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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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keine ganz ungebildete Hand, sie flogen über das
Papier. Er fing an zu lesen, und hörte erst auf,
als es zu Ende war.

"Du mein Alles! Ja, die böse Frau hat Recht,
Du darfst mich nicht wiedersehen. Die Frau ist nicht
böse. Wer Dich lieb hat, ist gut. Wer Dir Schmerzen
sparen will, ist ein Engel. Nein, Du sollst mich nie
mehr sehen. -- Vergieb mir, Du mein einzig Ge¬
liebter, daß ich darum kam. Nur darum -- mein
Kopf brennt mir, ich weiß nicht, was ich schreibe.
Ich sah Dich nur unglücklich, nun wollte ich
Dich glücklich sehen. Ist das auch eine Sünde! --
Es sollte meine einzige letzte Freude sein. Mit einer
einzigen Freude aus der Welt gehn, ist das zu viel
gefordert! -- Sie sagte -- ach Gott, ich klage sie
nicht an. Wahr und wahrhaftig, Louis, bei Allem,
was Dir theuer ist, glaube mir, ich kam nicht, um
von Dir zu pressen, nicht um Dein Glück zu stören
-- ich Dich stören! -- Und Du sollst mich auch nicht
für eine ausverschämte Person halten, die Dich aus¬
sog und es lüderlich verbracht hat, und wenn das
Geld fortgerollt, kommt sie wieder. Glaube ihr nicht,
Louis, und darum schon muß ich Dir schreiben. Ich
vergebe ihr auch das, denn sie hat's nicht gesehen,
wie ich damals aus dem Thor wankte. Ich glaubte,
die Luft würde es gut thun, aber die Luft that's
nicht gut. Irgendwo, ich habe den häßlichen Ort
vergessen, blieb ich liegen -- nein, ich wollte da nicht
-- draußen auf der Landstraße aber fiel ich um, da

keine ganz ungebildete Hand, ſie flogen über das
Papier. Er fing an zu leſen, und hörte erſt auf,
als es zu Ende war.

„Du mein Alles! Ja, die böſe Frau hat Recht,
Du darfſt mich nicht wiederſehen. Die Frau iſt nicht
böſe. Wer Dich lieb hat, iſt gut. Wer Dir Schmerzen
ſparen will, iſt ein Engel. Nein, Du ſollſt mich nie
mehr ſehen. — Vergieb mir, Du mein einzig Ge¬
liebter, daß ich darum kam. Nur darum — mein
Kopf brennt mir, ich weiß nicht, was ich ſchreibe.
Ich ſah Dich nur unglücklich, nun wollte ich
Dich glücklich ſehen. Iſt das auch eine Sünde! —
Es ſollte meine einzige letzte Freude ſein. Mit einer
einzigen Freude aus der Welt gehn, iſt das zu viel
gefordert! — Sie ſagte — ach Gott, ich klage ſie
nicht an. Wahr und wahrhaftig, Louis, bei Allem,
was Dir theuer iſt, glaube mir, ich kam nicht, um
von Dir zu preſſen, nicht um Dein Glück zu ſtören
— ich Dich ſtören! — Und Du ſollſt mich auch nicht
für eine ausverſchämte Perſon halten, die Dich aus¬
ſog und es lüderlich verbracht hat, und wenn das
Geld fortgerollt, kommt ſie wieder. Glaube ihr nicht,
Louis, und darum ſchon muß ich Dir ſchreiben. Ich
vergebe ihr auch das, denn ſie hat's nicht geſehen,
wie ich damals aus dem Thor wankte. Ich glaubte,
die Luft würde es gut thun, aber die Luft that's
nicht gut. Irgendwo, ich habe den häßlichen Ort
vergeſſen, blieb ich liegen — nein, ich wollte da nicht
— draußen auf der Landſtraße aber fiel ich um, da

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[253/0263] keine ganz ungebildete Hand, ſie flogen über das Papier. Er fing an zu leſen, und hörte erſt auf, als es zu Ende war. „Du mein Alles! Ja, die böſe Frau hat Recht, Du darfſt mich nicht wiederſehen. Die Frau iſt nicht böſe. Wer Dich lieb hat, iſt gut. Wer Dir Schmerzen ſparen will, iſt ein Engel. Nein, Du ſollſt mich nie mehr ſehen. — Vergieb mir, Du mein einzig Ge¬ liebter, daß ich darum kam. Nur darum — mein Kopf brennt mir, ich weiß nicht, was ich ſchreibe. Ich ſah Dich nur unglücklich, nun wollte ich Dich glücklich ſehen. Iſt das auch eine Sünde! — Es ſollte meine einzige letzte Freude ſein. Mit einer einzigen Freude aus der Welt gehn, iſt das zu viel gefordert! — Sie ſagte — ach Gott, ich klage ſie nicht an. Wahr und wahrhaftig, Louis, bei Allem, was Dir theuer iſt, glaube mir, ich kam nicht, um von Dir zu preſſen, nicht um Dein Glück zu ſtören — ich Dich ſtören! — Und Du ſollſt mich auch nicht für eine ausverſchämte Perſon halten, die Dich aus¬ ſog und es lüderlich verbracht hat, und wenn das Geld fortgerollt, kommt ſie wieder. Glaube ihr nicht, Louis, und darum ſchon muß ich Dir ſchreiben. Ich vergebe ihr auch das, denn ſie hat's nicht geſehen, wie ich damals aus dem Thor wankte. Ich glaubte, die Luft würde es gut thun, aber die Luft that's nicht gut. Irgendwo, ich habe den häßlichen Ort vergeſſen, blieb ich liegen — nein, ich wollte da nicht — draußen auf der Landſtraße aber fiel ich um, da

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/263>, abgerufen am 24.11.2024.