Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.Die Geheimräthin sah ihn mit etwas mehr als "Beruhigen Sie sich, ich bin kein Geisterseher. "So wäre es auch wohl am besten, wenn ich Er schien sich zu besinnen: "Nein. Sie sind schon "Aber sie können noch mehr fallen." "Möglich; sie werden aber auch wieder steigen." "Wenn Krieg kommt!" "Wer sagt das?" "Sie -- alle Welt! -- Die Augen sagen es." "Ich bin überzeugt, daß es nur eine Demon¬ Die Geheimräthin ſah ihn mit etwas mehr als „Beruhigen Sie ſich, ich bin kein Geiſterſeher. „So wäre es auch wohl am beſten, wenn ich Er ſchien ſich zu beſinnen: „Nein. Sie ſind ſchon „Aber ſie können noch mehr fallen.“ „Möglich; ſie werden aber auch wieder ſteigen.“ „Wenn Krieg kommt!“ „Wer ſagt das?“ „Sie — alle Welt! — Die Augen ſagen es.“ „Ich bin überzeugt, daß es nur eine Demon¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0047" n="37"/> <p>Die Geheimräthin ſah ihn mit etwas mehr als<lb/> Verwunderung an. Sie hatte von dieſer Sache nie<lb/> mit ihm geſprochen. Erſt heute hatte ſie das Notifi¬<lb/> catorium erhalten, daß das Geld für ſie fällig im<lb/> Depoſitorium des Kammergerichts liege.</p><lb/> <p>„Beruhigen Sie ſich, ich bin kein Geiſterſeher.<lb/> Dies erfuhr ich auf ganz natürlichem Wege, als ich<lb/> heut früh auf der Regiſtratur des Pupillencollegiums<lb/> einige Akten durchſah. Nicht aber die Ihrigen,“ ſetzte<lb/> er raſch hinzu. „Hinter meinem Rücken ſprach der<lb/> Decernent mit dem Regiſtrator von den fünftauſend<lb/> Thalern. Auf dem Herwege wollte ich mich auf der<lb/> Börſe erkundigen, in welchen Papieren Sie das Geld<lb/> in dieſer Woche am beſten anlegen könnten, als ich<lb/> die beunruhigende Nachricht erhielt. Hätte ich nicht<lb/> Geſellſchaft gefunden, wäre es natürlich das erſte<lb/> geweſen, was ich Ihnen mittheilte.“</p><lb/> <p>„So wäre es auch wohl am beſten, wenn ich<lb/> jetzt meine Pfandbriefe verkaufte?“</p><lb/> <p>Er ſchien ſich zu beſinnen: „Nein. Sie ſind ſchon<lb/> auf die Nachricht im Cours geſunken.“</p><lb/> <p>„Aber ſie können noch mehr fallen.“</p><lb/> <p>„Möglich; ſie werden aber auch wieder ſteigen.“</p><lb/> <p>„Wenn Krieg kommt!“</p><lb/> <p>„Wer ſagt das?“</p><lb/> <p>„Sie — alle Welt! — Die Augen ſagen es.“</p><lb/> <p>„Ich bin überzeugt, daß es nur eine Demon¬<lb/> ſtration iſt. Die bewaffnete Neutralität iſt zur Be¬<lb/> ſchwichtigung der aufgeregten Stimmung. Man muß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0047]
Die Geheimräthin ſah ihn mit etwas mehr als
Verwunderung an. Sie hatte von dieſer Sache nie
mit ihm geſprochen. Erſt heute hatte ſie das Notifi¬
catorium erhalten, daß das Geld für ſie fällig im
Depoſitorium des Kammergerichts liege.
„Beruhigen Sie ſich, ich bin kein Geiſterſeher.
Dies erfuhr ich auf ganz natürlichem Wege, als ich
heut früh auf der Regiſtratur des Pupillencollegiums
einige Akten durchſah. Nicht aber die Ihrigen,“ ſetzte
er raſch hinzu. „Hinter meinem Rücken ſprach der
Decernent mit dem Regiſtrator von den fünftauſend
Thalern. Auf dem Herwege wollte ich mich auf der
Börſe erkundigen, in welchen Papieren Sie das Geld
in dieſer Woche am beſten anlegen könnten, als ich
die beunruhigende Nachricht erhielt. Hätte ich nicht
Geſellſchaft gefunden, wäre es natürlich das erſte
geweſen, was ich Ihnen mittheilte.“
„So wäre es auch wohl am beſten, wenn ich
jetzt meine Pfandbriefe verkaufte?“
Er ſchien ſich zu beſinnen: „Nein. Sie ſind ſchon
auf die Nachricht im Cours geſunken.“
„Aber ſie können noch mehr fallen.“
„Möglich; ſie werden aber auch wieder ſteigen.“
„Wenn Krieg kommt!“
„Wer ſagt das?“
„Sie — alle Welt! — Die Augen ſagen es.“
„Ich bin überzeugt, daß es nur eine Demon¬
ſtration iſt. Die bewaffnete Neutralität iſt zur Be¬
ſchwichtigung der aufgeregten Stimmung. Man muß
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