Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.inne, daß sie an ihn gefesselt war. "Sie zerreißen Sie mußte ihr Tuch mehr lieben, als die Als er ihr jetzt entgegen sprang, um sie zu stra¬ "Meine Herren, schnell den Arm den Damen!" Ob er, ob die Comteß das Tuch vom Knopfe "Ihre Schlußaccorde -- es war mir, als ob -- inne, daß ſie an ihn gefeſſelt war. „Sie zerreißen Sie mußte ihr Tuch mehr lieben, als die Als er ihr jetzt entgegen ſprang, um ſie zu ſtra¬ „Meine Herren, ſchnell den Arm den Damen!“ Ob er, ob die Comteß das Tuch vom Knopfe „Ihre Schlußaccorde — es war mir, als ob — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="167"/> inne, daß ſie an ihn gefeſſelt war. „Sie zerreißen<lb/> mein Tuch.“ Er zog ſie langſam an ſich. „Was<lb/> wollen Sie?“ — „Sie ſtrafen, daß Sie entfliehen<lb/> wollten.“</p><lb/> <p>Sie mußte ihr Tuch mehr lieben, als die<lb/> Strafe fürchten, ſonſt hätte ſie doch das Tuch losge¬<lb/> laſſen und wäre entflohen.</p><lb/> <p>Als er ihr jetzt entgegen ſprang, um ſie zu ſtra¬<lb/> fen, erſchreckte ihn nicht ihr leichter Schrei, mit dem<lb/> ſie dem ſtrafenden Arm ſich zu entwinden ſuchte,<lb/> ſondern — eine Erſcheinung. Adelheid ſtand zwi¬<lb/> ſchen der Thür und ihm, die Hand an's Herz ge¬<lb/> preßt, als fühle ſie einen Schmerz, blaß, mit Geiſter¬<lb/> augen, wie eine Bildſäule.</p><lb/> <p>„Meine Herren, ſchnell den Arm den Damen!“<lb/> riefen mehre Stimmen, als durch die offene Thür<lb/> der Zug zum Speiſeſaal vorüberging. <hi rendition="#aq">Sans gêne</hi>,<lb/> Jeder, wer ihm zunächſt ſteht.“</p><lb/> <p>Ob er, ob die Comteß das Tuch vom Knopfe<lb/> losgeneſtelt, wiſſen wir nicht, aber es mußte losge¬<lb/> macht ſein, denn Bovillard fand kein Hinderniß mehr,<lb/> als er der ihm Nächſtſtehenden den Arm öffnete.<lb/> Es machte ſich von ſelbſt, es ging nicht anders, ohne<lb/> einen Verſtoß. Es war Adelheid, die der Strom<lb/> auf ihn zudrängte, während er die Comteß fortſchob.<lb/> Auch ſie mußte, ſie ſtand ihm zu rechts. Aber ſie<lb/> weinte. Eigentlich bebte nur ihre Bruſt.</p><lb/> <p>„Ihre Schlußaccorde — es war mir, als ob —<lb/> als ob etwas ſprang —“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0177]
inne, daß ſie an ihn gefeſſelt war. „Sie zerreißen
mein Tuch.“ Er zog ſie langſam an ſich. „Was
wollen Sie?“ — „Sie ſtrafen, daß Sie entfliehen
wollten.“
Sie mußte ihr Tuch mehr lieben, als die
Strafe fürchten, ſonſt hätte ſie doch das Tuch losge¬
laſſen und wäre entflohen.
Als er ihr jetzt entgegen ſprang, um ſie zu ſtra¬
fen, erſchreckte ihn nicht ihr leichter Schrei, mit dem
ſie dem ſtrafenden Arm ſich zu entwinden ſuchte,
ſondern — eine Erſcheinung. Adelheid ſtand zwi¬
ſchen der Thür und ihm, die Hand an's Herz ge¬
preßt, als fühle ſie einen Schmerz, blaß, mit Geiſter¬
augen, wie eine Bildſäule.
„Meine Herren, ſchnell den Arm den Damen!“
riefen mehre Stimmen, als durch die offene Thür
der Zug zum Speiſeſaal vorüberging. Sans gêne,
Jeder, wer ihm zunächſt ſteht.“
Ob er, ob die Comteß das Tuch vom Knopfe
losgeneſtelt, wiſſen wir nicht, aber es mußte losge¬
macht ſein, denn Bovillard fand kein Hinderniß mehr,
als er der ihm Nächſtſtehenden den Arm öffnete.
Es machte ſich von ſelbſt, es ging nicht anders, ohne
einen Verſtoß. Es war Adelheid, die der Strom
auf ihn zudrängte, während er die Comteß fortſchob.
Auch ſie mußte, ſie ſtand ihm zu rechts. Aber ſie
weinte. Eigentlich bebte nur ihre Bruſt.
„Ihre Schlußaccorde — es war mir, als ob —
als ob etwas ſprang —“
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