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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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den festen Boden unterspült, die Wurzeln vom Erd¬
reich löst, wir fühlen das Annahen des Sturmes.
Und noch wäre Rettung möglich, aber die phleg¬
matische Masse schließt noch die Augen, trunken
schreien Einige in die Lüfte, aber sie helfen nicht,
nur dem Feinde geben sie ein Zeichen, wie es
steht. Die zu Wächtern bestellt sind, zu Baumeistern
und Steuerleuten, singen uns Schlaflieder zu.
Sie zittern nicht vor der Gefahr draußen, nur
vor der Aufregung, welche die Furcht davor im
eignen Lager verursacht. Wo nun Einer mit dem
besten Willen kommt, wo soll er anklopfen, wo,
wenn er sein Gut und Blut hineinwerfen möchte,
ist die Büchse, um es aufzunehmen? Das ist die
Frage."

"Was hilft's Dir, wenn Du die rechte Ein¬
gangsthür in ein verrottet Haus findest, wo drinnen
nichts mehr zu retten ist."

"Es ist", fuhr Walter auf. "Wie hätte dieser
Staat so lange bestehen können und leuchten in der
Geschichte. Es ist etwas nie da gewesenes, wie dies
Regentengeschlecht persönlich auf das Volk einge¬
wirkt hat. Das leugnest Du Dir nicht fort, vom
Anbeginn bis heute. Es hat alles, was sein eigen
war, Gedanken, Geist, Intelligenz, Thatkraft, Muth,
Entschlossenheit, Ausdauer, ausgesprützt in die Adern
der rohen, verwilderten Stämme, die es vorfand,
die es später mit seinen starken Armen umklammerte,
bis sie unter dem warmen schirmenden Druck zu

den feſten Boden unterſpült, die Wurzeln vom Erd¬
reich löſt, wir fühlen das Annahen des Sturmes.
Und noch wäre Rettung möglich, aber die phleg¬
matiſche Maſſe ſchließt noch die Augen, trunken
ſchreien Einige in die Lüfte, aber ſie helfen nicht,
nur dem Feinde geben ſie ein Zeichen, wie es
ſteht. Die zu Wächtern beſtellt ſind, zu Baumeiſtern
und Steuerleuten, ſingen uns Schlaflieder zu.
Sie zittern nicht vor der Gefahr draußen, nur
vor der Aufregung, welche die Furcht davor im
eignen Lager verurſacht. Wo nun Einer mit dem
beſten Willen kommt, wo ſoll er anklopfen, wo,
wenn er ſein Gut und Blut hineinwerfen möchte,
iſt die Büchſe, um es aufzunehmen? Das iſt die
Frage.“

„Was hilft's Dir, wenn Du die rechte Ein¬
gangsthür in ein verrottet Haus findeſt, wo drinnen
nichts mehr zu retten iſt.“

„Es iſt“, fuhr Walter auf. „Wie hätte dieſer
Staat ſo lange beſtehen können und leuchten in der
Geſchichte. Es iſt etwas nie da geweſenes, wie dies
Regentengeſchlecht perſönlich auf das Volk einge¬
wirkt hat. Das leugneſt Du Dir nicht fort, vom
Anbeginn bis heute. Es hat alles, was ſein eigen
war, Gedanken, Geiſt, Intelligenz, Thatkraft, Muth,
Entſchloſſenheit, Ausdauer, ausgeſprützt in die Adern
der rohen, verwilderten Stämme, die es vorfand,
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[46/0056] den feſten Boden unterſpült, die Wurzeln vom Erd¬ reich löſt, wir fühlen das Annahen des Sturmes. Und noch wäre Rettung möglich, aber die phleg¬ matiſche Maſſe ſchließt noch die Augen, trunken ſchreien Einige in die Lüfte, aber ſie helfen nicht, nur dem Feinde geben ſie ein Zeichen, wie es ſteht. Die zu Wächtern beſtellt ſind, zu Baumeiſtern und Steuerleuten, ſingen uns Schlaflieder zu. Sie zittern nicht vor der Gefahr draußen, nur vor der Aufregung, welche die Furcht davor im eignen Lager verurſacht. Wo nun Einer mit dem beſten Willen kommt, wo ſoll er anklopfen, wo, wenn er ſein Gut und Blut hineinwerfen möchte, iſt die Büchſe, um es aufzunehmen? Das iſt die Frage.“ „Was hilft's Dir, wenn Du die rechte Ein¬ gangsthür in ein verrottet Haus findeſt, wo drinnen nichts mehr zu retten iſt.“ „Es iſt“, fuhr Walter auf. „Wie hätte dieſer Staat ſo lange beſtehen können und leuchten in der Geſchichte. Es iſt etwas nie da geweſenes, wie dies Regentengeſchlecht perſönlich auf das Volk einge¬ wirkt hat. Das leugneſt Du Dir nicht fort, vom Anbeginn bis heute. Es hat alles, was ſein eigen war, Gedanken, Geiſt, Intelligenz, Thatkraft, Muth, Entſchloſſenheit, Ausdauer, ausgeſprützt in die Adern der rohen, verwilderten Stämme, die es vorfand, die es ſpäter mit ſeinen ſtarken Armen umklammerte, bis ſie unter dem warmen ſchirmenden Druck zu

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/56>, abgerufen am 22.11.2024.