mit. Aber jetzt, Ordre parirt! -- Mäuschenstill!" Damit hatte er den eigenen Mantel losgerissen und um die Schultern des Neffen geknöpft. Der Neffe parirte auch, er schulterte, ein Gliedermann, aber in der Hand den blanken Degen. -- "Platz! Platz!" riefen die Polizeimänner. -- "Retten Sie sich!" rie¬ fen viele Stimmen aus den Gruppen; die Gruppen machten diesmal Partie mit Offizieren und Junkern, deren Uebermuth so oft doch ihre lauten Aeußerun¬ gen des Unwillens hervorgerufen hatte. Der Ritt¬ meister hatte rasch den Pallasch seinem Neffen aus der Hand gerissen und ebenso rasch hatten wohl¬ meinende Bürger den jungen Officier untergefaßt und in's Gedränge geführt. Er war gerettet, aber sein Retter -- in der leuchtenden Uniform, den blanken Degen in der Hand!
"Da steht er!" rief der Commandirende der Pa¬ trouille und meinte wohl damit denjenigen, den die Reiter schon von fern gesehen mit der Degenspitze an den Fenstern klirren. "Platz! Platz!" Der Platz aber war grade das, was fehlte, und wo er noch war, trat die hülfreiche Straßenjugend ein, ihn zu versperren. Es war von je in ihrer Art, die Polizei zu necken, und wir verschwören nicht, daß sie der Patrouille falsche Weisung gab, um ihren Eifer vom gesuchten Ziele abzulenken.
Aber auch der Rittmeister fühlte sich plötzlich von einem Mann unter den Arm gefaßt und fort¬ gerissen.
mit. Aber jetzt, Ordre parirt! — Mäuschenſtill!“ Damit hatte er den eigenen Mantel losgeriſſen und um die Schultern des Neffen geknöpft. Der Neffe parirte auch, er ſchulterte, ein Gliedermann, aber in der Hand den blanken Degen. — „Platz! Platz!“ riefen die Polizeimänner. — „Retten Sie ſich!“ rie¬ fen viele Stimmen aus den Gruppen; die Gruppen machten diesmal Partie mit Offizieren und Junkern, deren Uebermuth ſo oft doch ihre lauten Aeußerun¬ gen des Unwillens hervorgerufen hatte. Der Ritt¬ meiſter hatte raſch den Pallaſch ſeinem Neffen aus der Hand geriſſen und ebenſo raſch hatten wohl¬ meinende Bürger den jungen Officier untergefaßt und in's Gedränge geführt. Er war gerettet, aber ſein Retter — in der leuchtenden Uniform, den blanken Degen in der Hand!
„Da ſteht er!“ rief der Commandirende der Pa¬ trouille und meinte wohl damit denjenigen, den die Reiter ſchon von fern geſehen mit der Degenſpitze an den Fenſtern klirren. „Platz! Platz!“ Der Platz aber war grade das, was fehlte, und wo er noch war, trat die hülfreiche Straßenjugend ein, ihn zu verſperren. Es war von je in ihrer Art, die Polizei zu necken, und wir verſchwören nicht, daß ſie der Patrouille falſche Weiſung gab, um ihren Eifer vom geſuchten Ziele abzulenken.
Aber auch der Rittmeiſter fühlte ſich plötzlich von einem Mann unter den Arm gefaßt und fort¬ geriſſen.
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mit. Aber jetzt, Ordre parirt! — Mäuschenſtill!“
Damit hatte er den eigenen Mantel losgeriſſen und
um die Schultern des Neffen geknöpft. Der Neffe
parirte auch, er ſchulterte, ein Gliedermann, aber in
der Hand den blanken Degen. — „Platz! Platz!“
riefen die Polizeimänner. — „Retten Sie ſich!“ rie¬
fen viele Stimmen aus den Gruppen; die Gruppen
machten diesmal Partie mit Offizieren und Junkern,
deren Uebermuth ſo oft doch ihre lauten Aeußerun¬
gen des Unwillens hervorgerufen hatte. Der Ritt¬
meiſter hatte raſch den Pallaſch ſeinem Neffen aus
der Hand geriſſen und ebenſo raſch hatten wohl¬
meinende Bürger den jungen Officier untergefaßt und
in's Gedränge geführt. Er war gerettet, aber ſein
Retter — in der leuchtenden Uniform, den blanken
Degen in der Hand!
„Da ſteht er!“ rief der Commandirende der Pa¬
trouille und meinte wohl damit denjenigen, den die
Reiter ſchon von fern geſehen mit der Degenſpitze an
den Fenſtern klirren. „Platz! Platz!“ Der Platz
aber war grade das, was fehlte, und wo er noch
war, trat die hülfreiche Straßenjugend ein, ihn zu
verſperren. Es war von je in ihrer Art, die
Polizei zu necken, und wir verſchwören nicht, daß
ſie der Patrouille falſche Weiſung gab, um ihren
Eifer vom geſuchten Ziele abzulenken.
Aber auch der Rittmeiſter fühlte ſich plötzlich
von einem Mann unter den Arm gefaßt und fort¬
geriſſen.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/65>, abgerufen am 23.11.2024.
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