bach gepreßten Herzens in ihrem Kummer meinen Namen nennt, wenn sie schluchzend in die Nacht ruft: Ach, wäre er hier, er könnte mir helfen, dann werde ich Ihren Ruf hören, ob ich im tiefsten Schacht der Bergwerke von Irkutzk dem Licht der Gnomen folge, um die Adern edler Erze zu schürfen, oder einsam schweife auf einem Rennthierschlitten um die kalten Seen Sibiriens -- und ich bin bei Ihnen."
Ohne einen Händedruck war er nach der Thür geeilt. Sie rief ihm nach:
"Nach Sibirien gehen Sie?"
"Warum schaudern Sie, gnädige Frau? Es ist warm auch am Eispol, wenn das Blut im Herzen pulst."
"Ich dachte nur -- Ich war in Glogau, als der Erxner, der Raubmörder, nach Sibirien transportirt ward. Was man doch manchmal Närrisches denkt -- wenn Sie auch so in Ketten hingeschleppt würden! -- So fuhr er auch zusammen, wie Sie jetzt --"
Er verneigte sich noch ein Mal und war ver¬ schwunden. Sie sah ihm aus dem Fenster nach. So in sich versunken hatte sie ihn noch nicht gesehen. Er erwiederte den Gruß zweier Bekannten nicht. "Er hat nur einen Fehler, sprach sie bei sich, er kann den Rittmeister nicht leiden. Aber -- aber er wird noch nicht -- mit Sibirien hats gewiß noch gute Weile."
bach gepreßten Herzens in ihrem Kummer meinen Namen nennt, wenn ſie ſchluchzend in die Nacht ruft: Ach, wäre er hier, er könnte mir helfen, dann werde ich Ihren Ruf hören, ob ich im tiefſten Schacht der Bergwerke von Irkutzk dem Licht der Gnomen folge, um die Adern edler Erze zu ſchürfen, oder einſam ſchweife auf einem Rennthierſchlitten um die kalten Seen Sibiriens — und ich bin bei Ihnen.“
Ohne einen Händedruck war er nach der Thür geeilt. Sie rief ihm nach:
„Nach Sibirien gehen Sie?“
„Warum ſchaudern Sie, gnädige Frau? Es iſt warm auch am Eispol, wenn das Blut im Herzen pulſt.“
„Ich dachte nur — Ich war in Glogau, als der Erxner, der Raubmörder, nach Sibirien transportirt ward. Was man doch manchmal Närriſches denkt — wenn Sie auch ſo in Ketten hingeſchleppt würden! — So fuhr er auch zuſammen, wie Sie jetzt —“
Er verneigte ſich noch ein Mal und war ver¬ ſchwunden. Sie ſah ihm aus dem Fenſter nach. So in ſich verſunken hatte ſie ihn noch nicht geſehen. Er erwiederte den Gruß zweier Bekannten nicht. „Er hat nur einen Fehler, ſprach ſie bei ſich, er kann den Rittmeiſter nicht leiden. Aber — aber er wird noch nicht — mit Sibirien hats gewiß noch gute Weile.“
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bach gepreßten Herzens in ihrem Kummer meinen
Namen nennt, wenn ſie ſchluchzend in die Nacht
ruft: Ach, wäre er hier, er könnte mir helfen, dann
werde ich Ihren Ruf hören, ob ich im tiefſten
Schacht der Bergwerke von Irkutzk dem Licht der
Gnomen folge, um die Adern edler Erze zu ſchürfen,
oder einſam ſchweife auf einem Rennthierſchlitten um
die kalten Seen Sibiriens — und ich bin bei Ihnen.“
Ohne einen Händedruck war er nach der Thür
geeilt. Sie rief ihm nach:
„Nach Sibirien gehen Sie?“
„Warum ſchaudern Sie, gnädige Frau? Es iſt
warm auch am Eispol, wenn das Blut im Herzen
pulſt.“
„Ich dachte nur — Ich war in Glogau, als der
Erxner, der Raubmörder, nach Sibirien transportirt
ward. Was man doch manchmal Närriſches denkt —
wenn Sie auch ſo in Ketten hingeſchleppt würden! —
So fuhr er auch zuſammen, wie Sie jetzt —“
Er verneigte ſich noch ein Mal und war ver¬
ſchwunden. Sie ſah ihm aus dem Fenſter nach. So
in ſich verſunken hatte ſie ihn noch nicht geſehen.
Er erwiederte den Gruß zweier Bekannten nicht.
„Er hat nur einen Fehler, ſprach ſie bei ſich, er
kann den Rittmeiſter nicht leiden. Aber — aber er
wird noch nicht — mit Sibirien hats gewiß noch
gute Weile.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/53>, abgerufen am 22.11.2024.
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