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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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"Was heißt Zukunft?"

"Der alte Bovillard stellt sich auf die Hinter¬
füße. Seit er die Flasche alten Weins, die seinen
provencalischen Adel enthält, entkorkt, ist der Duft
ihm in's Gehirn gestiegen. Er will nichts für seinen
Sohn thun. Mamsell Alltag's Vater ist eben so närrisch
von seiner neuen Würde benommen. Am Hofe hat man
noch einen Degout gegen den jungen Wüstling.
Wenn Niemand etwas für sie thut! Verschaffen
Erlaucht ihm bei Ihrer Legation eine Stellung,
und er -- ich meine, er ist vernünftig genug ge¬
worden, um zu wissen, was der Begriff Vaterland
werth ist."

"Haben Sie für nichts Anderes zu sorgen?"
sagte die Fürstin, wieder mit ihrer Arbeit beschäftigt.

Der Legationsrath griff gedankenlos nach dem
Hut. Es kam zwischen Seufzen und Gähnen
heraus: "Wenn man nur nicht so viel Gefälligkeiten
übernommen hätte!"

"Und sich nicht so rücksichtslos für seine Freunde
und Freundinnen opferte!" fiel die Gargazin ein.

"Spotten Sie nur! Mir wird der Kopf zu¬
weilen wüst."

"Dafür haben Sie ja Arkana zur Hand."

"Die larmoyante Liebelei des Rittmeisters und
der Baronin ennuyirt die Freunde."

"Les Georges Dandins l'ont voulu."

"Nun soll ich die Platoniker wieder auseinander
bringen, oder vielmehr aneinander. Man wünscht ein

„Was heißt Zukunft?“

„Der alte Bovillard ſtellt ſich auf die Hinter¬
füße. Seit er die Flaſche alten Weins, die ſeinen
provencaliſchen Adel enthält, entkorkt, iſt der Duft
ihm in's Gehirn geſtiegen. Er will nichts für ſeinen
Sohn thun. Mamſell Alltag's Vater iſt eben ſo närriſch
von ſeiner neuen Würde benommen. Am Hofe hat man
noch einen Degout gegen den jungen Wüſtling.
Wenn Niemand etwas für ſie thut! Verſchaffen
Erlaucht ihm bei Ihrer Legation eine Stellung,
und er — ich meine, er iſt vernünftig genug ge¬
worden, um zu wiſſen, was der Begriff Vaterland
werth iſt.“

„Haben Sie für nichts Anderes zu ſorgen?“
ſagte die Fürſtin, wieder mit ihrer Arbeit beſchäftigt.

Der Legationsrath griff gedankenlos nach dem
Hut. Es kam zwiſchen Seufzen und Gähnen
heraus: „Wenn man nur nicht ſo viel Gefälligkeiten
übernommen hätte!“

„Und ſich nicht ſo rückſichtslos für ſeine Freunde
und Freundinnen opferte!“ fiel die Gargazin ein.

„Spotten Sie nur! Mir wird der Kopf zu¬
weilen wüſt.“

„Dafür haben Sie ja Arkana zur Hand.“

„Die larmoyante Liebelei des Rittmeiſters und
der Baronin ennuyirt die Freunde.“

„Les Georges Dandins l'ont voulu.“

„Nun ſoll ich die Platoniker wieder auseinander
bringen, oder vielmehr aneinander. Man wünſcht ein

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[262/0272] „Was heißt Zukunft?“ „Der alte Bovillard ſtellt ſich auf die Hinter¬ füße. Seit er die Flaſche alten Weins, die ſeinen provencaliſchen Adel enthält, entkorkt, iſt der Duft ihm in's Gehirn geſtiegen. Er will nichts für ſeinen Sohn thun. Mamſell Alltag's Vater iſt eben ſo närriſch von ſeiner neuen Würde benommen. Am Hofe hat man noch einen Degout gegen den jungen Wüſtling. Wenn Niemand etwas für ſie thut! Verſchaffen Erlaucht ihm bei Ihrer Legation eine Stellung, und er — ich meine, er iſt vernünftig genug ge¬ worden, um zu wiſſen, was der Begriff Vaterland werth iſt.“ „Haben Sie für nichts Anderes zu ſorgen?“ ſagte die Fürſtin, wieder mit ihrer Arbeit beſchäftigt. Der Legationsrath griff gedankenlos nach dem Hut. Es kam zwiſchen Seufzen und Gähnen heraus: „Wenn man nur nicht ſo viel Gefälligkeiten übernommen hätte!“ „Und ſich nicht ſo rückſichtslos für ſeine Freunde und Freundinnen opferte!“ fiel die Gargazin ein. „Spotten Sie nur! Mir wird der Kopf zu¬ weilen wüſt.“ „Dafür haben Sie ja Arkana zur Hand.“ „Die larmoyante Liebelei des Rittmeiſters und der Baronin ennuyirt die Freunde.“ „Les Georges Dandins l'ont voulu.“ „Nun ſoll ich die Platoniker wieder auseinander bringen, oder vielmehr aneinander. Man wünſcht ein

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/272>, abgerufen am 24.11.2024.