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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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hoben sie mich auf einen Leiterwagen und fuhren
mich rein, in ein großes Haus. Ach, die häßlichen
Gesichter, wie sie sich stritten! Der Bürgermeister
war sehr zornig, er wollte mich wieder aufladen las¬
sen und zur Stadt hinaus, Gott weiß wohin. Sie
fluchten. Ich habe Dich fluchen gehört, aber so nicht.
Einer schrie, das gäbe eine Untersuchung und mache
noch mehr Kosten. Aber wie kommen wir zu der
Last! schrieen sechs Andre. Sie müssen's uns ja ver¬
güten auf Heller und Pfennig! -- Eigentlich müßte
der Abdecker auch solche kriegen! lachte Einer. --
Louis! Louis! ich lag da, sinnlos, starr, wie ein ge¬
fallen Thier, um das die Raubvögel sich streiten.
Wer das erlebt -- der hat kein Recht mehr auf dieser
Welt. Und ich sollte noch Dein Glück stören wollen!
Endlich hieß es, man muß doch was finden, wo sie
hingehört, und dann hätten sie mich wieder auf den
Karren geladen, und das hätte ich nicht ausgehalten;
es wäre wohl so am Besten gewesen. Aber als sie
drauf suchten, fanden sie Dein Geld. Hätte ich
schreien können: es gehört ja Dir! hätte ich es ihnen
fortreißen können! Aber ich konnte keinen Finger
rühren, keinen Laut rausbringen. Da ward es stille;
sie schmunzelten und führten wieder häßliche, lustige
Reden. Der Inspector sagte, die wolle er schon gut
und lange pflegen. Da ward mir das Haar gescho¬
ren, da stürzten sie kaltes Wasser über den Kopf mir,
o es war doch immer so heiß! Da sah ich immer
Dich, wenn mir wohler ward. Du zücktest die Ach¬

hoben ſie mich auf einen Leiterwagen und fuhren
mich rein, in ein großes Haus. Ach, die häßlichen
Geſichter, wie ſie ſich ſtritten! Der Bürgermeiſter
war ſehr zornig, er wollte mich wieder aufladen laſ¬
ſen und zur Stadt hinaus, Gott weiß wohin. Sie
fluchten. Ich habe Dich fluchen gehört, aber ſo nicht.
Einer ſchrie, das gäbe eine Unterſuchung und mache
noch mehr Koſten. Aber wie kommen wir zu der
Laſt! ſchrieen ſechs Andre. Sie müſſen's uns ja ver¬
güten auf Heller und Pfennig! — Eigentlich müßte
der Abdecker auch ſolche kriegen! lachte Einer. —
Louis! Louis! ich lag da, ſinnlos, ſtarr, wie ein ge¬
fallen Thier, um das die Raubvögel ſich ſtreiten.
Wer das erlebt — der hat kein Recht mehr auf dieſer
Welt. Und ich ſollte noch Dein Glück ſtören wollen!
Endlich hieß es, man muß doch was finden, wo ſie
hingehört, und dann hätten ſie mich wieder auf den
Karren geladen, und das hätte ich nicht ausgehalten;
es wäre wohl ſo am Beſten geweſen. Aber als ſie
drauf ſuchten, fanden ſie Dein Geld. Hätte ich
ſchreien können: es gehört ja Dir! hätte ich es ihnen
fortreißen können! Aber ich konnte keinen Finger
rühren, keinen Laut rausbringen. Da ward es ſtille;
ſie ſchmunzelten und führten wieder häßliche, luſtige
Reden. Der Inſpector ſagte, die wolle er ſchon gut
und lange pflegen. Da ward mir das Haar geſcho¬
ren, da ſtürzten ſie kaltes Waſſer über den Kopf mir,
o es war doch immer ſo heiß! Da ſah ich immer
Dich, wenn mir wohler ward. Du zückteſt die Ach¬

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[254/0264] hoben ſie mich auf einen Leiterwagen und fuhren mich rein, in ein großes Haus. Ach, die häßlichen Geſichter, wie ſie ſich ſtritten! Der Bürgermeiſter war ſehr zornig, er wollte mich wieder aufladen laſ¬ ſen und zur Stadt hinaus, Gott weiß wohin. Sie fluchten. Ich habe Dich fluchen gehört, aber ſo nicht. Einer ſchrie, das gäbe eine Unterſuchung und mache noch mehr Koſten. Aber wie kommen wir zu der Laſt! ſchrieen ſechs Andre. Sie müſſen's uns ja ver¬ güten auf Heller und Pfennig! — Eigentlich müßte der Abdecker auch ſolche kriegen! lachte Einer. — Louis! Louis! ich lag da, ſinnlos, ſtarr, wie ein ge¬ fallen Thier, um das die Raubvögel ſich ſtreiten. Wer das erlebt — der hat kein Recht mehr auf dieſer Welt. Und ich ſollte noch Dein Glück ſtören wollen! Endlich hieß es, man muß doch was finden, wo ſie hingehört, und dann hätten ſie mich wieder auf den Karren geladen, und das hätte ich nicht ausgehalten; es wäre wohl ſo am Beſten geweſen. Aber als ſie drauf ſuchten, fanden ſie Dein Geld. Hätte ich ſchreien können: es gehört ja Dir! hätte ich es ihnen fortreißen können! Aber ich konnte keinen Finger rühren, keinen Laut rausbringen. Da ward es ſtille; ſie ſchmunzelten und führten wieder häßliche, luſtige Reden. Der Inſpector ſagte, die wolle er ſchon gut und lange pflegen. Da ward mir das Haar geſcho¬ ren, da ſtürzten ſie kaltes Waſſer über den Kopf mir, o es war doch immer ſo heiß! Da ſah ich immer Dich, wenn mir wohler ward. Du zückteſt die Ach¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/264>, abgerufen am 24.11.2024.