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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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Der Baron hörte nichts davon, er konnte nichts
davon hören. Der Legationsrath that einen Schrei
-- er riß die Thüren auf. Herr Dallach und die
Kellner, die hereintraten, sahen die liebende Theil¬
nahme, mit welcher Wandel dem Erkrankten den
Kopf hielt.

"Ein Arzt!" -- "Ein Wagen!"

"Die verdammte Melone! Habe ich ihn nicht
gewarnt?"

Herr Dallach reichte dem Kranken wieder ein
Glas Portwein. Er wehrte es mit der Hand ab,
Wandel schenkte ihm ein Glas Wasser. Er athmete
wieder auf. "Ach, das Wasser, sagte Wandel, wenn
die Aerzte erst seine wunderbare Heilkraft ganz kenn¬
ten! -- Jetzt nur frische Luft!"

Es kam kein Arzt, kein Wagen. "Die Stadt
ist in Verwirrung."

"Würden Sie sich stark finden, theuerster Baron,
zu Fuß nach Ihrer Wohnung -- ich führe Sie."

Der Baron war aufgestanden: "Es wird gehn,
es wird schon besser werden. Ich erhole mich."

"Die verfluchte Melone!" knirschte Wandel und
stampfte; er stülpte den Hut auf. Er zog den Wirth
noch ein Mal bei Seite:

"Herr Dallach, habe ich's nicht gesagt? O, es
wird noch ärger kommen. Wir können uns gratuliren."

"Was ist denn, Herr Legationsrath?"

"Die Cholera! schrie er ihm in's Ohr. Ein
Anfall der asiatischen Cholera morbus! Und der Leicht¬

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Der Baron hörte nichts davon, er konnte nichts
davon hören. Der Legationsrath that einen Schrei
— er riß die Thüren auf. Herr Dallach und die
Kellner, die hereintraten, ſahen die liebende Theil¬
nahme, mit welcher Wandel dem Erkrankten den
Kopf hielt.

„Ein Arzt!“ — „Ein Wagen!“

„Die verdammte Melone! Habe ich ihn nicht
gewarnt?“

Herr Dallach reichte dem Kranken wieder ein
Glas Portwein. Er wehrte es mit der Hand ab,
Wandel ſchenkte ihm ein Glas Waſſer. Er athmete
wieder auf. „Ach, das Waſſer, ſagte Wandel, wenn
die Aerzte erſt ſeine wunderbare Heilkraft ganz kenn¬
ten! — Jetzt nur friſche Luft!“

Es kam kein Arzt, kein Wagen. „Die Stadt
iſt in Verwirrung.“

„Würden Sie ſich ſtark finden, theuerſter Baron,
zu Fuß nach Ihrer Wohnung — ich führe Sie.“

Der Baron war aufgeſtanden: „Es wird gehn,
es wird ſchon beſſer werden. Ich erhole mich.“

„Die verfluchte Melone!“ knirſchte Wandel und
ſtampfte; er ſtülpte den Hut auf. Er zog den Wirth
noch ein Mal bei Seite:

„Herr Dallach, habe ich's nicht geſagt? O, es
wird noch ärger kommen. Wir können uns gratuliren.“

„Was iſt denn, Herr Legationsrath?“

„Die Cholera! ſchrie er ihm in's Ohr. Ein
Anfall der aſiatiſchen Cholera morbus! Und der Leicht¬

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[339/0349] Der Baron hörte nichts davon, er konnte nichts davon hören. Der Legationsrath that einen Schrei — er riß die Thüren auf. Herr Dallach und die Kellner, die hereintraten, ſahen die liebende Theil¬ nahme, mit welcher Wandel dem Erkrankten den Kopf hielt. „Ein Arzt!“ — „Ein Wagen!“ „Die verdammte Melone! Habe ich ihn nicht gewarnt?“ Herr Dallach reichte dem Kranken wieder ein Glas Portwein. Er wehrte es mit der Hand ab, Wandel ſchenkte ihm ein Glas Waſſer. Er athmete wieder auf. „Ach, das Waſſer, ſagte Wandel, wenn die Aerzte erſt ſeine wunderbare Heilkraft ganz kenn¬ ten! — Jetzt nur friſche Luft!“ Es kam kein Arzt, kein Wagen. „Die Stadt iſt in Verwirrung.“ „Würden Sie ſich ſtark finden, theuerſter Baron, zu Fuß nach Ihrer Wohnung — ich führe Sie.“ Der Baron war aufgeſtanden: „Es wird gehn, es wird ſchon beſſer werden. Ich erhole mich.“ „Die verfluchte Melone!“ knirſchte Wandel und ſtampfte; er ſtülpte den Hut auf. Er zog den Wirth noch ein Mal bei Seite: „Herr Dallach, habe ich's nicht geſagt? O, es wird noch ärger kommen. Wir können uns gratuliren.“ „Was iſt denn, Herr Legationsrath?“ „Die Cholera! ſchrie er ihm in's Ohr. Ein Anfall der aſiatiſchen Cholera morbus! Und der Leicht¬ 22*

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/349>, abgerufen am 21.11.2024.