Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.Der Freiherr mußte tief erschüttert sein. So "Lesen Sie also!" sprach der Minister. Walter nahm das Papier, welches jener auf das "Zuvor die Hauptpassus, die wir aus dem vo¬ Walter griff nach einem andern Heft und las: ""Bedrohte Selbstständigkeit -- Unwille der Der Minister schüttelte den Kopf: "Dies bleibt Walter las weiter: ""Affilirung der Cabinets¬ "Oeffentliche Meinung! corrigirte der Minister. "" Man schämt sich einer Stelle, deren Schatten "Habe ich das im April geschrieben? Seine Der Freiherr mußte tief erſchüttert ſein. So „Leſen Sie alſo!“ ſprach der Miniſter. Walter nahm das Papier, welches jener auf das „Zuvor die Hauptpaſſus, die wir aus dem vo¬ Walter griff nach einem andern Heft und las: „„Bedrohte Selbſtſtändigkeit — Unwille der Der Miniſter ſchüttelte den Kopf: „Dies bleibt Walter las weiter: „„Affilirung der Cabinets¬ „Oeffentliche Meinung! corrigirte der Miniſter. „„ Man ſchämt ſich einer Stelle, deren Schatten „Habe ich das im April geſchrieben? Seine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0050" n="40"/> <p>Der Freiherr mußte tief erſchüttert ſein. So<lb/> hatte der neue Secretair ihn noch nicht geſehen. Es<lb/> war aber zugleich eine weiche Stimmung, die ihm<lb/> Hoffnung machte, mit Vorſchlägen, die er <hi rendition="#aq">in petto</hi> hatte,<lb/> durchzudringen.</p><lb/> <p>„Leſen Sie alſo!“ ſprach der Miniſter.</p><lb/> <p>Walter nahm das Papier, welches jener auf das<lb/> Canap<hi rendition="#aq">é</hi> fallen laſſen. Der Miniſter ſchüttelte mit<lb/> dem Kopf.</p><lb/> <p>„Zuvor die Hauptpaſſus, die wir aus dem vo¬<lb/> rigen Memorial heraushoben. Man muß ſich dieſe<lb/> erſt vergegenwärtigen. Es wird nicht mehr Alles für<lb/> heut paſſen.“</p><lb/> <p>Walter griff nach einem andern Heft und las:</p><lb/> <p>„„Bedrohte Selbſtſtändigkeit — Unwille der<lb/> Nation über den Verluſt ihres alten, wohlerworbenen<lb/> Ruhmes.““</p><lb/> <p>Der Miniſter ſchüttelte den Kopf: „Dies bleibt<lb/> nun weg. Wüſter Lärm genug.“</p><lb/> <p>Walter las weiter: „„Affilirung der Cabinets¬<lb/> regierung mit Haugwitz. An den Miniſtern haftet<lb/> die Verantwortlichkeit für das, was ſie nicht beſchloſſen,<lb/> vor dem Publikum.““</p><lb/> <p>„Oeffentliche Meinung! corrigirte der Miniſter.<lb/> Weiter.“</p><lb/> <p>„„ Man ſchämt ſich einer Stelle, deren Schatten<lb/> man nur beſitzt.““</p><lb/> <p>„Habe ich das im April geſchrieben? Seine<lb/> Lippen warfen ſich zu einem höhniſchen Lächeln. —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0050]
Der Freiherr mußte tief erſchüttert ſein. So
hatte der neue Secretair ihn noch nicht geſehen. Es
war aber zugleich eine weiche Stimmung, die ihm
Hoffnung machte, mit Vorſchlägen, die er in petto hatte,
durchzudringen.
„Leſen Sie alſo!“ ſprach der Miniſter.
Walter nahm das Papier, welches jener auf das
Canapé fallen laſſen. Der Miniſter ſchüttelte mit
dem Kopf.
„Zuvor die Hauptpaſſus, die wir aus dem vo¬
rigen Memorial heraushoben. Man muß ſich dieſe
erſt vergegenwärtigen. Es wird nicht mehr Alles für
heut paſſen.“
Walter griff nach einem andern Heft und las:
„„Bedrohte Selbſtſtändigkeit — Unwille der
Nation über den Verluſt ihres alten, wohlerworbenen
Ruhmes.““
Der Miniſter ſchüttelte den Kopf: „Dies bleibt
nun weg. Wüſter Lärm genug.“
Walter las weiter: „„Affilirung der Cabinets¬
regierung mit Haugwitz. An den Miniſtern haftet
die Verantwortlichkeit für das, was ſie nicht beſchloſſen,
vor dem Publikum.““
„Oeffentliche Meinung! corrigirte der Miniſter.
Weiter.“
„„ Man ſchämt ſich einer Stelle, deren Schatten
man nur beſitzt.““
„Habe ich das im April geſchrieben? Seine
Lippen warfen ſich zu einem höhniſchen Lächeln. —
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