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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"Möglich. Sehn Sie, das dumme Zeug rührte
von mir her, nämlich von Blut von meinem Blut,
von meinem Sohn. Konnte ichs nun übers Herz
bringen, das dumme Zeug unter die Leute laufen zu
lassen? Also fix in die Tasche gegriffen und Man¬
teuffeln es machen lassen."

"Nu das ist pfiffig gehandelt."

"Recht dumm, Herr von Dohleneck. Manteuffel
glaubt zwar, er hat sie alle gekriegt, aber eins oder
das andre ist doch unter den Tisch gefallen, und wer
das weg hat, giebts nicht raus. Wirds nun erst
bekannt, man kriegt keine mehr, dann fallen sie drüber
her wie die Fliegen übers Aas, jeder wills lesen.
Ist das nun nicht eine pure Dummheit, hundert
Thaler wegzuschmeißen, damit ich was Dummes erst
recht in die Welt schicke!"

Das lag außer dem Departement des Ritt¬
meisters. Er stellte sein leeres Glas auf den Tisch:

"Herr! wissen Sie was? -- Aber verrathen
müssen Sie mich nicht. Den einen dummen Streich
wollen wir Ihnen repariren. Dem Legationsrath
passen wir alle auf die Finger, und wenn er sich
mal attrapiren läßt, dann soll er Ihnen kein Kopf¬
weh mehr machen."

Der Kaufmann war aufgesprungen und faßte
den Rittmeister mit beiden Händen ich glaube es
war nur an den Kragen; ursprünglich war die Lieb¬
kosung den Ohren oder Backen zugedacht. Der Re¬
spect ließ die Hände tiefer sinken:

„Möglich. Sehn Sie, das dumme Zeug rührte
von mir her, nämlich von Blut von meinem Blut,
von meinem Sohn. Konnte ichs nun übers Herz
bringen, das dumme Zeug unter die Leute laufen zu
laſſen? Alſo fix in die Taſche gegriffen und Man¬
teuffeln es machen laſſen.“

„Nu das iſt pfiffig gehandelt.“

„Recht dumm, Herr von Dohleneck. Manteuffel
glaubt zwar, er hat ſie alle gekriegt, aber eins oder
das andre iſt doch unter den Tiſch gefallen, und wer
das weg hat, giebts nicht raus. Wirds nun erſt
bekannt, man kriegt keine mehr, dann fallen ſie drüber
her wie die Fliegen übers Aas, jeder wills leſen.
Iſt das nun nicht eine pure Dummheit, hundert
Thaler wegzuſchmeißen, damit ich was Dummes erſt
recht in die Welt ſchicke!“

Das lag außer dem Departement des Ritt¬
meiſters. Er ſtellte ſein leeres Glas auf den Tiſch:

„Herr! wiſſen Sie was? — Aber verrathen
müſſen Sie mich nicht. Den einen dummen Streich
wollen wir Ihnen repariren. Dem Legationsrath
paſſen wir alle auf die Finger, und wenn er ſich
mal attrapiren läßt, dann ſoll er Ihnen kein Kopf¬
weh mehr machen.“

Der Kaufmann war aufgeſprungen und faßte
den Rittmeiſter mit beiden Händen ich glaube es
war nur an den Kragen; urſprünglich war die Lieb¬
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ſpect ließ die Hände tiefer ſinken:

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[88/0098] „Möglich. Sehn Sie, das dumme Zeug rührte von mir her, nämlich von Blut von meinem Blut, von meinem Sohn. Konnte ichs nun übers Herz bringen, das dumme Zeug unter die Leute laufen zu laſſen? Alſo fix in die Taſche gegriffen und Man¬ teuffeln es machen laſſen.“ „Nu das iſt pfiffig gehandelt.“ „Recht dumm, Herr von Dohleneck. Manteuffel glaubt zwar, er hat ſie alle gekriegt, aber eins oder das andre iſt doch unter den Tiſch gefallen, und wer das weg hat, giebts nicht raus. Wirds nun erſt bekannt, man kriegt keine mehr, dann fallen ſie drüber her wie die Fliegen übers Aas, jeder wills leſen. Iſt das nun nicht eine pure Dummheit, hundert Thaler wegzuſchmeißen, damit ich was Dummes erſt recht in die Welt ſchicke!“ Das lag außer dem Departement des Ritt¬ meiſters. Er ſtellte ſein leeres Glas auf den Tiſch: „Herr! wiſſen Sie was? — Aber verrathen müſſen Sie mich nicht. Den einen dummen Streich wollen wir Ihnen repariren. Dem Legationsrath paſſen wir alle auf die Finger, und wenn er ſich mal attrapiren läßt, dann ſoll er Ihnen kein Kopf¬ weh mehr machen.“ Der Kaufmann war aufgeſprungen und faßte den Rittmeiſter mit beiden Händen ich glaube es war nur an den Kragen; urſprünglich war die Lieb¬ koſung den Ohren oder Backen zugedacht. Der Re¬ ſpect ließ die Hände tiefer ſinken:

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/98>, abgerufen am 21.11.2024.