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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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trennen, die Herzen, um von einander gerissen zu
werden, die Seelen und Geister, um sich schätzen zu
lernen, wenn sie sich verloren haben, und das Glück
ist nur da auf der Welt, daß es zerbricht! -- Es
ging ja auch nicht anders, sagte sie, sich zurückbeu¬
gend, und blickte ihn mit freudiger Wehmuth an.
Wir konnten uns ja nur finden, um uns wieder zu
trennen! -- Freiwillig, nicht wahr, hatten wir es
gethan? Und nun trennt uns eine höhere Hand."

"Aber warum denn auf immer! sagte der Officier,
ihre Hand an die Brust drückend. Ohne Hoffnung -- "

"Darf der Mensch nicht leben und nicht sterben,
fiel sie ein. Das hat er auch gesagt. Und sah da¬
bei in den Himmel, und das war ein Blick! --
Nein, nicht auf immer! sagte er, wer unvergänglich
liebte, der liebt auch in die Ewigkeit. Ist denn das
Blut ein Strom, der uns vom Jenseits trennt? Da
liegt er auf der Heide, purpurn strömt es aus der
Brust des Redlichen. Sein letzter Hauch ist seine
Freundin, sein letzter Blick für Sie. Wenn er Sie
im Tode sah, warum sollen Sie ihn denn nicht im
Tode sehen! Sie werden sich wiedersehen!"

"Nun, um Gottes Barmherzigkeit willen, ja,
wir werden uns auch wiedersehen! rief Dohleneck in
ungewöhnlicher Aufregung. Kein Krieg ohne Blut,
aber warum gleich maustodt! Wozu giebt's denn
Charpie und Pflasterkasten? Das Blut mag zwi¬
schen uns fließen, ja, ein tiefer Fluß, aber warum
soll ich denn nicht rüberspringen und --"

trennen, die Herzen, um von einander geriſſen zu
werden, die Seelen und Geiſter, um ſich ſchätzen zu
lernen, wenn ſie ſich verloren haben, und das Glück
iſt nur da auf der Welt, daß es zerbricht! — Es
ging ja auch nicht anders, ſagte ſie, ſich zurückbeu¬
gend, und blickte ihn mit freudiger Wehmuth an.
Wir konnten uns ja nur finden, um uns wieder zu
trennen! — Freiwillig, nicht wahr, hatten wir es
gethan? Und nun trennt uns eine höhere Hand.“

„Aber warum denn auf immer! ſagte der Officier,
ihre Hand an die Bruſt drückend. Ohne Hoffnung — “

„Darf der Menſch nicht leben und nicht ſterben,
fiel ſie ein. Das hat er auch geſagt. Und ſah da¬
bei in den Himmel, und das war ein Blick! —
Nein, nicht auf immer! ſagte er, wer unvergänglich
liebte, der liebt auch in die Ewigkeit. Iſt denn das
Blut ein Strom, der uns vom Jenſeits trennt? Da
liegt er auf der Heide, purpurn ſtrömt es aus der
Bruſt des Redlichen. Sein letzter Hauch iſt ſeine
Freundin, ſein letzter Blick für Sie. Wenn er Sie
im Tode ſah, warum ſollen Sie ihn denn nicht im
Tode ſehen! Sie werden ſich wiederſehen!“

„Nun, um Gottes Barmherzigkeit willen, ja,
wir werden uns auch wiederſehen! rief Dohleneck in
ungewöhnlicher Aufregung. Kein Krieg ohne Blut,
aber warum gleich maustodt! Wozu giebt's denn
Charpie und Pflaſterkaſten? Das Blut mag zwi¬
ſchen uns fließen, ja, ein tiefer Fluß, aber warum
ſoll ich denn nicht rüberſpringen und —“

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[247/0257] trennen, die Herzen, um von einander geriſſen zu werden, die Seelen und Geiſter, um ſich ſchätzen zu lernen, wenn ſie ſich verloren haben, und das Glück iſt nur da auf der Welt, daß es zerbricht! — Es ging ja auch nicht anders, ſagte ſie, ſich zurückbeu¬ gend, und blickte ihn mit freudiger Wehmuth an. Wir konnten uns ja nur finden, um uns wieder zu trennen! — Freiwillig, nicht wahr, hatten wir es gethan? Und nun trennt uns eine höhere Hand.“ „Aber warum denn auf immer! ſagte der Officier, ihre Hand an die Bruſt drückend. Ohne Hoffnung — “ „Darf der Menſch nicht leben und nicht ſterben, fiel ſie ein. Das hat er auch geſagt. Und ſah da¬ bei in den Himmel, und das war ein Blick! — Nein, nicht auf immer! ſagte er, wer unvergänglich liebte, der liebt auch in die Ewigkeit. Iſt denn das Blut ein Strom, der uns vom Jenſeits trennt? Da liegt er auf der Heide, purpurn ſtrömt es aus der Bruſt des Redlichen. Sein letzter Hauch iſt ſeine Freundin, ſein letzter Blick für Sie. Wenn er Sie im Tode ſah, warum ſollen Sie ihn denn nicht im Tode ſehen! Sie werden ſich wiederſehen!“ „Nun, um Gottes Barmherzigkeit willen, ja, wir werden uns auch wiederſehen! rief Dohleneck in ungewöhnlicher Aufregung. Kein Krieg ohne Blut, aber warum gleich maustodt! Wozu giebt's denn Charpie und Pflaſterkaſten? Das Blut mag zwi¬ ſchen uns fließen, ja, ein tiefer Fluß, aber warum ſoll ich denn nicht rüberſpringen und —“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/257>, abgerufen am 24.11.2024.