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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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Hand imperatonisch flüchtig daneben geschrieben:
""Wie viel würde er kosten?""

"Sie wollen mich doch nicht stolz machen, Bo¬
villard! Um die nackte Klippe des Ehrgeizes ist
mein Lebensschiff gesegelt."

"So lange sie nackt aussieht. Wenn man aber
im Vorbeisegeln zwischen den Riffen eine fette Trift
entdeckt, legte mancher wieder bei."

"Es ist für mich eine durchaus sterile Insel."

"Wohin denn? Das ist die Frage."

"Ich verstehe die Legitimation derselben nicht."

"Ich frage als Freund. Wo hinaus? Man muß
doch endlich mit Ihnen in's Reine kommen. -- Ich
wiederhole Ihnen: mich täuschen Sie nicht. Sie sind
kein Saint Germain etcaetera. Sie sind von unserm
Fleisch und Blut. Halb nur wie ein Lebemann,
halb wie ein Karthäuser in einem Schneckenhaus.
Das Leben in Berlin ist theuer, auf Gold sitzen Sie
nicht und Gold machen Sie nicht. Sie mögen ein
vortrefflicher Oekonom sein, aber Ihre Thüringischen
Güter verbessern Sie nicht in der Apotheke des Herrn
Flittner. Die Delicen der Wissenschaft gönne ich
Ihnen; wer aber den Champagner wie Sie über die
Zunge schlürft, will sie nicht wie die Pedanten um
ihrer selbst, er will etwas daraus für sich präpari¬
ren. Sie greifen nicht nach dem Monde, aber Sie
erscheinen wie er aus der Wolke, um wieder da¬
hinter zu verschwinden. Das ist hübsch, um Kinder
zu erschrecken und zu amüsiren, ein Mann will etwas

Hand imperatoniſch flüchtig daneben geſchrieben:
„„Wie viel würde er koſten?““

„Sie wollen mich doch nicht ſtolz machen, Bo¬
villard! Um die nackte Klippe des Ehrgeizes iſt
mein Lebensſchiff geſegelt.“

„So lange ſie nackt ausſieht. Wenn man aber
im Vorbeiſegeln zwiſchen den Riffen eine fette Trift
entdeckt, legte mancher wieder bei.“

„Es iſt für mich eine durchaus ſterile Inſel.“

„Wohin denn? Das iſt die Frage.“

„Ich verſtehe die Legitimation derſelben nicht.“

„Ich frage als Freund. Wo hinaus? Man muß
doch endlich mit Ihnen in's Reine kommen. — Ich
wiederhole Ihnen: mich täuſchen Sie nicht. Sie ſind
kein Saint Germain etcaetera. Sie ſind von unſerm
Fleiſch und Blut. Halb nur wie ein Lebemann,
halb wie ein Karthäuſer in einem Schneckenhaus.
Das Leben in Berlin iſt theuer, auf Gold ſitzen Sie
nicht und Gold machen Sie nicht. Sie mögen ein
vortrefflicher Oekonom ſein, aber Ihre Thüringiſchen
Güter verbeſſern Sie nicht in der Apotheke des Herrn
Flittner. Die Delicen der Wiſſenſchaft gönne ich
Ihnen; wer aber den Champagner wie Sie über die
Zunge ſchlürft, will ſie nicht wie die Pedanten um
ihrer ſelbſt, er will etwas daraus für ſich präpari¬
ren. Sie greifen nicht nach dem Monde, aber Sie
erſcheinen wie er aus der Wolke, um wieder da¬
hinter zu verſchwinden. Das iſt hübſch, um Kinder
zu erſchrecken und zu amüſiren, ein Mann will etwas

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[12/0022] Hand imperatoniſch flüchtig daneben geſchrieben: „„Wie viel würde er koſten?““ „Sie wollen mich doch nicht ſtolz machen, Bo¬ villard! Um die nackte Klippe des Ehrgeizes iſt mein Lebensſchiff geſegelt.“ „So lange ſie nackt ausſieht. Wenn man aber im Vorbeiſegeln zwiſchen den Riffen eine fette Trift entdeckt, legte mancher wieder bei.“ „Es iſt für mich eine durchaus ſterile Inſel.“ „Wohin denn? Das iſt die Frage.“ „Ich verſtehe die Legitimation derſelben nicht.“ „Ich frage als Freund. Wo hinaus? Man muß doch endlich mit Ihnen in's Reine kommen. — Ich wiederhole Ihnen: mich täuſchen Sie nicht. Sie ſind kein Saint Germain etcaetera. Sie ſind von unſerm Fleiſch und Blut. Halb nur wie ein Lebemann, halb wie ein Karthäuſer in einem Schneckenhaus. Das Leben in Berlin iſt theuer, auf Gold ſitzen Sie nicht und Gold machen Sie nicht. Sie mögen ein vortrefflicher Oekonom ſein, aber Ihre Thüringiſchen Güter verbeſſern Sie nicht in der Apotheke des Herrn Flittner. Die Delicen der Wiſſenſchaft gönne ich Ihnen; wer aber den Champagner wie Sie über die Zunge ſchlürft, will ſie nicht wie die Pedanten um ihrer ſelbſt, er will etwas daraus für ſich präpari¬ ren. Sie greifen nicht nach dem Monde, aber Sie erſcheinen wie er aus der Wolke, um wieder da¬ hinter zu verſchwinden. Das iſt hübſch, um Kinder zu erſchrecken und zu amüſiren, ein Mann will etwas

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/22>, abgerufen am 03.12.2024.