"Aber eine mütterliche Freundin, wie Erlaucht, wird der Leidenden zu Hülfe kommen."
"Da darf kein Fremder helfen wollen. Wahr und wahrhaftig nicht. Die Natur findet ihren Weg und die Knospe bricht auf, wenn die Blume reif ist."
"Schade nur, wenn das arme Mädchen sich wieder täuschte!" sagte die Lupinus nach einer Pause.
"Wie meinen Sie das?"
"Der junge Herr von Bovillard ist zwar, was man nennt, in der Gesellschaft wieder ehrlich ge¬ macht, aber -- ein Sort kann er ihr doch nicht machen. Ich glaube schwerlich, daß man ihm eine Anstellung gäbe, wie jetzt die Dinge stehen. Sein Vater hat auch nicht mehr den früheren Einfluß. Der alte Alltag würde mit der Mariage ebensowenig zufrieden sein."
Ein vornehmes Lächeln schwebte um die Mund¬ winkel der Fürstin: "Daran habe ich wirklich nicht gedacht."
"Hat Ihre Majestät noch das Verlangen, Adelheid zu sehen?"
"Die Königin hat wirklich an Anderes zu denken. Da fällt mir ein, in der Magdalene, die hier die Arme, nach Ihrer glücklichen Entdeckung, dem ver¬ lornen Sohn entgegen hält, findet Schadow Aehn¬ lichkeit mit unsrer Adelheid."
Die Geheimräthin lorgnettirte: "Der Schnitt des Gesichtes, aber -- ich möchte eher eine Ver¬ wandtschaft mit der Comteß Laura entdecken."
IV. 11
„Aber eine mütterliche Freundin, wie Erlaucht, wird der Leidenden zu Hülfe kommen.“
„Da darf kein Fremder helfen wollen. Wahr und wahrhaftig nicht. Die Natur findet ihren Weg und die Knospe bricht auf, wenn die Blume reif iſt.“
„Schade nur, wenn das arme Mädchen ſich wieder täuſchte!“ ſagte die Lupinus nach einer Pauſe.
„Wie meinen Sie das?“
„Der junge Herr von Bovillard iſt zwar, was man nennt, in der Geſellſchaft wieder ehrlich ge¬ macht, aber — ein Sort kann er ihr doch nicht machen. Ich glaube ſchwerlich, daß man ihm eine Anſtellung gäbe, wie jetzt die Dinge ſtehen. Sein Vater hat auch nicht mehr den früheren Einfluß. Der alte Alltag würde mit der Mariage ebenſowenig zufrieden ſein.“
Ein vornehmes Lächeln ſchwebte um die Mund¬ winkel der Fürſtin: „Daran habe ich wirklich nicht gedacht.“
„Hat Ihre Majeſtät noch das Verlangen, Adelheid zu ſehen?“
„Die Königin hat wirklich an Anderes zu denken. Da fällt mir ein, in der Magdalene, die hier die Arme, nach Ihrer glücklichen Entdeckung, dem ver¬ lornen Sohn entgegen hält, findet Schadow Aehn¬ lichkeit mit unſrer Adelheid.“
Die Geheimräthin lorgnettirte: „Der Schnitt des Geſichtes, aber — ich möchte eher eine Ver¬ wandtſchaft mit der Comteß Laura entdecken.“
IV. 11
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„Aber eine mütterliche Freundin, wie Erlaucht,
wird der Leidenden zu Hülfe kommen.“
„Da darf kein Fremder helfen wollen. Wahr
und wahrhaftig nicht. Die Natur findet ihren Weg
und die Knospe bricht auf, wenn die Blume reif iſt.“
„Schade nur, wenn das arme Mädchen ſich
wieder täuſchte!“ ſagte die Lupinus nach einer Pauſe.
„Wie meinen Sie das?“
„Der junge Herr von Bovillard iſt zwar, was
man nennt, in der Geſellſchaft wieder ehrlich ge¬
macht, aber — ein Sort kann er ihr doch nicht
machen. Ich glaube ſchwerlich, daß man ihm eine
Anſtellung gäbe, wie jetzt die Dinge ſtehen. Sein
Vater hat auch nicht mehr den früheren Einfluß.
Der alte Alltag würde mit der Mariage ebenſowenig
zufrieden ſein.“
Ein vornehmes Lächeln ſchwebte um die Mund¬
winkel der Fürſtin: „Daran habe ich wirklich nicht
gedacht.“
„Hat Ihre Majeſtät noch das Verlangen,
Adelheid zu ſehen?“
„Die Königin hat wirklich an Anderes zu denken.
Da fällt mir ein, in der Magdalene, die hier die
Arme, nach Ihrer glücklichen Entdeckung, dem ver¬
lornen Sohn entgegen hält, findet Schadow Aehn¬
lichkeit mit unſrer Adelheid.“
Die Geheimräthin lorgnettirte: „Der Schnitt
des Geſichtes, aber — ich möchte eher eine Ver¬
wandtſchaft mit der Comteß Laura entdecken.“
IV. 11
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/171>, abgerufen am 16.02.2025.
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