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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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geschieht, geschehe nur und allein durch die drei oder
vier Männer, hat, besonders in Staatssachen, alles
und jedes Vertrauen längst eingebüßt. Ja, Majestät,
die öffentliche Stimme redet fürchterlich deutlich und
bestimmt von Bestechung.""

"So wird er Ihnen entgegnen: Beweis't es!
Excellenz, dies eine Wort kann Alles verderben.
Können wir, kann irgend Einer den Beweis führen?
Ja, die Hand auf's Herz, kann einer dieser Hoch¬
gestellten und Gefeierten vor Gott die Betheuerung
aussprechen: ich bin fest überzeugt, daß französisches
Geld in ihren Taschen klimpert! Haben wir nicht
vielmehr die moralische Ueberzeugung, daß sie mehr
aus Indolenz, Eitelkeit, Dünkel, aus eigener Ueber¬
hebung, aus Schlaffheit und Faulheit im Denken,
sich gegen das Vaterland versündigen, als daß sie
wirklich Verbrecher sind!"

Der Minister machte, die Hände auf dem Rücken, die
Augen niederschlagend, wieder seine Zimmerpromenade:

"Sie mögen Recht haben, Gott hat sie nicht in
seinem Zorn erschaffen, nur in seinem Mißmuth: daß,
zu unserer Beschämung, auch solches Gewürm herum¬
kriechen muß."

"Vermöge ihrer zwei Beine müssen sie doch auf¬
recht gehen, und aufrecht gehend müssen sie die Augen
aufschlagen, sie müssen sehen, was vor ihnen ist. In
Augenblicken, wo sie aus ihrem wüsten Taumel er¬
wachen, müssen sie auch an den Richterspruch der
Nachwelt denken."

geſchieht, geſchehe nur und allein durch die drei oder
vier Männer, hat, beſonders in Staatsſachen, alles
und jedes Vertrauen längſt eingebüßt. Ja, Majeſtät,
die öffentliche Stimme redet fürchterlich deutlich und
beſtimmt von Beſtechung.““

„So wird er Ihnen entgegnen: Beweiſ't es!
Excellenz, dies eine Wort kann Alles verderben.
Können wir, kann irgend Einer den Beweis führen?
Ja, die Hand auf's Herz, kann einer dieſer Hoch¬
geſtellten und Gefeierten vor Gott die Betheuerung
ausſprechen: ich bin feſt überzeugt, daß franzöſiſches
Geld in ihren Taſchen klimpert! Haben wir nicht
vielmehr die moraliſche Ueberzeugung, daß ſie mehr
aus Indolenz, Eitelkeit, Dünkel, aus eigener Ueber¬
hebung, aus Schlaffheit und Faulheit im Denken,
ſich gegen das Vaterland verſündigen, als daß ſie
wirklich Verbrecher ſind!“

Der Miniſter machte, die Hände auf dem Rücken, die
Augen niederſchlagend, wieder ſeine Zimmerpromenade:

„Sie mögen Recht haben, Gott hat ſie nicht in
ſeinem Zorn erſchaffen, nur in ſeinem Mißmuth: daß,
zu unſerer Beſchämung, auch ſolches Gewürm herum¬
kriechen muß.“

„Vermöge ihrer zwei Beine müſſen ſie doch auf¬
recht gehen, und aufrecht gehend müſſen ſie die Augen
aufſchlagen, ſie müſſen ſehen, was vor ihnen iſt. In
Augenblicken, wo ſie aus ihrem wüſten Taumel er¬
wachen, müſſen ſie auch an den Richterſpruch der
Nachwelt denken.“

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[46/0056] geſchieht, geſchehe nur und allein durch die drei oder vier Männer, hat, beſonders in Staatsſachen, alles und jedes Vertrauen längſt eingebüßt. Ja, Majeſtät, die öffentliche Stimme redet fürchterlich deutlich und beſtimmt von Beſtechung.““ „So wird er Ihnen entgegnen: Beweiſ't es! Excellenz, dies eine Wort kann Alles verderben. Können wir, kann irgend Einer den Beweis führen? Ja, die Hand auf's Herz, kann einer dieſer Hoch¬ geſtellten und Gefeierten vor Gott die Betheuerung ausſprechen: ich bin feſt überzeugt, daß franzöſiſches Geld in ihren Taſchen klimpert! Haben wir nicht vielmehr die moraliſche Ueberzeugung, daß ſie mehr aus Indolenz, Eitelkeit, Dünkel, aus eigener Ueber¬ hebung, aus Schlaffheit und Faulheit im Denken, ſich gegen das Vaterland verſündigen, als daß ſie wirklich Verbrecher ſind!“ Der Miniſter machte, die Hände auf dem Rücken, die Augen niederſchlagend, wieder ſeine Zimmerpromenade: „Sie mögen Recht haben, Gott hat ſie nicht in ſeinem Zorn erſchaffen, nur in ſeinem Mißmuth: daß, zu unſerer Beſchämung, auch ſolches Gewürm herum¬ kriechen muß.“ „Vermöge ihrer zwei Beine müſſen ſie doch auf¬ recht gehen, und aufrecht gehend müſſen ſie die Augen aufſchlagen, ſie müſſen ſehen, was vor ihnen iſt. In Augenblicken, wo ſie aus ihrem wüſten Taumel er¬ wachen, müſſen ſie auch an den Richterſpruch der Nachwelt denken.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/56>, abgerufen am 27.11.2024.