"Ihr Vater steht mit ihm in Relationen, wie Fuchsius mir mittheilte. Ein guter Kaufmann giebt nur Credit dem, der Credit hat."
"Auch ein Kaufmann ist Illusionen unterworfen."
"Das sollen Sie ermitteln, mit Fuchsius sollen Sie sich darüber verständigen. Fuchsius hat Anti¬ pathieen gegen Wandel. Das muß ein Staatsbeamter sein lassen, ich meine persönliche Antipathieen. Aber er will Renseignements haben, erinnere ich mich recht, aus den Niederlanden, daß häßliche Schatten ihm folgen. Irgendwo hat ein Glücksritter -- es ist ein Entführungsroman, mit Tod, Erbschleicherei und so weiter gekuppelt, -- für Romane habe ich keinen Sinn, Fuchsius wird Ihnen das Nähere mittheilen. Aber auch er mag in seinem Argwohn zu weit gehen. -- Haben Sie Bedenken?"
"Ich kenne bis jetzt weder den Roman noch die Wahrheit."
"Oder wissen Sie ein taugliches Subjekt? Ein feiner Beobachter, oder ein blitzendes Talent. Auch Sarkastik oder Humor wären treffliche Eigenschaften, Feuer, wenn auch mit etwas Qualm, das die Salonmenschen hinreißt. Mag er auch sonst ein ver¬ lorener Sohn sein, wenn er nur kein verlorener Sohn für's Vaterland ist. Es giebt viele verlorene Söhne, die nur eines Impulses bedürfen, damit das erstickte Feuer aus der Schlacke auflodere. Englands erste Staatsmänner gingen diesen Weg, aus einem Roue ward ein Charles Fox. -- Sie
„Ihr Vater ſteht mit ihm in Relationen, wie Fuchſius mir mittheilte. Ein guter Kaufmann giebt nur Credit dem, der Credit hat.“
„Auch ein Kaufmann iſt Illuſionen unterworfen.“
„Das ſollen Sie ermitteln, mit Fuchſius ſollen Sie ſich darüber verſtändigen. Fuchſius hat Anti¬ pathieen gegen Wandel. Das muß ein Staatsbeamter ſein laſſen, ich meine perſönliche Antipathieen. Aber er will Renſeignements haben, erinnere ich mich recht, aus den Niederlanden, daß häßliche Schatten ihm folgen. Irgendwo hat ein Glücksritter — es iſt ein Entführungsroman, mit Tod, Erbſchleicherei und ſo weiter gekuppelt, — für Romane habe ich keinen Sinn, Fuchſius wird Ihnen das Nähere mittheilen. Aber auch er mag in ſeinem Argwohn zu weit gehen. — Haben Sie Bedenken?“
„Ich kenne bis jetzt weder den Roman noch die Wahrheit.“
„Oder wiſſen Sie ein taugliches Subjekt? Ein feiner Beobachter, oder ein blitzendes Talent. Auch Sarkaſtik oder Humor wären treffliche Eigenſchaften, Feuer, wenn auch mit etwas Qualm, das die Salonmenſchen hinreißt. Mag er auch ſonſt ein ver¬ lorener Sohn ſein, wenn er nur kein verlorener Sohn für's Vaterland iſt. Es giebt viele verlorene Söhne, die nur eines Impulſes bedürfen, damit das erſtickte Feuer aus der Schlacke auflodere. Englands erſte Staatsmänner gingen dieſen Weg, aus einem Roué ward ein Charles Fox. — Sie
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0245"n="235"/><p>„Ihr Vater ſteht mit ihm in Relationen, wie<lb/>
Fuchſius mir mittheilte. Ein guter Kaufmann giebt<lb/>
nur Credit dem, der Credit hat.“</p><lb/><p>„Auch ein Kaufmann iſt Illuſionen unterworfen.“</p><lb/><p>„Das ſollen Sie ermitteln, mit Fuchſius ſollen<lb/>
Sie ſich darüber verſtändigen. Fuchſius hat Anti¬<lb/>
pathieen gegen Wandel. Das muß ein Staatsbeamter<lb/>ſein laſſen, ich meine perſönliche Antipathieen. Aber<lb/>
er will Renſeignements haben, erinnere ich mich<lb/>
recht, aus den Niederlanden, daß häßliche Schatten<lb/>
ihm folgen. Irgendwo hat ein Glücksritter — es<lb/>
iſt ein Entführungsroman, mit Tod, Erbſchleicherei<lb/>
und ſo weiter gekuppelt, — für Romane habe ich<lb/>
keinen Sinn, Fuchſius wird Ihnen das Nähere<lb/>
mittheilen. Aber auch er mag in ſeinem Argwohn<lb/>
zu weit gehen. — Haben Sie Bedenken?“</p><lb/><p>„Ich kenne bis jetzt weder den Roman noch<lb/>
die Wahrheit.“</p><lb/><p>„Oder wiſſen Sie ein taugliches Subjekt? Ein<lb/>
feiner Beobachter, oder ein blitzendes Talent. Auch<lb/>
Sarkaſtik oder Humor wären treffliche Eigenſchaften,<lb/>
Feuer, wenn auch mit etwas Qualm, das die<lb/>
Salonmenſchen hinreißt. Mag er auch ſonſt ein ver¬<lb/>
lorener Sohn ſein, wenn er nur kein verlorener<lb/>
Sohn für's Vaterland iſt. Es giebt viele verlorene<lb/>
Söhne, die nur eines Impulſes bedürfen, damit<lb/>
das erſtickte Feuer aus der Schlacke auflodere.<lb/>
Englands erſte Staatsmänner gingen dieſen Weg,<lb/>
aus einem Rou<hirendition="#aq">é</hi> ward ein Charles Fox. — Sie<lb/></p></div></body></text></TEI>
[235/0245]
„Ihr Vater ſteht mit ihm in Relationen, wie
Fuchſius mir mittheilte. Ein guter Kaufmann giebt
nur Credit dem, der Credit hat.“
„Auch ein Kaufmann iſt Illuſionen unterworfen.“
„Das ſollen Sie ermitteln, mit Fuchſius ſollen
Sie ſich darüber verſtändigen. Fuchſius hat Anti¬
pathieen gegen Wandel. Das muß ein Staatsbeamter
ſein laſſen, ich meine perſönliche Antipathieen. Aber
er will Renſeignements haben, erinnere ich mich
recht, aus den Niederlanden, daß häßliche Schatten
ihm folgen. Irgendwo hat ein Glücksritter — es
iſt ein Entführungsroman, mit Tod, Erbſchleicherei
und ſo weiter gekuppelt, — für Romane habe ich
keinen Sinn, Fuchſius wird Ihnen das Nähere
mittheilen. Aber auch er mag in ſeinem Argwohn
zu weit gehen. — Haben Sie Bedenken?“
„Ich kenne bis jetzt weder den Roman noch
die Wahrheit.“
„Oder wiſſen Sie ein taugliches Subjekt? Ein
feiner Beobachter, oder ein blitzendes Talent. Auch
Sarkaſtik oder Humor wären treffliche Eigenſchaften,
Feuer, wenn auch mit etwas Qualm, das die
Salonmenſchen hinreißt. Mag er auch ſonſt ein ver¬
lorener Sohn ſein, wenn er nur kein verlorener
Sohn für's Vaterland iſt. Es giebt viele verlorene
Söhne, die nur eines Impulſes bedürfen, damit
das erſtickte Feuer aus der Schlacke auflodere.
Englands erſte Staatsmänner gingen dieſen Weg,
aus einem Roué ward ein Charles Fox. — Sie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/245>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.