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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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Es war vorgestern gewesen, daß er seine beste
Interimsuniform angezogen und sich auf den Weg
gemacht. Ein saurer Weg! Die Pflastersteine schienen
Klebriges zu schwitzen, sie hielten seine Sohlen fest.
Er aber sprach sich Muth ein: "Nun und wenn es
nichts ist, dann ist es nichts und Alles bleibt beim
Alten." Sein Herz wurde ordentlich leicht, aber nur
auf einen Augenblick; je weiter er die Straße hin¬
unterging, je näher er dem Hause kam, so schwerer
ward es wieder.

Er hätte auch sein Wort gehalten, was er sich
selbst gegeben, nicht, wie wohl andre in gleicher Her¬
zensangst thun, ein paar Mal vor dem Hause vorüber¬
zugehen, bis der Muth ihnen kommt. Nein er wäre
gleich das erste Mal eingetreten, wäre nicht der Mops
gewesen. Was es nun war, ob er in etwas getre¬
ten, was Joly verdroß, ob eine angeborne Idiosyn¬
krasie in dem Thiere gegen den Menschen lebte, genug
ein kleiner häßlicher, fetter Mops klaffte ihn an. Als
er sich des Störenfrieds entledigen wollte, machte er das
Uebel nur ärger, der Tritt fiel wider Willen so un¬
glücklich aus, daß das Thier, von der Stiefelspitze
gehoben, winselnd auf das Pflaster fiel. Ein Dienst¬
mädchen oder ein Paar erhoben ein Zetergeschrei mit
dem Hunde um die Wette. Natürlich über die Bar¬
barei, ein armes Thier so grausam zu maltraitiren!
Nun war einmal etwas versehen, und Fehler hecken
mehr als gute Thaten. Als er die Straße wieder
heraufkam, waren zwar Mops und Mädchen ver¬

Es war vorgeſtern geweſen, daß er ſeine beſte
Interimsuniform angezogen und ſich auf den Weg
gemacht. Ein ſaurer Weg! Die Pflaſterſteine ſchienen
Klebriges zu ſchwitzen, ſie hielten ſeine Sohlen feſt.
Er aber ſprach ſich Muth ein: „Nun und wenn es
nichts iſt, dann iſt es nichts und Alles bleibt beim
Alten.“ Sein Herz wurde ordentlich leicht, aber nur
auf einen Augenblick; je weiter er die Straße hin¬
unterging, je näher er dem Hauſe kam, ſo ſchwerer
ward es wieder.

Er hätte auch ſein Wort gehalten, was er ſich
ſelbſt gegeben, nicht, wie wohl andre in gleicher Her¬
zensangſt thun, ein paar Mal vor dem Hauſe vorüber¬
zugehen, bis der Muth ihnen kommt. Nein er wäre
gleich das erſte Mal eingetreten, wäre nicht der Mops
geweſen. Was es nun war, ob er in etwas getre¬
ten, was Joly verdroß, ob eine angeborne Idioſyn¬
kraſie in dem Thiere gegen den Menſchen lebte, genug
ein kleiner häßlicher, fetter Mops klaffte ihn an. Als
er ſich des Störenfrieds entledigen wollte, machte er das
Uebel nur ärger, der Tritt fiel wider Willen ſo un¬
glücklich aus, daß das Thier, von der Stiefelſpitze
gehoben, winſelnd auf das Pflaſter fiel. Ein Dienſt¬
mädchen oder ein Paar erhoben ein Zetergeſchrei mit
dem Hunde um die Wette. Natürlich über die Bar¬
barei, ein armes Thier ſo grauſam zu maltraitiren!
Nun war einmal etwas verſehen, und Fehler hecken
mehr als gute Thaten. Als er die Straße wieder
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[75/0085] Es war vorgeſtern geweſen, daß er ſeine beſte Interimsuniform angezogen und ſich auf den Weg gemacht. Ein ſaurer Weg! Die Pflaſterſteine ſchienen Klebriges zu ſchwitzen, ſie hielten ſeine Sohlen feſt. Er aber ſprach ſich Muth ein: „Nun und wenn es nichts iſt, dann iſt es nichts und Alles bleibt beim Alten.“ Sein Herz wurde ordentlich leicht, aber nur auf einen Augenblick; je weiter er die Straße hin¬ unterging, je näher er dem Hauſe kam, ſo ſchwerer ward es wieder. Er hätte auch ſein Wort gehalten, was er ſich ſelbſt gegeben, nicht, wie wohl andre in gleicher Her¬ zensangſt thun, ein paar Mal vor dem Hauſe vorüber¬ zugehen, bis der Muth ihnen kommt. Nein er wäre gleich das erſte Mal eingetreten, wäre nicht der Mops geweſen. Was es nun war, ob er in etwas getre¬ ten, was Joly verdroß, ob eine angeborne Idioſyn¬ kraſie in dem Thiere gegen den Menſchen lebte, genug ein kleiner häßlicher, fetter Mops klaffte ihn an. Als er ſich des Störenfrieds entledigen wollte, machte er das Uebel nur ärger, der Tritt fiel wider Willen ſo un¬ glücklich aus, daß das Thier, von der Stiefelſpitze gehoben, winſelnd auf das Pflaſter fiel. Ein Dienſt¬ mädchen oder ein Paar erhoben ein Zetergeſchrei mit dem Hunde um die Wette. Natürlich über die Bar¬ barei, ein armes Thier ſo grauſam zu maltraitiren! Nun war einmal etwas verſehen, und Fehler hecken mehr als gute Thaten. Als er die Straße wieder heraufkam, waren zwar Mops und Mädchen ver¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/85>, abgerufen am 09.11.2024.