"Das ist ein sehr verständlicher, mein Herr van Asten. Wenn ich mich recht besinne, könnte ich mich dazu bestimmen lassen. Ich erwarte Rimessen aus Thüringen, die jeden Augenblick eintreffen müssen. Indessen, Kaufmann gegen Kaufmann -- dies un¬ beschadet unserer Freundschaft -- was geben Sie für die Gefälligkeit?"
"Die Wechsel für's Geld."
"Und die Prima für die Anticipation?"
Beide sahen sich durchdringend an. Beide wa¬ ren Kaufleute durch und durch in dem Augenblick, die durchbohrenden Blicke wurden milder, die Dro¬ hung schmolz in ein Lächeln. Wandel schrieb auch den zweiten Wechsel um, und nachdem van Asten ihn sorgsam geprüft, tauschte er beide neue Wechsel gegen die beiden Primawechsel aus.
Von dem geschraubten Ton vorhin merkte man nichts mehr. Die Unterhaltung floß noch einige Augen¬ blicke über gleichgültige Dinge, wie zwischen Geschäfts¬ männern, die eine unangenehme Disharmonie durch freundliches Entgegenkommen verlöschen wollen. Van Asten versicherte, daß er ihre Differenz schon so gut wie vergessen habe, Wandel lobte es, wer erfolgreich leben wolle, müsse an die Zukunft und so wenig als möglich an die Vergangenheit denken. Auch vor Raritäten müsse man sich hüten, sie würden am Ende ein todtes Kapital, in welchem unser Lebensstock immer sparsamer, dünner wird. "Da! -- er riß aus einer Lade unter der schwarzen Tafel eine Partie
„Das iſt ein ſehr verſtändlicher, mein Herr van Aſten. Wenn ich mich recht beſinne, könnte ich mich dazu beſtimmen laſſen. Ich erwarte Rimeſſen aus Thüringen, die jeden Augenblick eintreffen müſſen. Indeſſen, Kaufmann gegen Kaufmann — dies un¬ beſchadet unſerer Freundſchaft — was geben Sie für die Gefälligkeit?“
„Die Wechſel für's Geld.“
„Und die Prima für die Anticipation?“
Beide ſahen ſich durchdringend an. Beide wa¬ ren Kaufleute durch und durch in dem Augenblick, die durchbohrenden Blicke wurden milder, die Dro¬ hung ſchmolz in ein Lächeln. Wandel ſchrieb auch den zweiten Wechſel um, und nachdem van Aſten ihn ſorgſam geprüft, tauſchte er beide neue Wechſel gegen die beiden Primawechſel aus.
Von dem geſchraubten Ton vorhin merkte man nichts mehr. Die Unterhaltung floß noch einige Augen¬ blicke über gleichgültige Dinge, wie zwiſchen Geſchäfts¬ männern, die eine unangenehme Disharmonie durch freundliches Entgegenkommen verlöſchen wollen. Van Aſten verſicherte, daß er ihre Differenz ſchon ſo gut wie vergeſſen habe, Wandel lobte es, wer erfolgreich leben wolle, müſſe an die Zukunft und ſo wenig als möglich an die Vergangenheit denken. Auch vor Raritäten müſſe man ſich hüten, ſie würden am Ende ein todtes Kapital, in welchem unſer Lebensſtock immer ſparſamer, dünner wird. „Da! — er riß aus einer Lade unter der ſchwarzen Tafel eine Partie
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„Das iſt ein ſehr verſtändlicher, mein Herr
van Aſten. Wenn ich mich recht beſinne, könnte ich
mich dazu beſtimmen laſſen. Ich erwarte Rimeſſen
aus Thüringen, die jeden Augenblick eintreffen müſſen.
Indeſſen, Kaufmann gegen Kaufmann — dies un¬
beſchadet unſerer Freundſchaft — was geben Sie für
die Gefälligkeit?“
„Die Wechſel für's Geld.“
„Und die Prima für die Anticipation?“
Beide ſahen ſich durchdringend an. Beide wa¬
ren Kaufleute durch und durch in dem Augenblick,
die durchbohrenden Blicke wurden milder, die Dro¬
hung ſchmolz in ein Lächeln. Wandel ſchrieb auch
den zweiten Wechſel um, und nachdem van Aſten ihn
ſorgſam geprüft, tauſchte er beide neue Wechſel gegen
die beiden Primawechſel aus.
Von dem geſchraubten Ton vorhin merkte man
nichts mehr. Die Unterhaltung floß noch einige Augen¬
blicke über gleichgültige Dinge, wie zwiſchen Geſchäfts¬
männern, die eine unangenehme Disharmonie durch
freundliches Entgegenkommen verlöſchen wollen. Van
Aſten verſicherte, daß er ihre Differenz ſchon ſo gut
wie vergeſſen habe, Wandel lobte es, wer erfolgreich
leben wolle, müſſe an die Zukunft und ſo wenig als
möglich an die Vergangenheit denken. Auch vor
Raritäten müſſe man ſich hüten, ſie würden am Ende
ein todtes Kapital, in welchem unſer Lebensſtock
immer ſparſamer, dünner wird. „Da! — er riß
aus einer Lade unter der ſchwarzen Tafel eine Partie
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/336>, abgerufen am 24.11.2024.
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