Dir auch ſchon was Er¬
kleckliches eintragen, freilich, und die Schriftſtellerei
auch! Um wen man ſich ſo reißt, daß man gar kein
Exemplar mehr kriegt, und wenn man's mit Gold
aufwiegt. Schreibſt Du wieder was Neues?“
„Es würde Sie ſo wenig intereſſiren als
das alte.“
„Du willſt, wie ich höre, die Bauern verbeſſern.
Das iſt hübſch. Mach nur die Lümmel geſcheidt. Du
erinnerſt Dich wohl nicht mehr, als wir Nieder-
Lanken gekauft hatten.“
„Doch, mein Vater. Sie ſahen ſich genöthigt,
es wieder zu verkaufen, weil die Bauern mit den
Hofedienſten ſchwierig waren.“
„Weil ich kein Adliger ſei, ſagten die Schlingel.
Weißt Du, wie ich es jetzt machen würde? Ich
nähme einen Edelmann als Compagnon.“
„Sie nahmen auch Juden, was manchen an der
Börſe verdroß.“
„Juden, Heiden, Atheiſten, je wie ſich's zum
Geſchäft paßt. Ein Kaufmann muß Augen und
Ohren aufhaben. Wo's gilt, ſchnell zugegriffen, ver¬
legene Waare fortgeſchmiſſen à tout prix. Er muß
mit der Zeit fortſchreiten. Das thuſt ja wohl auch?“
„Ich fürchte, die Zeit ſchreitet über uns fort.“
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