Preis ist nur zu exorbitant. Sie soll, doch das will ich erst versuchen, einen angenehmen, natürlichen Duft verbreiten, ohne der Haut schädlich zu werden. Deshalb haben die ersten Chemiker der Akademie sich für die Kaiserin Josephine an die Aufgabe ge¬ macht. -- Thorheiten, nicht wahr, Herr van Asten, aber was wäre das Leben ohne Thorheiten! Ich habe die Schwäche, daß ich meinen Freunden und Freundinnen zu gefällig bin; aber ich plaudre nicht gern davon, wenigstens nicht, bis es geglückt ist. Es ist auch eine kleine Ueberraschung damit im Spiel. Darum, auf Ihre Verschwiegenheit rechne ich."
"Wie auf den Tod. Sie sind ein braver Mann, Herr Legationsrath. Der Kaufmann ließ seine Augen im Laboratorium wandern. Was sind denn das für Frauenbilder?"
"Wären Ihnen die Züge vielleicht bekannt?" fragte Wandel, ihn scharf fixirend.
"Kam nie aus Berlin heraus. Aber das sind keine deutschen Frauenzimmer."
"Welcher Kennerblick! Die Aeltere eine Schwe¬ din, die Jüngere eine Italienerin."
"So! so! Ich hätte sie für Schwestern gehalten, und sie kommen mir so niederländisch vor. Sie müs¬ sen nämlich wissen, ich bin auch aus flämischem Blute."
Der Legationsrath verzog faunisch das Gesicht: "Ich strenge mich vergebens an, eine Aehnlichkeit zwischen Ihnen und den Damen zu entdecken."
"So wenig als zwischen mir und dem Skelett
Preis iſt nur zu exorbitant. Sie ſoll, doch das will ich erſt verſuchen, einen angenehmen, natürlichen Duft verbreiten, ohne der Haut ſchädlich zu werden. Deshalb haben die erſten Chemiker der Akademie ſich für die Kaiſerin Joſephine an die Aufgabe ge¬ macht. — Thorheiten, nicht wahr, Herr van Aſten, aber was wäre das Leben ohne Thorheiten! Ich habe die Schwäche, daß ich meinen Freunden und Freundinnen zu gefällig bin; aber ich plaudre nicht gern davon, wenigſtens nicht, bis es geglückt iſt. Es iſt auch eine kleine Ueberraſchung damit im Spiel. Darum, auf Ihre Verſchwiegenheit rechne ich.“
„Wie auf den Tod. Sie ſind ein braver Mann, Herr Legationsrath. Der Kaufmann ließ ſeine Augen im Laboratorium wandern. Was ſind denn das für Frauenbilder?“
„Wären Ihnen die Züge vielleicht bekannt?“ fragte Wandel, ihn ſcharf fixirend.
„Kam nie aus Berlin heraus. Aber das ſind keine deutſchen Frauenzimmer.“
„Welcher Kennerblick! Die Aeltere eine Schwe¬ din, die Jüngere eine Italienerin.“
„So! ſo! Ich hätte ſie für Schweſtern gehalten, und ſie kommen mir ſo niederländiſch vor. Sie müſ¬ ſen nämlich wiſſen, ich bin auch aus flämiſchem Blute.“
Der Legationsrath verzog fauniſch das Geſicht: „Ich ſtrenge mich vergebens an, eine Aehnlichkeit zwiſchen Ihnen und den Damen zu entdecken.“
„So wenig als zwiſchen mir und dem Skelett
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Preis iſt nur zu exorbitant. Sie ſoll, doch das will
ich erſt verſuchen, einen angenehmen, natürlichen
Duft verbreiten, ohne der Haut ſchädlich zu werden.
Deshalb haben die erſten Chemiker der Akademie
ſich für die Kaiſerin Joſephine an die Aufgabe ge¬
macht. — Thorheiten, nicht wahr, Herr van Aſten,
aber was wäre das Leben ohne Thorheiten! Ich
habe die Schwäche, daß ich meinen Freunden und
Freundinnen zu gefällig bin; aber ich plaudre nicht
gern davon, wenigſtens nicht, bis es geglückt iſt. Es
iſt auch eine kleine Ueberraſchung damit im Spiel.
Darum, auf Ihre Verſchwiegenheit rechne ich.“
„Wie auf den Tod. Sie ſind ein braver Mann,
Herr Legationsrath. Der Kaufmann ließ ſeine Augen
im Laboratorium wandern. Was ſind denn das für
Frauenbilder?“
„Wären Ihnen die Züge vielleicht bekannt?“
fragte Wandel, ihn ſcharf fixirend.
„Kam nie aus Berlin heraus. Aber das ſind
keine deutſchen Frauenzimmer.“
„Welcher Kennerblick! Die Aeltere eine Schwe¬
din, die Jüngere eine Italienerin.“
„So! ſo! Ich hätte ſie für Schweſtern gehalten,
und ſie kommen mir ſo niederländiſch vor. Sie müſ¬
ſen nämlich wiſſen, ich bin auch aus flämiſchem Blute.“
Der Legationsrath verzog fauniſch das Geſicht:
„Ich ſtrenge mich vergebens an, eine Aehnlichkeit
zwiſchen Ihnen und den Damen zu entdecken.“
„So wenig als zwiſchen mir und dem Skelett
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/318>, abgerufen am 16.06.2024.
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