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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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wenig, daß Herr von Dohleneck das arme Thier auf
der Straße mit Absicht mißhandeln konnte, als ich
glauben mag, daß ein Cavalier von Ihrem Herzen
und Ihrer Ritterlichkeit ein Vergnügen darin finden
kann, eine unglückliche Frau, die in Thränen sitzt,
noch unglücklicher zu machen."

Und noch blieb der Rittmeister muthig. Die
Klingel hielt er in der Hand, als ein Hundegeklaff
gegen die Thür stürzt. Das war der Hund des
Aubry, die Kraniche des Ibycus. "Nein, mein
Joly, der häßliche Mensch, der soll dir nicht wieder
was thun," hörte er die Stimme des Kammer¬
mädchens. -- Er hatte nicht geklingelt; er war
wieder auf der Straße. Joly knurrte hinter ihm am
Fenster.

Und seitdem hörte der Rittmeister, wo er die
Augen schloß, den Mops knurren und die Baronin
weinen. "Alles um Dich!" Er hatte wohl daran
gedacht, sich in eine andre Garnison versetzen zu lassen;
aber seine Schulden und seine Ehre! Nun kam ein
tröstender Engel. Der Krieg befreit einen Militair
von den Verfolgungen seiner Gläubiger und einen
Liebenden von denen seiner Phantasie. Zu dieser
trostreichen Ueberzeugung war der Rittmeister Stier
von Dohleneck in dem Augenblick gelangt, er wollte
auf diesen Tröster in der Noth ein Glas leeren, als,
zu seiner Verwunderung, aus der leeren Flasche nichts
mehr fließen wollte. Er schlug damit gegen das Glas,
ein Zeichen, welches Herr Josty sehr wohl verstand,

wenig, daß Herr von Dohleneck das arme Thier auf
der Straße mit Abſicht mißhandeln konnte, als ich
glauben mag, daß ein Cavalier von Ihrem Herzen
und Ihrer Ritterlichkeit ein Vergnügen darin finden
kann, eine unglückliche Frau, die in Thränen ſitzt,
noch unglücklicher zu machen.“

Und noch blieb der Rittmeiſter muthig. Die
Klingel hielt er in der Hand, als ein Hundegeklaff
gegen die Thür ſtürzt. Das war der Hund des
Aubry, die Kraniche des Ibycus. „Nein, mein
Joly, der häßliche Menſch, der ſoll dir nicht wieder
was thun,“ hörte er die Stimme des Kammer¬
mädchens. — Er hatte nicht geklingelt; er war
wieder auf der Straße. Joly knurrte hinter ihm am
Fenſter.

Und ſeitdem hörte der Rittmeiſter, wo er die
Augen ſchloß, den Mops knurren und die Baronin
weinen. „Alles um Dich!“ Er hatte wohl daran
gedacht, ſich in eine andre Garniſon verſetzen zu laſſen;
aber ſeine Schulden und ſeine Ehre! Nun kam ein
tröſtender Engel. Der Krieg befreit einen Militair
von den Verfolgungen ſeiner Gläubiger und einen
Liebenden von denen ſeiner Phantaſie. Zu dieſer
troſtreichen Ueberzeugung war der Rittmeiſter Stier
von Dohleneck in dem Augenblick gelangt, er wollte
auf dieſen Tröſter in der Noth ein Glas leeren, als,
zu ſeiner Verwunderung, aus der leeren Flaſche nichts
mehr fließen wollte. Er ſchlug damit gegen das Glas,
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[77/0087] wenig, daß Herr von Dohleneck das arme Thier auf der Straße mit Abſicht mißhandeln konnte, als ich glauben mag, daß ein Cavalier von Ihrem Herzen und Ihrer Ritterlichkeit ein Vergnügen darin finden kann, eine unglückliche Frau, die in Thränen ſitzt, noch unglücklicher zu machen.“ Und noch blieb der Rittmeiſter muthig. Die Klingel hielt er in der Hand, als ein Hundegeklaff gegen die Thür ſtürzt. Das war der Hund des Aubry, die Kraniche des Ibycus. „Nein, mein Joly, der häßliche Menſch, der ſoll dir nicht wieder was thun,“ hörte er die Stimme des Kammer¬ mädchens. — Er hatte nicht geklingelt; er war wieder auf der Straße. Joly knurrte hinter ihm am Fenſter. Und ſeitdem hörte der Rittmeiſter, wo er die Augen ſchloß, den Mops knurren und die Baronin weinen. „Alles um Dich!“ Er hatte wohl daran gedacht, ſich in eine andre Garniſon verſetzen zu laſſen; aber ſeine Schulden und ſeine Ehre! Nun kam ein tröſtender Engel. Der Krieg befreit einen Militair von den Verfolgungen ſeiner Gläubiger und einen Liebenden von denen ſeiner Phantaſie. Zu dieſer troſtreichen Ueberzeugung war der Rittmeiſter Stier von Dohleneck in dem Augenblick gelangt, er wollte auf dieſen Tröſter in der Noth ein Glas leeren, als, zu ſeiner Verwunderung, aus der leeren Flaſche nichts mehr fließen wollte. Er ſchlug damit gegen das Glas, ein Zeichen, welches Herr Joſty ſehr wohl verſtand,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/87>, abgerufen am 21.11.2024.