Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852."Das Neueste hoffe ich von Ihnen zu erfahren." "Da, sagte Bovillard und goß in ein vasen¬ "Es schmeckt wie der beste Champagner, schäumt "Non mousseux, neueste Erfindung. Eben aus "Der Schaum dünkt mich doch die lockende "Ihre Säuren, Wandel, Ihre Chemie hat "Die Nachrichten lauten übel, Geheimrath. Na¬ "Liebster, bester Freund, warum hören Sie dar¬ „Das Neueſte hoffe ich von Ihnen zu erfahren.“ „Da, ſagte Bovillard und goß in ein vaſen¬ „Es ſchmeckt wie der beſte Champagner, ſchäumt „Non mousseux, neueſte Erfindung. Eben aus „Der Schaum dünkt mich doch die lockende „Ihre Säuren, Wandel, Ihre Chemie hat „Die Nachrichten lauten übel, Geheimrath. Na¬ „Liebſter, beſter Freund, warum hören Sie dar¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0012" n="2"/> <p>„Das Neueſte hoffe ich von Ihnen zu erfahren.“</p><lb/> <p>„Da, ſagte Bovillard und goß in ein vaſen¬<lb/> artiges Kryſtallglas aus der Weinflaſche: Prüfen<lb/> Sie, wie ſchmeckt es Ihnen?“</p><lb/> <p>„Es ſchmeckt wie der beſte Champagner, ſchäumt<lb/> aber nicht.“</p><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">Non mousseux</hi>, neueſte Erfindung. Eben aus<lb/> Epernay mir zugeſchickt. Es hat es noch Niemand<lb/> hier. Darum Discretion. Was ſagen Sie dazu?“</p><lb/> <p>„Der Schaum dünkt mich doch die lockende<lb/> Fahne, unter der der Champagner die Welt erobert<lb/> hat. Man ſoll nie ohne Noth ſeine Fahne aufgeben.“</p><lb/> <p>„Ihre Säuren, Wandel, Ihre Chemie hat<lb/> Ihnen den Geſchmack verdorben. — Ihre Zunge<lb/> fühlt das Richtige heraus, aber über die Kritik iſt<lb/> Ihnen die petillirender Luſt daran vergangen. — Sehn<lb/> Sie mich an, ich kann mich über die Entdeckung wie<lb/> ein Kind freuen. — Woran auch ſich halten, wenn<lb/> man nicht bisweilen wieder zum Kinde würde!“</p><lb/> <p>„Die Nachrichten lauten übel, Geheimrath. Na¬<lb/> poleon iſt ein anderer geworden, ſeit unſere Truppen<lb/> in ihre Cantonnements zurückgekehrt. Was er fordert,<lb/> iſt nicht mehr der Schönbrunner Vertrag, heißt es.<lb/> Ja, man ſpricht, daß Haugwitz wirklich am 15. Fe¬<lb/> bruar dieſen neuen, noch demüthigendem Vertrag<lb/> abſchloß. Er liege jetzt dem Könige zur Unterzeich¬<lb/> nung vor.“</p><lb/> <p>„Liebſter, beſter Freund, warum hören Sie dar¬<lb/> auf? Sie brauchen es doch wahrhaftig nicht. Ja,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0012]
„Das Neueſte hoffe ich von Ihnen zu erfahren.“
„Da, ſagte Bovillard und goß in ein vaſen¬
artiges Kryſtallglas aus der Weinflaſche: Prüfen
Sie, wie ſchmeckt es Ihnen?“
„Es ſchmeckt wie der beſte Champagner, ſchäumt
aber nicht.“
„Non mousseux, neueſte Erfindung. Eben aus
Epernay mir zugeſchickt. Es hat es noch Niemand
hier. Darum Discretion. Was ſagen Sie dazu?“
„Der Schaum dünkt mich doch die lockende
Fahne, unter der der Champagner die Welt erobert
hat. Man ſoll nie ohne Noth ſeine Fahne aufgeben.“
„Ihre Säuren, Wandel, Ihre Chemie hat
Ihnen den Geſchmack verdorben. — Ihre Zunge
fühlt das Richtige heraus, aber über die Kritik iſt
Ihnen die petillirender Luſt daran vergangen. — Sehn
Sie mich an, ich kann mich über die Entdeckung wie
ein Kind freuen. — Woran auch ſich halten, wenn
man nicht bisweilen wieder zum Kinde würde!“
„Die Nachrichten lauten übel, Geheimrath. Na¬
poleon iſt ein anderer geworden, ſeit unſere Truppen
in ihre Cantonnements zurückgekehrt. Was er fordert,
iſt nicht mehr der Schönbrunner Vertrag, heißt es.
Ja, man ſpricht, daß Haugwitz wirklich am 15. Fe¬
bruar dieſen neuen, noch demüthigendem Vertrag
abſchloß. Er liege jetzt dem Könige zur Unterzeich¬
nung vor.“
„Liebſter, beſter Freund, warum hören Sie dar¬
auf? Sie brauchen es doch wahrhaftig nicht. Ja,
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