weise -- sagt wenigstens das Publikum -- liegen seitdem zu Tage -- und --"
"Es bleibt Alles, wie es gewesen. -- Und das, Herr, soll uns bestimmen, nicht unsre Pflicht zu thun! Nicht zu rütteln an den faulen Aesten, so lange wir Mark in den Gliedern haben, nicht zu schreien, rufen, warnen, so lange wir Athem haben und man uns nicht den Mund verbindet. Wie?"
"Ich schweige in Ehrerbietung vor Eurer Excellenz gerechter Entrüstung."
"Nein, Sie sollen sprechen, Ihre Meinung sa¬ gen, dazu sind Sie hier; darum ließ ich mich in das Gespräch mit Ihnen ein. -- Sie meinen, auch diese Denkschrift wird ohne Wirkung bleiben?"
"Man weiß, daß auch der alte General Blücher deshalb vergebens an den König geschrieben hat."
"Und jetzt werden diese Denkschrift die Prinzen Wilhelm, Heinrich, Louis Ferdinand, Rüchel und ich unterzeichnen. Damit keiner meiner Freunde mir vorwirft, daß sie in der Hitze und Galle auf's Pa¬ pier geworfen ist, wird Johannes Müller sie vor der Unterschrift überarbeiten. Wenn solche Namen zu¬ sammenklingen, solche Männer die Arme verschlingen, solche Gründe ihm in's Ohr donnern, über welche Zaubermacht müßten diese Wichte gebieten, wenn er widerstehen kann. -- Hier ist Müllers Concept. Er schließt: ""Dieses Cabinet, welches nach und nach zwischen Eure Majestät und das Ministerium sich eingedrungen hat, daß Jedermann weiß, was bei uns
weiſe — ſagt wenigſtens das Publikum — liegen ſeitdem zu Tage — und —“
„Es bleibt Alles, wie es geweſen. — Und das, Herr, ſoll uns beſtimmen, nicht unſre Pflicht zu thun! Nicht zu rütteln an den faulen Aeſten, ſo lange wir Mark in den Gliedern haben, nicht zu ſchreien, rufen, warnen, ſo lange wir Athem haben und man uns nicht den Mund verbindet. Wie?“
„Ich ſchweige in Ehrerbietung vor Eurer Excellenz gerechter Entrüſtung.“
„Nein, Sie ſollen ſprechen, Ihre Meinung ſa¬ gen, dazu ſind Sie hier; darum ließ ich mich in das Geſpräch mit Ihnen ein. — Sie meinen, auch dieſe Denkſchrift wird ohne Wirkung bleiben?“
„Man weiß, daß auch der alte General Blücher deshalb vergebens an den König geſchrieben hat.“
„Und jetzt werden dieſe Denkſchrift die Prinzen Wilhelm, Heinrich, Louis Ferdinand, Rüchel und ich unterzeichnen. Damit keiner meiner Freunde mir vorwirft, daß ſie in der Hitze und Galle auf's Pa¬ pier geworfen iſt, wird Johannes Müller ſie vor der Unterſchrift überarbeiten. Wenn ſolche Namen zu¬ ſammenklingen, ſolche Männer die Arme verſchlingen, ſolche Gründe ihm in's Ohr donnern, über welche Zaubermacht müßten dieſe Wichte gebieten, wenn er widerſtehen kann. — Hier iſt Müllers Concept. Er ſchließt: „„Dieſes Cabinet, welches nach und nach zwiſchen Eure Majeſtät und das Miniſterium ſich eingedrungen hat, daß Jedermann weiß, was bei uns
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weiſe — ſagt wenigſtens das Publikum — liegen
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„Es bleibt Alles, wie es geweſen. — Und das,
Herr, ſoll uns beſtimmen, nicht unſre Pflicht zu thun!
Nicht zu rütteln an den faulen Aeſten, ſo lange wir
Mark in den Gliedern haben, nicht zu ſchreien, rufen,
warnen, ſo lange wir Athem haben und man uns
nicht den Mund verbindet. Wie?“
„Ich ſchweige in Ehrerbietung vor Eurer Excellenz
gerechter Entrüſtung.“
„Nein, Sie ſollen ſprechen, Ihre Meinung ſa¬
gen, dazu ſind Sie hier; darum ließ ich mich in das
Geſpräch mit Ihnen ein. — Sie meinen, auch dieſe
Denkſchrift wird ohne Wirkung bleiben?“
„Man weiß, daß auch der alte General Blücher
deshalb vergebens an den König geſchrieben hat.“
„Und jetzt werden dieſe Denkſchrift die Prinzen
Wilhelm, Heinrich, Louis Ferdinand, Rüchel und
ich unterzeichnen. Damit keiner meiner Freunde mir
vorwirft, daß ſie in der Hitze und Galle auf's Pa¬
pier geworfen iſt, wird Johannes Müller ſie vor der
Unterſchrift überarbeiten. Wenn ſolche Namen zu¬
ſammenklingen, ſolche Männer die Arme verſchlingen,
ſolche Gründe ihm in's Ohr donnern, über welche
Zaubermacht müßten dieſe Wichte gebieten, wenn er
widerſtehen kann. — Hier iſt Müllers Concept. Er
ſchließt: „„Dieſes Cabinet, welches nach und nach
zwiſchen Eure Majeſtät und das Miniſterium ſich
eingedrungen hat, daß Jedermann weiß, was bei uns
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/55>, abgerufen am 23.11.2024.
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