tionsrath sah dem Entwickelungsprozeß des Gases mit einem stillen Vergnügen zu. Darauf deutete wenigstens der halb verzogene Mund und der schlaue Blick des halb schielenden Auges, während er auf dem Schemel zurückgelehnt saß, ein Bein über dem andern wiegend.
Sein Blick fiel aber auch auf die beiden Frauen¬ bilder. Wie er mit den Augen zwinkerte, schien er mit ihnen ein eigenthümliches Gespräch zu führen. Seine Lippen bewegten sich, er gesticulirte mit den Händen. Ein Diagnostiker hätte vielleicht bemerkt, daß ihm die Unterhaltung einige Anstrengung kostete. Wenn er noch schärfer sah, würde er aber auch bemerkt haben, daß es Wandels Absicht war sich zu etwas zu zwin¬ gen, was ihm Pein verursachte. Es giebt eine Wol¬ lust, die auch den Schmerz aufsucht.
Die beiden Bilder waren in Wasserfarben, beide schöne Frauengesichter. Die Aeltere, blaß und kränk¬ lich, hatte einen schmachtenden Blick; die jüngere Nußbraune schaute mit ihren funkelnden Augen kecker in die Welt hinein. Wandel schien sich lieber mit der Aelteren zu unterhalten, als einer genaueren Ver¬ trauten. Wohl nickte er der Jüngeren und warf ihr auch eine Kußhand zu, aber es war, als ob er das Funkeln ihrer Augen nicht lange ertrug. Er schlug zuweilen seine Augen nieder. Beide waren unzwei¬ felhaft Schwestern, dem wohlhabenden Stande an¬ gehörig, wie ihre reichen Kleider, nach der Mode der vergangenen Jahrzehnde, andeuteten.
tionsrath ſah dem Entwickelungsprozeß des Gaſes mit einem ſtillen Vergnügen zu. Darauf deutete wenigſtens der halb verzogene Mund und der ſchlaue Blick des halb ſchielenden Auges, während er auf dem Schemel zurückgelehnt ſaß, ein Bein über dem andern wiegend.
Sein Blick fiel aber auch auf die beiden Frauen¬ bilder. Wie er mit den Augen zwinkerte, ſchien er mit ihnen ein eigenthümliches Geſpräch zu führen. Seine Lippen bewegten ſich, er geſticulirte mit den Händen. Ein Diagnoſtiker hätte vielleicht bemerkt, daß ihm die Unterhaltung einige Anſtrengung koſtete. Wenn er noch ſchärfer ſah, würde er aber auch bemerkt haben, daß es Wandels Abſicht war ſich zu etwas zu zwin¬ gen, was ihm Pein verurſachte. Es giebt eine Wol¬ luſt, die auch den Schmerz aufſucht.
Die beiden Bilder waren in Waſſerfarben, beide ſchöne Frauengeſichter. Die Aeltere, blaß und kränk¬ lich, hatte einen ſchmachtenden Blick; die jüngere Nußbraune ſchaute mit ihren funkelnden Augen kecker in die Welt hinein. Wandel ſchien ſich lieber mit der Aelteren zu unterhalten, als einer genaueren Ver¬ trauten. Wohl nickte er der Jüngeren und warf ihr auch eine Kußhand zu, aber es war, als ob er das Funkeln ihrer Augen nicht lange ertrug. Er ſchlug zuweilen ſeine Augen nieder. Beide waren unzwei¬ felhaft Schweſtern, dem wohlhabenden Stande an¬ gehörig, wie ihre reichen Kleider, nach der Mode der vergangenen Jahrzehnde, andeuteten.
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tionsrath ſah dem Entwickelungsprozeß des Gaſes
mit einem ſtillen Vergnügen zu. Darauf deutete
wenigſtens der halb verzogene Mund und der ſchlaue
Blick des halb ſchielenden Auges, während er auf
dem Schemel zurückgelehnt ſaß, ein Bein über dem
andern wiegend.
Sein Blick fiel aber auch auf die beiden Frauen¬
bilder. Wie er mit den Augen zwinkerte, ſchien er mit
ihnen ein eigenthümliches Geſpräch zu führen. Seine
Lippen bewegten ſich, er geſticulirte mit den Händen.
Ein Diagnoſtiker hätte vielleicht bemerkt, daß ihm die
Unterhaltung einige Anſtrengung koſtete. Wenn er
noch ſchärfer ſah, würde er aber auch bemerkt haben,
daß es Wandels Abſicht war ſich zu etwas zu zwin¬
gen, was ihm Pein verurſachte. Es giebt eine Wol¬
luſt, die auch den Schmerz aufſucht.
Die beiden Bilder waren in Waſſerfarben, beide
ſchöne Frauengeſichter. Die Aeltere, blaß und kränk¬
lich, hatte einen ſchmachtenden Blick; die jüngere
Nußbraune ſchaute mit ihren funkelnden Augen kecker
in die Welt hinein. Wandel ſchien ſich lieber mit
der Aelteren zu unterhalten, als einer genaueren Ver¬
trauten. Wohl nickte er der Jüngeren und warf ihr
auch eine Kußhand zu, aber es war, als ob er das
Funkeln ihrer Augen nicht lange ertrug. Er ſchlug
zuweilen ſeine Augen nieder. Beide waren unzwei¬
felhaft Schweſtern, dem wohlhabenden Stande an¬
gehörig, wie ihre reichen Kleider, nach der Mode der
vergangenen Jahrzehnde, andeuteten.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/310>, abgerufen am 24.11.2024.
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