Illusionen! Wenn sich Einige geschämt haben, jetzt haben sie sich anders besonnen. Das bleibt weg."
Walter fuhr fort: ""Das Ehrgefühl der Be¬ amten wird unter einer solchen Regierung unterdrückt, ihr Pflichtgefühl abgestumpft. -- Subalterne ge¬ horchen nur noch halb, sie suchen ihr Heil bei den Götzen des Tages.""
"Das bleibt. Das hat gewirkt, es kann noch wirken. Für die Reputation ihres Beamtenheeres haben sie noch einiges Tendre. Weiter!"
""Der Monarch lebt in völliger Abgeschieden¬ heit von seinen Ministern. Von Allem, was geschieht, erhält er nur einseitige Eindrücke durch das Organ seiner Cabinetsräthe.""
"Sie halten inne. Haben Sie da Bedenken?"
"Könnten wir nicht die Person des Monarchen aus der Sache lassen?"
"Wir leben nicht in England. -- Wir leben in Preußen, wo der Monarch mit dem Volke iden¬ tisch ist. Es scheint eine Anomalie, aber es ist eine Wahrheit. Wehe ihm und dem Volke, wenn es nur ein Schein werden könnte. Wo ein Fürst diese ab¬ norme Stellung hat, wo der Kopf sich eins fühlt mit dem Körper, muß er auch das vertragen können, was die andern Glieder. Preußens König ist so wenig ein Kaiser Karl und König Artus, die als Pagoden dasitzen, drei Köpfe höher als ihre Tafelrunde, als er ein Fürst ist, dem die Constitution ein glänzendes Altentheil angewiesen hat. Er ist nur der er ist, indem er eine
Illuſionen! Wenn ſich Einige geſchämt haben, jetzt haben ſie ſich anders beſonnen. Das bleibt weg.“
Walter fuhr fort: „„Das Ehrgefühl der Be¬ amten wird unter einer ſolchen Regierung unterdrückt, ihr Pflichtgefühl abgeſtumpft. — Subalterne ge¬ horchen nur noch halb, ſie ſuchen ihr Heil bei den Götzen des Tages.““
„Das bleibt. Das hat gewirkt, es kann noch wirken. Für die Reputation ihres Beamtenheeres haben ſie noch einiges Tendre. Weiter!“
„„Der Monarch lebt in völliger Abgeſchieden¬ heit von ſeinen Miniſtern. Von Allem, was geſchieht, erhält er nur einſeitige Eindrücke durch das Organ ſeiner Cabinetsräthe.““
„Sie halten inne. Haben Sie da Bedenken?“
„Könnten wir nicht die Perſon des Monarchen aus der Sache laſſen?“
„Wir leben nicht in England. — Wir leben in Preußen, wo der Monarch mit dem Volke iden¬ tiſch iſt. Es ſcheint eine Anomalie, aber es iſt eine Wahrheit. Wehe ihm und dem Volke, wenn es nur ein Schein werden könnte. Wo ein Fürſt dieſe ab¬ norme Stellung hat, wo der Kopf ſich eins fühlt mit dem Körper, muß er auch das vertragen können, was die andern Glieder. Preußens König iſt ſo wenig ein Kaiſer Karl und König Artus, die als Pagoden daſitzen, drei Köpfe höher als ihre Tafelrunde, als er ein Fürſt iſt, dem die Conſtitution ein glänzendes Altentheil angewieſen hat. Er iſt nur der er iſt, indem er eine
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Illuſionen! Wenn ſich Einige geſchämt haben, jetzt
haben ſie ſich anders beſonnen. Das bleibt weg.“
Walter fuhr fort: „„Das Ehrgefühl der Be¬
amten wird unter einer ſolchen Regierung unterdrückt,
ihr Pflichtgefühl abgeſtumpft. — Subalterne ge¬
horchen nur noch halb, ſie ſuchen ihr Heil bei den
Götzen des Tages.““
„Das bleibt. Das hat gewirkt, es kann noch
wirken. Für die Reputation ihres Beamtenheeres
haben ſie noch einiges Tendre. Weiter!“
„„Der Monarch lebt in völliger Abgeſchieden¬
heit von ſeinen Miniſtern. Von Allem, was geſchieht,
erhält er nur einſeitige Eindrücke durch das Organ
ſeiner Cabinetsräthe.““
„Sie halten inne. Haben Sie da Bedenken?“
„Könnten wir nicht die Perſon des Monarchen
aus der Sache laſſen?“
„Wir leben nicht in England. — Wir leben
in Preußen, wo der Monarch mit dem Volke iden¬
tiſch iſt. Es ſcheint eine Anomalie, aber es iſt eine
Wahrheit. Wehe ihm und dem Volke, wenn es nur
ein Schein werden könnte. Wo ein Fürſt dieſe ab¬
norme Stellung hat, wo der Kopf ſich eins fühlt
mit dem Körper, muß er auch das vertragen können,
was die andern Glieder. Preußens König iſt ſo
wenig ein Kaiſer Karl und König Artus, die als Pagoden
daſitzen, drei Köpfe höher als ihre Tafelrunde, als er ein
Fürſt iſt, dem die Conſtitution ein glänzendes Altentheil
angewieſen hat. Er iſt nur der er iſt, indem er eine
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/51>, abgerufen am 23.11.2024.
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