Und das eine Vaterland war ein größeres geworden. Es war nicht heut erst der Gegenstand ihres Ge¬ sprächs. Warum hatte Louis immer durch ein stilles Nicken, was eben so gut dem schönen Munde und den schönen Worten galt, geantwortet? Er seufzte tief auf:
"Wo ist denn Deutschland?"
"Ich spreche nicht von dem Traum hinter uns, Lieber, sagte sie lächelnd, nicht vom Kyffhäuser und der Kaiserherrlichkeit. Du moquirst Dich darüber. Das deutsche Vaterland liegt vor uns --"
"Das Walter Dir malte," unterbrach er.
"Walter und Hunderte und Tausende, unsere Edelsten!"
"Was in der eignen Brust des Schwärmers lebt, überträgt er auf die Millionen Creaturen, in denen nichts lebt, als der Gedanke, wie sie morgen satt werden."
"Als wüßte ich nicht, wie Du voriges Jahr in edler Begeisterung selbst Deinen Vater auf¬ wecktest!"
"Damals! seitdem -- Gieb die Hoffnung auf. -- Dies Volk erwacht nicht wieder, es ist kein Volk. -- Deutschland ist ein Traum der Dichter!"
Die angebornen Bande knüpfe feſt.
An's Vaterland, an's theure, ſchließ Dich an,
Das halte feſt mit Deinem ganzen Herzen!
Hier ſind die ſtarken Wurzeln Deiner Kraft;
Dort in der fremden Welt ſtehſt Du allein,
Ein ſchwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
Und das eine Vaterland war ein größeres geworden. Es war nicht heut erſt der Gegenſtand ihres Ge¬ ſprächs. Warum hatte Louis immer durch ein ſtilles Nicken, was eben ſo gut dem ſchönen Munde und den ſchönen Worten galt, geantwortet? Er ſeufzte tief auf:
„Wo iſt denn Deutſchland?“
„Ich ſpreche nicht von dem Traum hinter uns, Lieber, ſagte ſie lächelnd, nicht vom Kyffhäuſer und der Kaiſerherrlichkeit. Du moquirſt Dich darüber. Das deutſche Vaterland liegt vor uns —“
„Das Walter Dir malte,“ unterbrach er.
„Walter und Hunderte und Tauſende, unſere Edelſten!“
„Was in der eignen Bruſt des Schwärmers lebt, überträgt er auf die Millionen Creaturen, in denen nichts lebt, als der Gedanke, wie ſie morgen ſatt werden.“
„Als wüßte ich nicht, wie Du voriges Jahr in edler Begeiſterung ſelbſt Deinen Vater auf¬ weckteſt!“
„Damals! ſeitdem — Gieb die Hoffnung auf. — Dies Volk erwacht nicht wieder, es iſt kein Volk. — Deutſchland iſt ein Traum der Dichter!“
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Die angebornen Bande knüpfe feſt.
An's Vaterland, an's theure, ſchließ Dich an,
Das halte feſt mit Deinem ganzen Herzen!
Hier ſind die ſtarken Wurzeln Deiner Kraft;
Dort in der fremden Welt ſtehſt Du allein,
Ein ſchwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
Und das eine Vaterland war ein größeres geworden.
Es war nicht heut erſt der Gegenſtand ihres Ge¬
ſprächs. Warum hatte Louis immer durch ein ſtilles
Nicken, was eben ſo gut dem ſchönen Munde und
den ſchönen Worten galt, geantwortet? Er ſeufzte
tief auf:
„Wo iſt denn Deutſchland?“
„Ich ſpreche nicht von dem Traum hinter uns,
Lieber, ſagte ſie lächelnd, nicht vom Kyffhäuſer und
der Kaiſerherrlichkeit. Du moquirſt Dich darüber.
Das deutſche Vaterland liegt vor uns —“
„Das Walter Dir malte,“ unterbrach er.
„Walter und Hunderte und Tauſende, unſere
Edelſten!“
„Was in der eignen Bruſt des Schwärmers
lebt, überträgt er auf die Millionen Creaturen, in
denen nichts lebt, als der Gedanke, wie ſie morgen
ſatt werden.“
„Als wüßte ich nicht, wie Du voriges Jahr
in edler Begeiſterung ſelbſt Deinen Vater auf¬
weckteſt!“
„Damals! ſeitdem — Gieb die Hoffnung auf.
— Dies Volk erwacht nicht wieder, es iſt kein Volk. —
Deutſchland iſt ein Traum der Dichter!“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/297>, abgerufen am 16.07.2024.
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