Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852."Ach, ich weiß Jemand, der würde sich zuknöpfen, "Wer ist das?" Wandel schien über diese Wen¬ "Sie sind ein guter Mensch, Herr von Wandel, aber Er hatte ihre schöne Hand, die über der Divan¬ Sie hatte die Hand ruhig seinen Küssen über¬ "Wohin wollen Sie denn?" "Nach dem Lande, wo keine Rosen blühen." "Jetzt doch nicht gleich?" "Ich bin keine Stunde sicher, daß nicht die Pässe „Ach, ich weiß Jemand, der würde ſich zuknöpfen, „Wer iſt das?“ Wandel ſchien über dieſe Wen¬ „Sie ſind ein guter Menſch, Herr von Wandel, aber Er hatte ihre ſchöne Hand, die über der Divan¬ Sie hatte die Hand ruhig ſeinen Küſſen über¬ „Wohin wollen Sie denn?“ „Nach dem Lande, wo keine Roſen blühen.“ „Jetzt doch nicht gleich?“ „Ich bin keine Stunde ſicher, daß nicht die Päſſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0048" n="38"/> <p>„Ach, ich weiß Jemand, der würde ſich zuknöpfen,<lb/> wenn man ihm ins Herz ſehn wollte!“</p><lb/> <p>„Wer iſt das?“ Wandel ſchien über dieſe Wen¬<lb/> dung des Geſprächs noch weniger erfreut.</p><lb/> <p>„Sie ſind ein guter Menſch, Herr von Wandel, aber<lb/> voller Finten. Reden Sie ſich ja nicht aus, ich weiß es.“</p><lb/> <p>Er hatte ihre ſchöne Hand, die über der Divan¬<lb/> lehne lag, erfaßt und drückte ſie ſanft an die Lippen.<lb/> „Könnten Sie in dies Herz ſchauen! ſprach er<lb/> ſeufzend. Finten nennt es meine Freundin. Im¬<lb/> merhin! Finten ſind Spitzen, aber es ſind blutende<lb/> Spitzen, Dolchſtiche, Dornen, die Andre hinein ge¬<lb/> drückt. Da iſt der einzige, aber ein ſüßer Troſt, daß<lb/> um dieſe Dornen Roſen blühten.“</p><lb/> <p>Sie hatte die Hand ruhig ſeinen Küſſen über¬<lb/> laſſen, und ſchien verwundert, als er plötzlich aufſtand<lb/> und den Stuhl wegſetzte.</p><lb/> <p>„Wohin wollen Sie denn?“</p><lb/> <p>„Nach dem Lande, wo keine Roſen blühen.“</p><lb/> <p>„Jetzt doch nicht gleich?“</p><lb/> <p>„Ich bin keine Stunde ſicher, daß nicht die Päſſe<lb/> und Anweiſungen aus Petersburg eintreffen, und dann<lb/> darf meines Verweilens nicht mehr lange ſein. Die<lb/> Academie in Petersburg hat zu meiner Beſchämung<lb/> eine ſo dringende Vorſtellung an Seine Majeſtät den<lb/> Kaiſer gerichtet, die Unterſuchung der Bergwerke für ſo<lb/> wichtig erklärt, und meine geringen Kenntniſſe ſo hoch an¬<lb/> geſchlagen, daß ich undankbar wäre, wenn ich dem ehren¬<lb/> vollen Rufe zu folgen nur einen Augenblick zauderte.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0048]
„Ach, ich weiß Jemand, der würde ſich zuknöpfen,
wenn man ihm ins Herz ſehn wollte!“
„Wer iſt das?“ Wandel ſchien über dieſe Wen¬
dung des Geſprächs noch weniger erfreut.
„Sie ſind ein guter Menſch, Herr von Wandel, aber
voller Finten. Reden Sie ſich ja nicht aus, ich weiß es.“
Er hatte ihre ſchöne Hand, die über der Divan¬
lehne lag, erfaßt und drückte ſie ſanft an die Lippen.
„Könnten Sie in dies Herz ſchauen! ſprach er
ſeufzend. Finten nennt es meine Freundin. Im¬
merhin! Finten ſind Spitzen, aber es ſind blutende
Spitzen, Dolchſtiche, Dornen, die Andre hinein ge¬
drückt. Da iſt der einzige, aber ein ſüßer Troſt, daß
um dieſe Dornen Roſen blühten.“
Sie hatte die Hand ruhig ſeinen Küſſen über¬
laſſen, und ſchien verwundert, als er plötzlich aufſtand
und den Stuhl wegſetzte.
„Wohin wollen Sie denn?“
„Nach dem Lande, wo keine Roſen blühen.“
„Jetzt doch nicht gleich?“
„Ich bin keine Stunde ſicher, daß nicht die Päſſe
und Anweiſungen aus Petersburg eintreffen, und dann
darf meines Verweilens nicht mehr lange ſein. Die
Academie in Petersburg hat zu meiner Beſchämung
eine ſo dringende Vorſtellung an Seine Majeſtät den
Kaiſer gerichtet, die Unterſuchung der Bergwerke für ſo
wichtig erklärt, und meine geringen Kenntniſſe ſo hoch an¬
geſchlagen, daß ich undankbar wäre, wenn ich dem ehren¬
vollen Rufe zu folgen nur einen Augenblick zauderte.“
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