Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

ciers, der erst später zu diesem Kreise getreten, die
Aufmerksamkeit in Anspruch. Er war aus Mittel¬
deutschland, wohin er in einem Auftrage gesandt ge¬
wesen, zurückgekehrt und berichtete über die Streit¬
kräfte des Feindes, welche sich am Main und Rhein
sammelten.

"Und halten Sie diese Kerle nun, wie Sie die¬
selben schildern, für stark genug, mit einer discipli¬
nirten preußischen Armee aufzunehmen?"

"Excellenz, trotz alledem sind es nicht mehr die
"windigen" Franzosen, wie wir sie ehedem nannten.
Es ist wahr, sie stehen in Reih und Glied nicht wie
eine Mauer, sondern ich möchte sie einem Aehrenfeld
vergleichen, das bei jedem Windesspiel sich bewegt.
Das ist ihre natürliche Alertität, aber sie stehen
ihrem Mann, und, was gefährlicher, sie fliegen,
während Oestreicher und Preußen marschiren, und
vermöge der Leichtigkeit ihrer Bewegungen steht im
Augenblick ihre Fronte, wo der Feind seine Flanke
und seinen Rücken hat. Ich hatte oft Gelegenheit,
sie auf dem Marsche zu beobachten, und wenn man
dies gruppenweise Hintänzeln sieht, dies bunte Durch¬
einander, dazu das Lachen, die Geschwätzigkeit, wird
man zum Glauben verführt, daß es ein Leichtes sei,
mit ihnen ein neues Roßbach zu spielen, daß eine
unvorhergesehene Reiterattaque sie aufrollen müßte.
Aber vermöge dieser Leichtigkeit sind sie eben so
schnell wieder in Ordnung und zum Angriff bereit."

"Sie sagen uns da nichts Neues."

ciers, der erſt ſpäter zu dieſem Kreiſe getreten, die
Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Er war aus Mittel¬
deutſchland, wohin er in einem Auftrage geſandt ge¬
weſen, zurückgekehrt und berichtete über die Streit¬
kräfte des Feindes, welche ſich am Main und Rhein
ſammelten.

„Und halten Sie dieſe Kerle nun, wie Sie die¬
ſelben ſchildern, für ſtark genug, mit einer discipli¬
nirten preußiſchen Armee aufzunehmen?“

„Excellenz, trotz alledem ſind es nicht mehr die
„windigen“ Franzoſen, wie wir ſie ehedem nannten.
Es iſt wahr, ſie ſtehen in Reih und Glied nicht wie
eine Mauer, ſondern ich möchte ſie einem Aehrenfeld
vergleichen, das bei jedem Windesſpiel ſich bewegt.
Das iſt ihre natürliche Alertität, aber ſie ſtehen
ihrem Mann, und, was gefährlicher, ſie fliegen,
während Oeſtreicher und Preußen marſchiren, und
vermöge der Leichtigkeit ihrer Bewegungen ſteht im
Augenblick ihre Fronte, wo der Feind ſeine Flanke
und ſeinen Rücken hat. Ich hatte oft Gelegenheit,
ſie auf dem Marſche zu beobachten, und wenn man
dies gruppenweiſe Hintänzeln ſieht, dies bunte Durch¬
einander, dazu das Lachen, die Geſchwätzigkeit, wird
man zum Glauben verführt, daß es ein Leichtes ſei,
mit ihnen ein neues Roßbach zu ſpielen, daß eine
unvorhergeſehene Reiterattaque ſie aufrollen müßte.
Aber vermöge dieſer Leichtigkeit ſind ſie eben ſo
ſchnell wieder in Ordnung und zum Angriff bereit.“

„Sie ſagen uns da nichts Neues.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0274" n="264"/>
ciers, der er&#x017F;t &#x017F;päter zu die&#x017F;em Krei&#x017F;e getreten, die<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit in An&#x017F;pruch. Er war aus Mittel¬<lb/>
deut&#x017F;chland, wohin er in einem Auftrage ge&#x017F;andt ge¬<lb/>
we&#x017F;en, zurückgekehrt und berichtete über die Streit¬<lb/>
kräfte des Feindes, welche &#x017F;ich am Main und Rhein<lb/>
&#x017F;ammelten.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und halten Sie die&#x017F;e Kerle nun, wie Sie die¬<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;childern, für &#x017F;tark genug, mit einer discipli¬<lb/>
nirten preußi&#x017F;chen Armee aufzunehmen?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Excellenz, trotz alledem &#x017F;ind es nicht mehr die<lb/>
&#x201E;windigen&#x201C; Franzo&#x017F;en, wie wir &#x017F;ie ehedem nannten.<lb/>
Es i&#x017F;t wahr, &#x017F;ie &#x017F;tehen in Reih und Glied nicht wie<lb/>
eine Mauer, &#x017F;ondern ich möchte &#x017F;ie einem Aehrenfeld<lb/>
vergleichen, das bei jedem Windes&#x017F;piel &#x017F;ich bewegt.<lb/>
Das i&#x017F;t ihre natürliche Alertität, aber &#x017F;ie &#x017F;tehen<lb/>
ihrem Mann, und, was gefährlicher, &#x017F;ie fliegen,<lb/>
während Oe&#x017F;treicher und Preußen mar&#x017F;chiren, und<lb/>
vermöge der Leichtigkeit ihrer Bewegungen &#x017F;teht im<lb/>
Augenblick ihre Fronte, wo der Feind &#x017F;eine Flanke<lb/>
und &#x017F;einen Rücken hat. Ich hatte oft Gelegenheit,<lb/>
&#x017F;ie auf dem Mar&#x017F;che zu beobachten, und wenn man<lb/>
dies gruppenwei&#x017F;e Hintänzeln &#x017F;ieht, dies bunte Durch¬<lb/>
einander, dazu das Lachen, die Ge&#x017F;chwätzigkeit, wird<lb/>
man zum Glauben verführt, daß es ein Leichtes &#x017F;ei,<lb/>
mit ihnen ein neues Roßbach zu &#x017F;pielen, daß eine<lb/>
unvorherge&#x017F;ehene Reiterattaque &#x017F;ie aufrollen müßte.<lb/>
Aber vermöge die&#x017F;er Leichtigkeit &#x017F;ind &#x017F;ie eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chnell wieder in Ordnung und zum Angriff bereit.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie &#x017F;agen uns da nichts Neues.&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0274] ciers, der erſt ſpäter zu dieſem Kreiſe getreten, die Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Er war aus Mittel¬ deutſchland, wohin er in einem Auftrage geſandt ge¬ weſen, zurückgekehrt und berichtete über die Streit¬ kräfte des Feindes, welche ſich am Main und Rhein ſammelten. „Und halten Sie dieſe Kerle nun, wie Sie die¬ ſelben ſchildern, für ſtark genug, mit einer discipli¬ nirten preußiſchen Armee aufzunehmen?“ „Excellenz, trotz alledem ſind es nicht mehr die „windigen“ Franzoſen, wie wir ſie ehedem nannten. Es iſt wahr, ſie ſtehen in Reih und Glied nicht wie eine Mauer, ſondern ich möchte ſie einem Aehrenfeld vergleichen, das bei jedem Windesſpiel ſich bewegt. Das iſt ihre natürliche Alertität, aber ſie ſtehen ihrem Mann, und, was gefährlicher, ſie fliegen, während Oeſtreicher und Preußen marſchiren, und vermöge der Leichtigkeit ihrer Bewegungen ſteht im Augenblick ihre Fronte, wo der Feind ſeine Flanke und ſeinen Rücken hat. Ich hatte oft Gelegenheit, ſie auf dem Marſche zu beobachten, und wenn man dies gruppenweiſe Hintänzeln ſieht, dies bunte Durch¬ einander, dazu das Lachen, die Geſchwätzigkeit, wird man zum Glauben verführt, daß es ein Leichtes ſei, mit ihnen ein neues Roßbach zu ſpielen, daß eine unvorhergeſehene Reiterattaque ſie aufrollen müßte. Aber vermöge dieſer Leichtigkeit ſind ſie eben ſo ſchnell wieder in Ordnung und zum Angriff bereit.“ „Sie ſagen uns da nichts Neues.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/274
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/274>, abgerufen am 24.11.2024.