Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.der Trost der Unterdrückten, der Rächer der Gekränk¬ Er hatte ihre Hand ergriffen, eigentlich ihren Er schien, als sie sanft den Arm zurückzog, sich "Also, was Sie sagten! -- Sie liebt ihn nicht?" "Sie liebt einen Andern." "Tant mieux!" Die Geheimräthin sah ihn forschend an: "Auch "In der That!" Der Legationsrath biß sich in "Sie retteten sie vor ihm und zum Dank --" "Würde sie mich an ihn verrathen! Ist das der Troſt der Unterdrückten, der Rächer der Gekränk¬ Er hatte ihre Hand ergriffen, eigentlich ihren Er ſchien, als ſie ſanft den Arm zurückzog, ſich „Alſo, was Sie ſagten! — Sie liebt ihn nicht?“ „Sie liebt einen Andern.“ „Tant mieux!“ Die Geheimräthin ſah ihn forſchend an: „Auch „In der That!“ Der Legationsrath biß ſich in „Sie retteten ſie vor ihm und zum Dank —“ „Würde ſie mich an ihn verrathen! Iſt das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="45"/> der Troſt der Unterdrückten, der Rächer der Gekränk¬<lb/> ten, dann mag er ſchwärmen, ſchwelgen —“ Er be¬<lb/> deckte das Geſicht mit beiden Händen. „O laſſen Sie<lb/> uns von meinen Planen ein ander Mal reden. Heute<lb/> könnten ſich meine Phantaſieen verirren, — Gott<lb/> weiß in welche — laſſen Sie mich heute ſchweigen —“</p><lb/> <p>Er hatte ihre Hand ergriffen, eigentlich ihren<lb/> Arm, und, den Blick gen Himmel, die Hand an ſeine<lb/> Lippen gedrückt. — So ſtarrte er eine Weile, die<lb/> Augen aufwärts, in einem Zuſtande völliger Ab¬<lb/> ſorbirung.</p><lb/> <p>Er ſchien, als ſie ſanft den Arm zurückzog, ſich<lb/> nur mit Anſtrengung wieder zu finden:</p><lb/> <p>„Alſo, was Sie ſagten! — Sie liebt ihn nicht?“</p><lb/> <p>„Sie liebt einen Andern.“</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">„Tant mieux!“</hi> </p><lb/> <p>Die Geheimräthin ſah ihn forſchend an: „Auch<lb/> wenn der andre ein guter Bekannter von Ihnen<lb/> iſt — ſie liebt Bovillard, ohne es ſich zu geſtehen.“</p><lb/> <p>„In der That!“ Der Legationsrath biß ſich in<lb/> die Lippe, aber lachte mit völliger Unbefangenheit<lb/> auf: „Wir ſind Gegner, nicht Rivale.“</p><lb/> <p>„Sie retteten ſie vor ihm und zum Dank —“</p><lb/> <p>„Würde ſie mich an ihn verrathen! Iſt das<lb/> etwas beſonderes! Zum Unglück für das arme Kind —<lb/> oder zum Glück für Herrn van Aſten, iſt aber Herr<lb/> von Bovillard jetzt die Kreuz und Quer auf hundert<lb/> Meilen geſchickt. Ja ich glaube, ſie haben ihn ſo<lb/> geſchickt, daß ſie wünſchen, er möchte nie wiederkehren.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
der Troſt der Unterdrückten, der Rächer der Gekränk¬
ten, dann mag er ſchwärmen, ſchwelgen —“ Er be¬
deckte das Geſicht mit beiden Händen. „O laſſen Sie
uns von meinen Planen ein ander Mal reden. Heute
könnten ſich meine Phantaſieen verirren, — Gott
weiß in welche — laſſen Sie mich heute ſchweigen —“
Er hatte ihre Hand ergriffen, eigentlich ihren
Arm, und, den Blick gen Himmel, die Hand an ſeine
Lippen gedrückt. — So ſtarrte er eine Weile, die
Augen aufwärts, in einem Zuſtande völliger Ab¬
ſorbirung.
Er ſchien, als ſie ſanft den Arm zurückzog, ſich
nur mit Anſtrengung wieder zu finden:
„Alſo, was Sie ſagten! — Sie liebt ihn nicht?“
„Sie liebt einen Andern.“
„Tant mieux!“
Die Geheimräthin ſah ihn forſchend an: „Auch
wenn der andre ein guter Bekannter von Ihnen
iſt — ſie liebt Bovillard, ohne es ſich zu geſtehen.“
„In der That!“ Der Legationsrath biß ſich in
die Lippe, aber lachte mit völliger Unbefangenheit
auf: „Wir ſind Gegner, nicht Rivale.“
„Sie retteten ſie vor ihm und zum Dank —“
„Würde ſie mich an ihn verrathen! Iſt das
etwas beſonderes! Zum Unglück für das arme Kind —
oder zum Glück für Herrn van Aſten, iſt aber Herr
von Bovillard jetzt die Kreuz und Quer auf hundert
Meilen geſchickt. Ja ich glaube, ſie haben ihn ſo
geſchickt, daß ſie wünſchen, er möchte nie wiederkehren.“
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